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Al-Abadi kritisiert Anti-IS-Koalition

2. Juni 2015

Iraks Regierungschef al-Abadi hält die bisherige Strategie der internationalen Koalition gegen den IS für gescheitert. Bei einer Konferenz des Anti-IS-Bündnisses forderte er mehr Unterstützung - vor allem militärisch.

Frankreich Steinmeier bei Konferenz gegen IS-Terrormiliz
Bild: Thomas Imo/Photothek.net/dpa

In aller Deutlichkeit hat Iraks Regierungschef Haider al-Abadi (Artikelbild Mitte) die Strategie seiner Verbündeten gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat"(IS) kritisiert. "Viele Worte, wenig Taten", warf er der von den USA angeführten internationalen Koalition gegen den IS am Rande eines Treffens in Paris vor.

Wie kann man die IS-Armee stoppen?

In der französischen Hauptstadt waren hochrangige Vertreter aus rund 24 Ländern zusammengekommen, um über eine erfolgversprechende Strategie gegen den Vormarsch der Dschihadisten-Miliz im Irak und in Syrien zu beraten, darunter auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Dieser machte deutlich, die internationale Koalition werde noch längere Zeit brauchen, bis die Extremisten geschlagen seien. Nach den Beratungen kündigte Steinmeier an, dass Deutschland 20 Millionen Euro für den Wiederaufbau in Gebieten zur Verfügung stellen wird, aus denen der IS vertrieben wurde.

Im Irak und Syrien hat die Terrorarmee des IS zuletzt militärische Erfolge erzielt - trotz der Luftschläge der von den USA angeführten Koalition. Der IS hat inzwischen etwa die Hälfte Syriens erobert und im Irak weite Teile des Landes überrannt. Das US-Verteidigungsministerium hatte sich frustriert darüber gezeigt, dass die irakische Armee auf dem Rückzug der Terrormiliz viele moderne Waffen überlassen hatte.

Al-Abadi teilt aus

Auf die Kritik aus dem Pentagon ging al-Abadi öffentlich nicht ein. Sein Land erhalte zu wenige Waffen und Munition, hielt er hingegen der internationalen Koalition vor. "Wir haben nicht viel bekommen, fast nichts. Wir müssen uns auf uns selbst verlassen", sagte der Regierungschef nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP. Selbst könne sich der Irak keine Waffen besorgen, da die alte Regierung die meisten Verträge mit Russland abgeschlossen habe. Wegen der Sanktionen gegen Russland im Zuge der Ukraine-Krise sei es schwierig, an die Waffen zu kommen.

Zudem nehme die Zahl ausländischer Kämpfer in den Reihen des IS zu. In der Vergangenheit seien es 42 Prozent Ausländer und 58 Prozent Iraker gewesen. Heute sei das Verhältnis umgekehrt. Al-Abadi verlangte Erklärungen, warum so viele gewaltbereite Islamisten aus den Golfstaaten, aus Ägypten, Syrien, der Türkei und europäischen Ländern in den Irak kommen könnten. Der US-Geheimdienst CIA ging im März von rund 20.000 Kämpfern aus dem Ausland aus.

Geduld gefragt

Am Widerstand gegen den IS beteiligen sich etwa 40 Länder, darunter auch sunnitische arabische Staaten. Nach US-Angaben flog die Koalition bis Mai mehr als 3600 Luftangriffe im Irak und in Syrien. Nicht jede Nation greift militärisch ein. Deutschland beteiligt sich beispielsweise nicht an den Luftangriffen im Irak und in Syrien, sondern hat vor allem Waffen an die Kurden im Nordirak geliefert und bei deren Ausbildung geholfen.

Nach Ansicht von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen kann der Konflikt allerdings nicht militärisch, sondern nur politisch gelöst werden. Dazu brauche es "strategische Geduld und einen langen Atem". Man müsse dem Irak die Möglichkeit geben, politisch und wirtschaftlich auf die Beine zu kommen, sagte die Ministerin der ARD. Länder, die hohen Einfluss auf die ethnischen Gruppen im Land haben, müssten sich verstärkt einbringen, forderte von der Leyen und nannte Saudi-Arabien, die Türkei und den Iran.

Iran steht im Verdacht, den schiitischen Milizen zu helfen, die gegen den IS kämpfen. Auf der Gegenseite wird vermutet, dass Saudi-Arabien, Katar und die Türkei die Aufrüstung der Dschihadisten in Syrien und im Irak unterstützen. Um eine tiefere Spaltung entlang der Konfessionsgrenzen im Irak zu unterbinden, soll in Paris unter anderem der Druck auf den schiitischen Regierungschef Abdai und dessen Kabinett erhöht werden, sunnitische Bevölkerungsgruppen neben den Schiiten besser einzubinden.

sp/as/se (afp/dpa)

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