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Politik

Iran beschlagnahmt britischen Öltanker

19. Juli 2019

Die iranischen Revolutionsgarden haben in der Straße von Hormus einen Tanker festgesetzt, der unter britischer Flagge fährt. Auch ein zweites Schiff wurde gestoppt. In London trat der Nationale Sicherheitsrat zusammen.

Britischer Tanker Stena Impero
Dieses Schiff ist noch in iranischer Hand: die "Stena Impero" der Reederei Stena Bulk (Archivbild)Bild: picture-alliance/AP Photo/Stena Bulk

Der Iran hat innerhalb kurzer Zeit zwei britische Tanker in der Straße von Hormus aufgebracht. Nach der unter britischer Flagge fahrenden "Stena Impero" wurde auch ein unter liberianischer Flagge fahrendes Schiff in Richtung der Islamischen Republik abgedrängt. Dieser Tanker, die "Mesdar" der britischen Norbulk Shipping UK, ist nach Angaben der Reederei inzwischen wieder frei. Der Kapitän konnte die Fahrt nach eigener Aussage fortsetzen.

Die iranische Nachrichtenagentur Tasmin stellte den Vorfall indes so dar, als habe es sich im Falle der "Mesdar" lediglich um eine Verwarnung durch bewaffnete Kräfte gehandelt, die an Bord des Schiffes gekommen waren.

"Ernste Konsequenzen"

Der britische Außenminister Jeremy Hunt drohte dem Iran mit "ernsten Konsequenzen", sollte das andere Schiff, die "Stena Impero", nicht bald wieder freikommen. Militärische Optionen würden derzeit jedoch nicht erwogen. "Wir halten nach einem diplomatischen Weg Ausschau, um die Situation zu lösen", sagte Hunt dem Nachrichtensender Sky News. Noch am Freitagabend trat in London der Nationale Sicherheitsrat (COBRA) zusammen.

Die iranischen Revolutionsgarden hatten nach eigenen Angaben die "Stena Impero" gestoppt, weil sie internationale Vorschriften nicht beachtet habe. Das Schiff sei in einen Hafen gebracht und den Behörden übergeben worden. Die iranische Nachrichtenagentur "Fars News meldet", der Tanker sei zum Hafen von Bandar Abbas geleitet worden, nachdem er in der Straße von Hormus in einen Unfall mit einem Fischerboot verwickelt war. Alle 23 Crewmitglieder seien noch an Bord, wo sie bis zum Abschluss der Untersuchungen auch bleiben sollen.

Der Supertanker "Grace 1" ist seit Anfang des Monats im britischen Überseegebiet Gibraltar festgesetztBild: Getty Images/AFP/J. Guerrero

Dieses Schiff gehört der schwedischen Firma Stena Bulk. Das Unternehmen teilte mit, mehrere unbekannte kleinere Boote und ein Hubschrauber hätten sich genähert, als der Tanker sich in internationalen Gewässern befunden habe. Derzeit gebe es keinen Kontakt zur Besatzung. An Bord befinden sich 23 Crew-Mitglieder. Nachrichten über Verletzte lägen nicht vor, so die Reederei. Man stehe in engem Kontakt zu den britischen Behörden.

Die "Stena Impero" sollte vom Hafen Fudschaira in den Vereinigten Arabischen Emiraten zur saudischen Stadt Al-Dschubail fahren. Zuletzt zeigten Satellitendaten, dass sich das Schiff in Richtung der iranischen Insel Keschm bewegte. Dann wurde das GPS-Signal abgeschaltet.

USA: "Eskalierende Gewalt"

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus, Garrett Marquis, erklärte zu dem Vorfall: "Das ist das zweite Mal in etwas mehr als einer Woche, dass das Vereinigte Königreich Ziel eskalierender Gewalt durch das iranische Regime ist." Die USA arbeiteten weiterhin mit ihren Verbündeten zusammen, um ihre Sicherheit und ihre Interessen gegen das "bösartige Verhalten des Irans" zu verteidigen, so Marquis.

Das US-Militär hat nach eigenen Angaben Aufklärungsflugzeuge im Einsatz, um die Lage in dem Seegebiet zu beobachten. Die Flugzeuge operierten im internationalen Luftraum, sagte ein Sprecher des US-Zentralkommandos Centcom. Man stehe zudem in Kontakt mit US-Schiffen in der Gegend, um deren Sicherheit zu garantieren.

Satellitenaufnahme der Straße von HormusBild: picture-alliance/dpa/NASA/The Visible Earth

Saudi-Arabien stimmte derweil offiziell der Verlegung von US-Soldaten in das Land zu. König Salman wolle damit die Sicherheitskooperation mit den Vereinigten Staaten stärken, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur SPA. Beide Länder sind enge Verbündete. Doch weil das Königreich auch die heiligsten Stätten des Islams in Mekka und Medina beherbergt, ist die Anwesenheit westlicher Soldaten politisch heikel. Die Regierung in Washington bestätigte die geplante Stationierung.

Sabotageakte an Tankern

Zuletzt hatten die Spannungen im Persischen Golf deutlich zugenommen. In den vergangenen Wochen hatte es mehrere Sabotageakte an Öltankern gegeben. Die USA werfen dem Iran vor, hinter den Zwischenfällen zu stecken. Am 4. Juli war in Gibraltar der iranische Öltanker "Grace 1" aufgebracht worden. Die Behörden des britischen Überseegebiets verdächtigen den Iran, Syrien unter Verstoß gegen internationale Sanktionen mit Öl beliefern zu wollen.

Teheran hatte die Beschuldigungen Gibraltars zurückgewiesen und von einem Akt der "Piraterie" gesprochen. Der Tanker hat rund zwei Millionen Liter Öl an Bord. An diesem Freitag beschloss der Oberste Gerichtshof von Gibraltar, die "Grace 1" für weitere 30 Tage festzuhalten.

Seit dem Ausstieg Washingtons aus dem internationalen Atomabkommen mit Teheran im Mai 2018 gibt es immer wieder Kraftproben zwischen der Islamischen Republik und westlichen Staaten. Die iranischen Revolutionsgarden gaben am Donnerstag bekannt, dass sie im Persischen Golf den Tanker "Riah" festsetzten, der unter der Flagge Panamas fährt.

jj/uh/hkAR (dpa, rtr, afp, Fars News)

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