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Politik

Iran bestreitet Raketenlieferung an Huthis

20. Dezember 2017

Nach einem vereitelten Raketenangriff jemenitischer Rebellen auf Riad werfen Saudi-Arabien und die USA dem Iran vor, die Huthi-Rebellen mit Waffen zu versorgen. Die iranische Führung dementiert das.

Jemen schießt ballistische Rakete auf Saudi-Arabien
Bild: Reuters/Houthi War Media

Das Außenministerium in Teheran erklärte, es habe keine Rüstungsgüter an den schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen geliefert. "Wir haben keine Waffenverbindungen zu Jemen", betonte ein Sprecher des Ministeriums. "Der Vorwurf, dass Iran verschiedene Gruppen mit Waffen versorgt, wird zurückgewiesen." Die von den Aufständischen eingesetzten Waffen seien Hinterlassenschaften früherer Regierungen. Der Jemen sei außerdem von einer Blockade betroffen, so dass solche Lieferungen gar nicht möglich seien.

Die saudi-arabische Armee hatte am Dienstag eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete abgefangen. Dem saudiarabischen Informationsministerium zufolge wurde die Rakete im Anflug auf die Hauptstadt Riad zerstört. Das Ministerium beschuldigte den Iran sowie die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen, hinter dem Angriff zu stecken. Die verwendete Rakete sei im Iran hergestellt worden. Die schiitischen Huthi-Rebellen bestätigten den Raketenabschuss und erklärten, der Angriff habe der offiziellen Residenz des saudiarabischen Königs Salman, dem Jamamah-Palast, gegolten. Der jemenitische Rebellenkommandeur Ali al-Kahum sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Wir hatten Informationen, dass sich dort saudische Herrscher getroffen haben." Nach Berichten von Anwohnern in Riad war der Knall der Explosion in der Luft in der gesamten Stadt zu hören. Verletzt wurde niemand.

Die Bundesregierung verurteilte den jüngsten Angriff "auf das Schärfste". Die Raketenangriffe auf Saudi-Arabien müssten ein Ende nehmen. Sie würden den Konflikt nur weiter verschärfen, erklärte ein Sprecher in Berlin.

Heftige Kritik am Iran: Die US-Botschafterin bei den UN, Nikki HaleyBild: Reuters/Y. Gripas

Haley: "rotes Alarmsignal"

Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, bekräftigte den Vorwurf, dass der Iran die Huthi-Rebellen mit Raketen versorge. Der Raketenangriff auf Riad müsse für den Sicherheitsrat "ein blinkendes rotes Alarmsignal" sein. Haley warnte, der Iran könne "die Welt tiefer in einen sich ausweitenden Regionalkonflikt ziehen." Als Reaktion auf die Verletzung des Waffenembargos im Jemen könne der UN-Sicherheitsrat Sanktionen gegen Teheran prüfen, sagte Haley im UN-Sicherheitsrat in New York.

Russland lehnte diese Stoßrichtung umgehend ab. Der stellvertretende UN-Botschafter Wladimir Safronkow sagte, es sei Zeit, "die Sprache der Drohungen und Sanktionen" zu beenden und stattdessen auf Dialog zu setzen, "um sich auf eine Ausweitung der Zusammenarbeit und des Vertrauens zu konzentrieren".

Der UN-Untergeneralsekretär für politische Angelegenheiten, Jeffrey Feltman, bekräftigte am Dienstag, das UN-Generalsekretariat sei nicht in der Lage, die iranische Herkunft der auf Saudi-Arabien abgefeuerten Raketen zu bestätigen. Auch die Verbündeten der USA im Sicherheitsrat wie Frankreich, Großbritannien, Schweden und Italien bleiben in diesem Punkt zurückhaltend, sorgen sich aber zugleich um eine Destabilisierung des Nahen Ostens, die sie teilweise auch dem Iran anlasten.

Frühere Raketenangriffe

Es ist nicht das erste Mal, dass die Huthi-Rebellen mit Flugkörpern das Nachbarland ins Visier nehmen. Anfang November hatte Saudi-Arabien eine ballistische Rakete in der Nähe des Flughafens von Riad abgefangen. Anfang Dezember konnte die saudische Luftwaffe erneut eine Huthi-Rakete unschädlich machen. Zu Schaden kam beide Male niemand.

In dem dreijährigen Bürgerkrieg kämpfen Huthi-Rebellen gegen die international anerkannte Regierung des Landes. Diese wird von einer arabischen Militärkoalition unterstützt, die in dem Land Luftangriffe fliegt. Das sunnitische Saudi-Arabien will mit dem Einsatz den Einfluss des schiitischen Irans stoppen, der die Huthis unterstützt. Als Reaktion auf die Rakete vom November verhängte das von Riad geführte Militärbündnis eine Blockade über Jemens Flug- und Seehäfen. Der Jemen muss 90 Prozent der Nahrungsmittel importieren. Die Maßnahme verschärfte die verheerende humanitäre Lage weiter.

Millionen droht der Hungertod

In dem verarmten arabischen Land droht eine große Hungersnot. Nur ein Drittel der benötigten Nahrungsmittel erreiche die Menschen in den stark umkämpften Landesteilen, heißt es in einem Bericht des Hilfswerks Oxfam. Seit der Blockade seien die Lebensmittelpreise um 28 Prozent gestiegen. Es fehle auch an Trinkwasser und Medikamenten. Die Wasserversorgung stehe vielerorts vor dem Kollaps. Weil kein Treibstoff importiert werden kann, könnten viele Hilfsgüter nicht zu den Bedürftigen gebracht werden.

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Die katastrophale Lage begünstige die Cholera- und Diphtherie-Epidemien, die sich im Jemen ausbreiteten, erklärte Oxfam. Dem Hilfswerk zufolge sind mehr als eine Million Kinder von der lebensbedrohlichen Atemwegskrankheit Diphtherie bedroht. Laut der Weltgesundheitsorganisation sind zudem 900.000 Cholera-Erkrankte dringend auf medizinische Hilfe angewiesen.

kle/stu (afp, rtr, dpa)

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