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Politik

Irak: Damit hat IS Niederlage eingestanden

22. Juni 2017

Die Einschätzung von Ministerpräsident al-Abadi nach der Zerstörung der Al-Nuri-Moschee in Mossul hat Einiges für sich: Offenbar ist die Terrormiliz so geschwächt, dass sie nur noch die Taktik der verbrannten Erde kennt.

Vom irakischen Militär veröffentlichtes Luftbild von der zerstörten Großen Moschee von Mossul (Foto: Reuters/Iraqi Military )
Vom irakischen Militär veröffentlichtes Luftbild von der zerstörten Großen Moschee von Mossul Bild: Reuters/Iraqi Military

Nach der Zerstörung der symbolträchtigen Großen Moschee in der irakischen IS-Hochburg Mossul sieht Regierungschef Haider al-Abadi die Terrormiliz "Islamischer Staat" am Ende. "Daeshs Sprengung des Al-Hadba Minaretts und der Al-Nuri-Moschee ist eine formale Erklärung ihrer Niederlage", twitterte Al-Abadi. Daesh ist die arabische Abkürzung für den "Islamischen Staat". Am Mittwochabend hatten das irakische und das US-Militär berichtet, dass die Dschihadisten das Gebetshaus in die Luft gesprengt hätten, nachdem irakische Sondereinheiten bis auf 50 Meter an das Gotteshaus herangerückt waren.

Der irakische Regierungschef Haider al-Abadi

Schockiert und wütend reagierten die Einwohner von Mossul auf die Sprengung. "Es ist, als sei ein Teil von mir gestorben", sagte etwa der 54-jährige Lehrer Ahmed Said. Die Stadt werde nicht mehr dieselbe sein ohne die Moschee mit dem schiefen Minarett, die Mossul fast 850 Jahre lang geschmückt habe.

"Schlimmste Barbaren der Geschichte" 

Für viele Muslime ist nicht allein die Sprengung sondern auch der Zeitpunkt ein schwerer Frevel. Sie erfolgte in der für Muslime heiligsten Periode des Fastenmonats Ramadan. In die letzten zehn Tage des Ramadan fällt der Abend, an dem sie die Offenbarung des Korans an den Propheten Mohammed begehen. Siad, ein Kunststudent aus Mossul, sagte, die Stadt sei in den vergangenen 900 Jahren von vielen Feinden beherrscht worden, aber niemand habe es jemals gewagt, die Moschee zu zerstören. Die Sprengung zeige, dass die IS-Extremisten "die schlimmsten Barbaren der gesamten Geschichte" seien.

Offenbar wollte die Terrormiliz verhindern, dass irakische Soldaten die Flagge herunterholen und diese Bilder um die Welt gehen. Sie beschuldigten zugleich die US-Streitkräfte, die Moschee bombardiert zu haben. Die USA wiesen umgehend jegliche Verantwortung für die Zerstörung zurück. "Wir sind keine Angriffe in dieser Region geflogen", sagte ein Sprecher der US-Luftwaffe. Der Kommandeur der Bodentruppen der Anti-IS-Koalition, US-Generalmajor Joseph Martin, sprach von einem "Verbrechen gegen das Volk von Mossul und des ganzen Irak und ein Beispiel dafür, warum diese brutale Organisation vernichtet werden muss".

Es war einmal: Blick auf "die Gekrümmte" - das schiefe Minarett der Al-Nuri-Moschee in Mossul (Foto vom März 2017)Bild: Getty Images/AFP/A. Al-Rubaye

Die Al-Nuri-Moschee ist für den IS von großer symbolischer Bedeutung. 2014 hatte dort der IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi ein Kalifat in den vom IS kontrollierten Gebieten Syriens und Iraks ausgerufen. Auf dem 45 Meter hohen Minarett wehte seitdem die schwarze IS-Fahne. Das Gebetshaus geht auf das 12. Jahrhundert zurück und ist benannt nach Nur al-Din Sinki, einem Herrscher, der den Bau in Auftrag gab. Berühmt war die Moschee nicht zuletzt wegen ihres schiefstehenden Minaretts, das vom Einsturz bedroht war. Es wurde auch "Al-Hadba" ("Die Gekrümmte") oder scherzhaft "Der schiefe Turm von Mossul" genannt. Ungeeignetes Baumaterial und Wind sollen für die Schieflage verantwortlich sein.

"Einer der brutalsten Kriege in der modernen Geschichte" 

Irakische Truppen hatten vergangenen Herbst mit der Offensive auf die wichtigste Stadt im Irak unter Kontrolle des IS begonnen. Während der heftigen Kämpfe wurden Tausende Menschen getötet und Hunderttausende vertrieben. Nach Angaben eines US-Offiziers sind nur noch zwei Quadratkilometer im Zentrum der Stadt unter IS-Kontrolle. Der IS steht militärisch wie im Irak auch in Syrien mit dem Rücken zur Wand.

Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF beschrieb den Krieg mit dem IS als "einen der brutalsten in der modernen Geschichte". Insbesondere die Kinder litten darunter, den schieren Horror und die unvorstellbare Gewalt erleben zu müssen, erklärte UNICEF. In Mossul würden Kinder vom IS getötet, um ihre Familien von der Flucht abzuhalten. In der hart umkämpften Altstadt sind nach Schätzungen von Hilfsorganisationen noch rund 100.000 Menschen eingeschlossen. In Irak insgesamt seien rund fünf Millionen Kinder dringend aus Hilfe angewiesen.

sti/uh (afp, dpa, rtr, ape)

 

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