1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

IOC untersucht Fall Timanowskaja

3. August 2021

Das Internationale Olympische Komitee leitet nach dem Hilferuf der Leichtathletin Kristina Timanowskaja eine formale Untersuchung gegen das belarussische NOK ein. Sie war in die polnische Botschaft in Tokio geflohen.

Tokio 2020 l Sport l Athletin Krystsina Tsimanouskaya, Belarus
Bild: Aleksandra Szmigiel/REUTERS

"Wir müssen alle Tatsachen feststellen und alle Beteiligten anhören, bevor wir weitere Maßnahmen ergreifen", sagte der Sprecher des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Mark Adams. Das IOC hatte eine Stellungnahme des Belarussischen Olympischen Komitees angefordert, die Frist lief laut Adams am Dienstag ab. Wann das IOC seine Ermittlungen abschließen werde, wollte der IOC-Sprecher nicht sagen. "Diese Dinge brauchen Zeit. Wir müssen der Sache auf den Grund gehen", betonte er.

Die Sprinterin Kristina Timanowskaja aus Belarus (Weißrussland) war nach Angaben der Opposition ihres Landes einer drohenden Entführung aus Japan entgangen. Sie sollte offenbar gegen ihren Willen von Vertretern des belarussischen Kaders außer Landes gebracht werden. Aus Angst vor Repressalien in der Heimat suchte die 24-Jährige am Flughafen Haneda in Tokio Schutz bei der Polizei und bat das IOC um Hilfe. Sie erhielt in der polnischen Botschaft in Tokio ein humanitäres Visum und ist nun auf dem Weg nach Warschau. Mehrere europäische Staaten sagten Timanowskaja Unterstützung zu.

Timanowskaja spricht mit einem Polizisten auf dem Flughafen Haneda in TokioBild: Issei Kato/REUTERS

Die Athletenvertretung Global Athlete hatte das IOC zuvor aufgefordert, das NOK aus Belarus sofort zu suspendieren. Die Sportlerinnen und Sportler aus Belarus sollten unter der olympischen Flagge als neutrale Athleten starten. Auch der Verein Athleten Deutschland hatte Sanktionen gefordert, sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten. Timanowskaja hatte es gewagt, sich öffentlich gegen den eigenen Leichtathletikverband zu positionieren. Sie gab an, gezwungen worden zu sein, an der 4x400-Meter-Staffel teilzunehmen. Nominiert war sie aber für die Rennen über 100 und 200 Meter.

Polen spricht von kriminellem Entführungsversuch

Im Fall Timanowskaja forderte der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki Konsequenzen für die Führung in Minsk. Er sprach von einem kriminellen Versuch, eine Sportlerin zu entführen, die kritisch gegenüber dem belarussischen Regime eingestellt sei. Die "Aggression der belarussischen Sicherheitsdienste auf japanischem Gebiet" müsse "auf entschiedenen Widerspruch der internationalen Gemeinschaft stoßen", forderte der Regierungschef auf Facebook. Morawiecki wies darauf hin, dass die Olympischen Spiele ein Symbol des Friedens und des Fairplays sein sollten.

Polens Botschafter in Japan, Pawel Milewski, schrieb nach einem Treffen mit Timanowskaja bei Twitter: "Sie ist erschöpft, verängstigt, aber sehr dankbar für unsere Hilfe in dieser extrem schweren Zeit in ihrer Sportkarriere." Polen werde in Kooperation mit der japanischen Regierung weiter dafür sorgen, dass die Athletin sich "sicher und geschützt" fühle.

Auch Adams sagte, Timanowskaja habe dem IOC in mehreren Gesprächen versichert, sie fühle sich "sicher und geschützt". Die 24-Jährige befinde sich nun an einem sicheren Ort. Das IOC habe das Nationale Olympische Komitee Polens mit der Frage kontaktiert, wie man Timanowskaja in Zukunft unterstützen könne. "Unsere allererste und oberste Priorität ist die Sicherheit der Athleten", sagte Adams.

Das IOC hatte noch am Montag die bisherigen Maßnahmen gegen das belarussische NOK verteidigt. Staatschef Alexander Lukaschenko musste sein Amt als Vorsitzender abgeben, seinem Sohn Wiktor verweigert das IOC die Anerkennung als dessen Nachfolger. Die finanziellen Zuwendungen wurden ausgesetzt, ebenso Gespräche über IOC-Veranstaltungen in Belarus.

Litauen meldet Flüchtlingsnotstand

03:21

This browser does not support the video element.

Viele Belarussen fliehen angesichts von Repression in ihrem Heimatland in die benachbarte Ukraine, nach Polen oder Litauen. Der seit fast drei Jahrzehnten regierende belarussische Präsident Lukaschenko war im August trotz massiver Betrugsvorwürfe zum Sieger der Wahl erklärt worden. Dies löste historische Massenproteste aus, die von den Sicherheitskräften brutal niedergeschlagen wurden.

kle/sti (dpa, sid)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen