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KonflikteNahost

Iran will Kooperation mit Atomenergie-Behörde IAEA aussetzen

25. Juni 2025

Das iranische Parlament zieht Konsequenzen aus dem zwölftägigen Krieg gegen Israel. Es möchte die internationale Überwachung der Nuklearanlagen der Islamischen Republik auf Eis legen.

Österreich Wien 2025 | Gebäude der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) (13.06.2025)
IAEA-Zentrale in Wien: Der Iran wirft der Internationalen Atomenergiebehörde einen "Mangel an Objektivität und Professionalität" vorBild: JOE KLAMAR/AFP/Getty Images

Irans Parlament hat für die Aussetzung der Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergie-Behörde IAEA gestimmt. Die Kooperation werde erst wieder aufgenommen, "wenn die Sicherheit der Nuklearanlagen garantiert" werde, erklärte der iranische Parlamentspräsident Mohammed Bagher Ghalibaf im Staatsfernsehen. Er kritisierte vor allem, dass sich die IAEA "geweigert" habe, die Angriffe der USA und Israels auf die Anlagen "auch nur annähernd zu verurteilen".

Zwei wichtige iranische Gremien müssen den Parlamentsbeschluss noch billigen: der Nationale Sicherheitsrat und der einflussreiche Wächterrat.

IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi hatte den Iran kürzlich aufgefordert, seiner Behörde Zugang zu den Nuklearanlagen zu gewähren, um die Bestände des angereicherten Urans überprüfen zu können. "Wir müssen den Inspektoren ermöglichen zurückzukehren und eine Bestandsaufnahme der Uranvorräte vorzunehmen - insbesondere der 400 Kilogramm, die auf 60 Prozent angereichert sind", sagte Grossi Anfang dieser Woche bei einer Krisensitzung in der IAEA-Zentrale in Wien.

IAEA-Chef Grossi geht davon aus, dass "sehr erhebliche Schäden" an Irans Nuklearanlagen entstanden sindBild: Elisabeth Mandl/REUTERS

Die internationale Behörde in Österreichs Hauptstadt spielt eine zentrale Rolle bei der Überwachung des iranischen Atomprogramms. Sie soll sicherzustellen, dass die Islamische Republik Nukleartechnologie nur friedlich nutzt und keine Atomwaffen entwickelt.

USA: Führen wieder Gespräche mit Iran

Die Vereinigten Staaten haben derweil "vielversprechende" Gespräche mit dem Iran über ein dauerhaftes Friedensabkommen begonnen, wie der US-Nahost-Sondergesandte Steve Witkoff mitteilte. Das Abkommen sehe ein ziviles Atomprogramm ohne Anreicherung von Uran vor.

Der iranische Präsident Massud Peseschkian hatte zuvor betont, sein Land strebe nicht nach Atomwaffen, wolle aber weiterhin seine "legitimen Rechte" einer friedlichen Nutzung der Atomenergie durchsetzen. Der Iran sei "bereit, die Angelegenheiten am Verhandlungstisch zu lösen".

Medienberichte, wonach das iranische Atomprogramm durch die US-Angriffe nur um einige Monate zurückgeworfen worden sei, bezeichnete Witkoff als "einfach völlig absurd". Für den Iran werde es "fast unmöglich" sein, die Uran-Anreicherung wieder aufzunehmen. Auch US-Präsident Donald Trump hatte davon gesprochen, dass die angegriffenen Atomanlagen "vollständig zerstört" worden seien.

Ein Satellitenbild zeigt Krater nach den US-Angriffen auf die unterirdische Urananreicherungsanlage FordoBild: Maxar Technologies/AP Photo/picture alliance

Nach zwölf Tagen Krieg zwischen Israel und dem Iran war am Dienstag eine Waffenruhe in Kraft getreten. Israel hatte am 13. Juni einen Großangriff auf den Iran gestartet und attackierte seitdem - neben Atomanlagen - vor allem militärische Einrichtungen in dem Land. Der Iran reagierte mit massiven Gegenangriffen.

Die USA hatten in der Nacht zum Sonntag die iranischen Atomanlagen Fordo, Natans und Isfahan attackiert. Der Iran beschoss daraufhin am Montag die US-Luftwaffenbasis Al-Udeid in Katar.

"Kampf gegen die iranische Achse"

Trotz der Waffenruhe sieht Israel den Kampf gegen den Iran und dessen Verbündete nicht als beendet an. Ungeachtet der "enormen Errungenschaften" im Kampf gegen Irans Atomprogramm und Raketenarsenal habe man nicht die Absicht, den "Fuß vom Pedal zu nehmen", sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Er wolle "den Kampf gegen die iranische Achse zu Ende führen", die dazugehörende Hamas im Gazastreifen besiegen und die Freilassung aller Geiseln in dem Palästinensergebiet erreichen.

Premier Benjamin Netanjahu (Archivfoto) richtet den Blick nun wieder verstärkt auf den Krieg gegen die Hamas im GazastreifenBild: Ronen Zvulun/AP Photo/picture alliance

"Wir haben eine wichtige Phase abgeschlossen, aber der Einsatz gegen den Iran ist noch nicht vorbei", unterstrich auch Israels Generalstabschef Ejal Zamir, ohne Details zu nennen. "Jetzt richtet sich der Fokus wieder auf Gaza - um die Geiseln nach Hause zu bringen und das Hamas-Regime zu stürzen."

Im Gazastreifen werden nach offiziellen israelischen Angaben noch 22 lebende Geiseln festgehalten. Bei 27 weiteren geht es wohl nur noch um die Übergabe ihrer sterblichen Überreste.

Die Hamas wird von Israel und etlichen anderen Staaten, darunter Deutschland, als Terrororganisation eingestuft. Sie ist für den beispiellosen Angriff auf Israel vom 7. Oktober 2023 verantwortlich, der zum Israel-Hamas-Krieg führte.

Ein "schmerzlicher Morgen" für Israel

Bei einem Einsatz in Chan Junis im Süden der abgeriegelten Küstenregion wurden derweil sieben israelische Soldaten getötet, wie das Militär an diesem Mittwoch mitteilte. Die Zeitung "Times of Israel" meldet, ein Palästinenser habe einen Sprengsatz an einem Panzer platziert. Dieser sei explodiert und der Panzer in Brand geraten. Die Soldaten darin seien in den Flammen umgekommen. Israels Staatspräsident Izchak Herzog sprach von einem "sehr schmerzlichen Morgen".

Insgesamt starben seit Kriegsbeginn mehr als 430 israelische Soldaten im Einsatz. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde gibt die Zahl der im Gazastreifen getöteten Menschen inzwischen mit rund 56.000 an. Ihre Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

wa/AR/sth (afp, dpa, rtr)

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