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Politik

IOC sanktioniert belarussische Funktionäre

6. August 2021

Das IOC hat zwei Trainer aus Belarus von den Olympischen Spielen in Tokio ausgeschlossen. Hintergrund ist die Flucht von Kristina Timanowskaja vor der eigenen Teamleitung. Die Läuferin äußerte sich gegenüber der DW.

Die übergroßen olympischen Ringe auf einem Floß in der Bucht von Tokio
Die übergroßen olympischen Ringe auf einem Floß in der Bucht von Tokio Bild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Nach den schwerwiegenden Vorwürfen der Leichtathletin Kristina Timanowskaja hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) erste Sanktionen gegen zwei Funktionäre aus Belarus beschlossen. Juri Moisewitsch und Artur Schumak, die von der Disziplinarkommission zu Timanowskajas Entführungsvorwürfen befragt worden waren, haben ihre Akkreditierungen verloren. Das teilte das IOC mit.

Sie seien aufgefordert worden, das Olympische Dorf zu verlassen und hätten dies umgehend getan. Das IOC gebe ihnen die Möglichkeit, Stellung zu nehmen. 

Die Entscheidung sei "im Interesse des Wohlergehens der belarussischen Athleten, die sich noch in Tokio befinden" gefallen, erklärte das IOC via Twitter. IOC-Präsident Thomas Bach nannte den Fall "bedauerlich". Die Disziplinarkommission werde seine Ermittlungen fortsetzen.

Sprinterin Timanowskaja war nach eigenen Angaben von Trainer Moisewitsch und Schumak, dem stellvertretenden Leiter des nationalen Trainingszentrums, unter Druck gesetzt worden. Sie sollte gegen ihren Willen vor ihrem 200-Meter-Rennen in die Heimat fliegen, nachdem sie ihre Trainer für eine sportliche Entscheidung öffentlich kritisiert hatte. Der Cheftrainer habe ihr mitgeteilt, "dass jemand entschieden hat, dass ich nach Hause gehen soll", sagte die 24-Jährige der DW. "Es sei nicht seine Entscheidung gewesen. Es war eine Entscheidung aus Minsk." Aus Angst vor Konsequenzen im autoritären Belarus wandte sie sich an die Polizei und das IOC. Schließlich fand sie Hilfe bei der polnischen Botschaft, in der sie zwei Nächte verbrachte.

Die Regierung in Warschau stellte Timanowskaja ein humanitäres Visum aus. Seit Mittwochabend ist die Sportlerin in Polen. Sie sei "froh, in Sicherheit zu sein", sagte sie am Donnerstag in Warschau. Timanowskaja berichtete, ihr Ehemann Arseni Zdanewitsch sei ebenfalls auf dem Weg nach Polen, wo vermehrt belarussische Regierungskritiker Zuflucht suchen. Auch Zdanewitsch erhalte ein humanitäres Visum, teilte die Regierung mit.

Sportlerin Kristina Timanowskaja und der belarussische Oppositionspolitiker Pawel Latuschko bei der Pressekonferenz Bild: Magdalena Gwozdz/DW

Maas verurteilte das Verhalten der belarussischen Delegation

In den Fall der Sportlerin hatten sich auch hochrangige Politiker eingeschaltet. So verurteilten Bundesaußenminister Heiko Maas und sein US-Amtskollege Antony Blinken das Vorgehen der belarussischen Delegation. "Mir wurde Unterstützung aus der ganzen Welt zuteil", sagte Timanowskaja der DW. "Und diese Unterstützung macht mich viel stärker."

Die Behörden in Belarus gehen seit Monaten mit großer Härte gegen Regierungskritiker vor. Im vergangenen Jahr waren Massenproteste nach der umstrittenen Wiederwahl von Machthaber Alexander Lukaschenko brutal niedergeschlagen worden. Seitdem haben sich viele Oppositionelle ins Ausland abgesetzt.

Timanowskaja will wieder zu Olympia

Timanowskaja gehört zu den mehr als 2000 belarussischen Sportlern, die einen offenen Brief unterzeichnet haben, in dem sie Neuwahlen und die Freilassung politischer Gefangener fordern.

Und wie geht es für die Läuferin jetzt weiter? "Ich träume davon, meine Sportkarriere fortzusetzen, denn ich bin ja erst 24 Jahre alt", sagte Timanowskaja im DW-Interview. "Ich will bei den nächsten, vielleicht sogar bei den übernächsten Olympischen Spielen antreten. Das war auch schon vor dieser ganzen Sache mein großer Traum."

se/sn/ fab (DW, sid, afp, dpa, rtr)

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