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Politik

Investigativjournalist in Ghana erschossen

17. Januar 2019

Der Journalist war an der Aufdeckung eines großen Korruptionsskandals im ghanaischen Fußballverband beteiligt. Darüber stolperte auch der Verbandspräsident. Nun wird ein Abgeordneter für die Tat verantwortlich gemacht.

Ghana Fussball-Nationalmannschaft
Bild: picture-alliance/ZUMAPRESS.com/U. Pedersen

Ahmed Hussein-Suale sei von Unbekannten in den Nacken und die Brust geschossen worden, als er am Mittwochabend in der Hauptstadt Accra auf dem Heimweg gewesen sei, wie ein Polizeisprecher an diesem Donnerstag bekanntgab.

Hussein-Suale gehörte zu einem Reporter-Team um den preisgekrönten Journalisten Anas Aremeyaw Anas. Der enthüllende Fernsehbeitrag zur Korruption im ghanaischen Fußball führte Mitte letzten Jahres unter anderem zu der Suspendierung und dem späteren Rücktritt des Ghanaers Kwesi Nyantakyi als Präsident des Fußballverbandes GFA und als Mitglied des FIFA-Councils.

Im Kurzbotschaftendienst Twitter reagierte Anas auf die tödliche Attacke: "Traurige Nachrichten, aber wir werden nicht zum Schweigen gebracht. Ruhe in Frieden, Ahmed."


Er macht den Abgeordneten Kennedy Agyapong für den Tod seines Kollegen verantwortlich. Dieser habe Fotos und das Wohnviertel von Hussein-Suale im Fernsehen veröffentlicht und dazu aufgerufen, ihn anzugreifen. "Wenn ihr ihn seht, brecht ihm die Ohren", sagte
Agyapong mit aggressiver Stimme in der live übertragenen Sendung, deren Aufzeichnung im Internet zu sehen ist. "Was immer geschieht, ich werde dafür zahlen."

Korruptionsverdacht

Der Verband GFA wurde wegen der Affäre von der Regierung aufgelöst. Sieben Schieds- und Linienrichter wurden wegen Korruptionsverdachtes vom afrikanischen Kontinentalverband CAF für mehrere Jahre gesperrt.

FIFA schloss den Präsidenten des Fußballverbands Ghanas Nyantakyi wegen Korruption auf Lebenszeit ausBild: picture-alliance/AP Photo/C. Thompson

In dem Dokumentarfilm, an dem Hussein-Suale mitgearbeitet hatte, war Funktionär Nyantakyi unter anderem zu sehen, wie er versprach, gegen hohe Zahlungen Einfluss auf Politiker nehmen zu können. Eine andere Szene zeigt ihn bei der Annahme einer Bargeldzahlung von umgerechnet 60.000 Euro. Außerdem soll er elf Millionen Dollar für die Vermittlung von Regierungsaufträgen verlangt haben.

Ghanas nationale Medienaufsichtsbehörde verurteilte die Tat und forderte eine gründliche Untersuchung von der Polizei. "Es wird im nationalen Interesse sein, die Täter dieses Verbrechens zu verhaften", erklärte Kommissionssprecher Yaw Boadu Ayeboafo.

Der 34-jährige Hussein-Suale hatte vor seinem Tod eine Beschwerde bei der Polizei eingereicht, nachdem Fotos seines Gesichts im Fernsehen veröffentlicht worden waren.

Gewalt gegen Journalisten ist in Ghana selten. Seit 1992 hat das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) nur einen weiteren Mord verzeichnet. In der Rangliste der Pressefreiheit von "Reporter ohne Grenzen" belegt Ghana auf Rang 23 den besten Platz eines afrikanischen Landes, nur acht Plätze hinter Deutschland.

ni/sti (afp, dpa, epd)

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