1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

IOC: Russische Athleten dürfen in Pyeongchang starten

5. Dezember 2017

Das Internationale Olympische Komitee verzichtet im russischen Dopingskandal auf eine harte Sanktion: Zwar wird Russlands NOK gesperrt, allerdings kommt es nicht zum befürchteten Komplett-Ausschluss des Olympiateams.

Fahne Russland Olympisch
Bild: picture alliance/dpa/H. Hanschke

Das IOC hat eine Kompromisslösung gefunden, die es russischen Athleten ermöglicht, doch bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang zu starten. Zwar schließt das Internationale Olympische Komitee Russland aufgrund des Doping-Skandals während der Spiele von Sotschi 2014 von den kommenden Winterspielen in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) aus, allerdings soll russischen Sportlern unter Auflagen ein Start als "neutrale Athleten" ermöglicht werden. Das IOC verzichtete damit auf die Höchststrafe für Russland. In Südkorea dürfen nur unbelastete russische Athleten "unter strikten Konditionen" teilnehmen. Sie starten unter neutraler Flagge, bei der Siegerehrung wird nicht die russische, sondern die olympische Hymne gespielt. Das entschied das IOC auf einer Exekutivsitzung am Dienstag in Lausanne.

Außerdem wurde der frühere russische Sportminister Witali Mutko, der aktuell Chef des russischen Fußball-Verbandes und WM-Organisationschef ist, von allen zukünftigen Olympischen Spielen ausgeschlossen. Zudem verhängte das IOC eine Geldbuße in Höhe von 15 Millionen US-Dollar, die dem Anti-Doping-Kampf zugute kommt. Ein Komplett-Ausschluss - es wäre der erste in der 121-jährigen Geschichte der Olympischen Spiele wegen Doping-Verstößen gewesen - blieb Russland jedoch erspart. Russland kann vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS noch einen Einspruch einlegen.

Bach: "Katalysator für Anti-Doping-Kampf"

IOC-Präsident Thomas BachBild: Reuters/D. Balibouse

"Es war ein beispielloser Angriff auf die Integrität der Olympischen Bewegung und des Sports", sagte IOC-Präsident Thomas Bach. Darum habe das IOC-Exekutivkomitee ausgewogene Sanktionen für die systematische Manipulation ausgesprochen. "Dies soll einen Strich unter die schädigende Episode ziehen und als Katalysator für einen von der WADA geleiteten effektiveren Anti-Doping-Kampf dienen", sagte Bach weiter. Es tue ihm sehr leid für alle Athleten, die unter dieser Manipulation gelitten hätten: "Wir werden nun mit der IOC-Athletenkommission nach Möglichkeiten suchen, um die Momente wieder aufleben zu lassen, die sie auf der Ziellinie oder auf dem Podium verpasst haben." 

Boykott oder nicht?

Ob russische Sportler allerdings tatsächlich ohne Flagge und Hymne an den Start gehen werden, ist noch fraglich. Im Vorfeld der Entscheidung waren in Russland für diesen Fall bereits Rufe nach einem Boykott laut geworden. "Ein olympischer Boykott hat noch nie etwas gebracht. Ich sehe auch keinen Grund für einen Boykott durch russische Sportler, weil wir den sauberen Athleten erlauben zu starten", sagte Bach: "Diese Athleten können eine Brücke bauen in die Zukunft eines sauberen Sports statt eine neue Mauer zu errichten." 

Kreml-Sprecher Dimitri Peskow hatte am Montag erklärt, dass sein Land keinen Boykott erwäge, gleichzeitig aber Putins Entscheidungsgewalt betont. Möglicherweise sind die Russen angesichts der Schwere der Vorwürfe bereit, die bittere Pille neutrale Flagge zu schlucken, auch wenn Staatspräsident Wladimir Putin dies im Vorfeld als "Erniedrigung des Landes" bezeichnet hatte. Die staatlichen Fernsehsender in Russland reagierten schnell und kündigten an, die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang wegen der Strafen des IOC nicht zu übertragen. Das teilte die Pressestelle der TV-Holding WGTRK in Moskau unmittelbar nach der Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees mit.

Russland hatte in den Jahren 2011 bis 2015 ein institutionelles Dopingsystem installiert. Darin verwickelt waren laut den Berichten des WADA-Sonderermittlers Richard McLaren rund 1000 Sportler. Ausgelöst wurde der Skandal im Mai 2016 durch den Whistleblower Grigori Rodschenkow, den ehemaligen Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors. 

asz (dpa, sid)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen