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Politik

Einheiten rücken weiter auf Mossul vor

29. Oktober 2016

Iraks Armee zieht den Belagerungsring um die Metropole Mossul enger. Zugleich rücken auch die schiitischen Milizen vor - die Menschenrechtsorganisationen zufolge oft äußerst brutal gegen Sunniten vorgehen.

Regierungstruppen am Freitag im Süden von Mossul
Regierungstruppen am Freitag im Süden von MossulBild: Reuters

Mit einem Angriff im Westen der von der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) kontrollierten Stadt Mossul bemühen sich irakische Spezialeinheiten, Versorgungswege zur syrischen IS-Hochburg Rakka zu kappen. Dies sagte der Sprecher der Spezialeinheiten, Ahmed al-Assadi, der Nachrichtenagentur AFP. Im mehr als eine Million Einwohner zählenden Mossul werden bis zu 5000 IS-Kämpfer vermutet. Sie kontrollieren einen Korridor westlich von Mossul, der die Stadt mit dem syrischen Teil des von ihnen 2014 ausgerufenen Kalifats verbindet.

Auch schiitische Milizen rücken auf Mossul vor. Der Belagerungsring um die Stadt soll enger gezogen und die Stadt Tal Afar zurückerobert werden, sagte der Sprecher der schiitischen Milizen Haschd al-Schaabi. Menschenrechtsgruppen haben jedoch immer wieder davor gewarnt, dass ein Eingreifen der vom Iran unterstützten schiitischen Volksmobilisierungseinheiten zu einem Aufflammen religiös motivierter Gewalt führen könnte.

Vorwurf: Schiiten-Miliz terrorisiert sunnitische Bevölkerung

Obwohl die Schiiten die Mehrheit der Bevölkerung im Irak stellen, leben im Norden und Westen meist Sunniten. Die Vereinten Nationen werfen den schiitischen Milizen Übergriffe auf Sunniten vor. So sollen sie mehr als 640 sunnitische Männer und Jugendliche aus der ehemaligen IS-Hochburg Falludscha verschleppt haben. 50 von ihnen seien erschossen oder zu Tode gefoltert worden. Amnesty International wirft schiitischen Milizen schwere Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen gegen Zivilisten vor, die aus dem Machtbereich des IS fliehen.

Irakische Kurden, irakische Sunniten sowie die Türkei hatten sich zuvor dagegen ausgesprochen, die schiitischen Volksmobilisierungseinheiten in den Anti-IS-Kampf mit einzubinden. In der schiitischen Bevölkerung im Irak trifft die Einbeziehung der Milizen jedoch auf breite Unterstützung.

Truppen rücken in die Stadt Schura vorBild: Reuters

Die Streitkräfte rückten zudem auf die Stadt Schura im Süden Mossuls vor. Kommandeure erklärten, IS-Kämpfer hätten die Stadt bereits vor einigen Tagen verlassen und dabei Zivilisten als menschliche Schutzschilde benutzt.

Bei der Offensive zur Rückeroberung Mossuls hatten die irakischen Streitkräfte und kurdischen Peschmerga bislang von Norden, Osten und Süden aus angegriffen. Am Freitag hatten die Streitkräfte bei ihrem Vormarsch eine Kampfpause eingelegt. Der Sprecher der Militärkoalition, US-Oberst John Dorrian, sagte in einer Videokonferenz mit Journalisten in Washington, die irakischen Verbände gruppierten sich neu und stellten sich auf die Kampfmethoden der Mossul kontrollierenden IS-Miliz ein.

In der Zwischenzeit setzte die Militärkoalition die Luftangriffe zur Unterstützung irakischer Regierungstruppen, kurdischer Peschmerga-Einheiten und schiitischer Milizen fort. Diese gälten auch Tunneln mit IS-Kämpfern sowie Kommandozentren der Dschihadisten, sagte Dorrian. Seit Beginn der Offensive auf Mossul habe die Koalition fast 2500 Bomben, Raketen, Granaten und Fernlenkgeschosse abgefeuert. Der Chef des Zentralkommandos der US-Streitkräfte (Centcom), General Joseph Votel, schätzte die Zahl der getöteten IS-Kämpfer auf bis zu 900.

Während der Offensive flohen zunehmend Zivilisten aus vom IS gehaltenen Gebieten. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) gab die Zahl der Geflüchteten seit dem 17. Oktober mit fast 16.000 an.

Nach UN-Angaben haben Dschihadisten in und um die nordirakische Stadt in den vergangenen Tagen mehr als 250 Menschen hingerichtet und fast 8000 Familien entführt. Wie das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte mitteilte, will der IS die entführten Zivilisten offenbar in Mossul als menschliche Schutzschilde missbrauchen. Am Mittwoch sollen den Angaben zufolge auf dem Militärstützpunkt al-Issa außerhalb von Mossul 42 Zivilisten erschossen worden sein, weil sie sich dem IS-Befehl verweigerten, in die Großstadt zu ziehen.

stu/vk/sti (afp, dpa)

 

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