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KonflikteGlobal

Iran droht im Atomstreit mit schnellerer Uran-Anreicherung

22. November 2024

Anlass für den Unmut Teherans ist eine neue Resolution der Atomenergiebehörde IAEA. Darin werden vom Iran Informationen über noch geheime Nuklearanlagen gefordert - und bei Nichtbeachtung mit dem Sicherheitsrat gedroht.

IAEA-Chef Rafael Grossi und der Leiter der iranischen Atomenergie-Organisation, Mohammad Eslami, kurz vor einer Pressekonferenz in Teheran
IAEA-Chef Rafael Grossi (mit Krawatte) und der Leiter der iranischen Atomenergie-Organisation, Mohammad Eslami, in der vergangenen Woche in TeheranBild: Majid Asgaripour/REUTERS

Im Streit über das iranische Atomprogramm hat die internationale Aufsichtsbehörde IAEA den Druck erhöht und damit den Zorn der Führung in Teheran auf sich gezogen. Das Außenministerium in Teheran verurteilte eine kritische Resolution der IAEA, in der dem Iran mangelnde Kooperation vorgeworfen wird, und kündigte im Gegenzug an, neue Zentrifugen für eine schnellere Uran-Anreicherung in Betrieb zu nehmen.

"Diese politisch motivierte und destruktive Resolution sabotiert den Beginn der konstruktiven Zusammenarbeit Irans mit der IAEA", teilte das Außenministerium in einer gemeinsamen Presseerklärung mit der iranischen Atomorganisation mit. Die Resolution sei lediglich ein Vorwand der westlichen Initiatoren, "ihre politisch illegitimen Ziele" gegen den Iran voranzutreiben. Als erste Gegenmaßnahme werde die iranische Atomorganisation "eine große Sammlung" neuer und moderner Zentrifugen einführen, um den Prozess der Uran-Anreicherung zu beschleunigen.

IAEA: Iran muss ungeklärte Fragen beantworten

Da für den Bau von Atomsprengköpfen hoch angereichertes Uran benötigt wird, gibt es Befürchtungen, dass die Islamische Republik entgegen aller Beteuerungen nach Atomwaffen streben könnte. Der Gouverneursrat der Atomenergiebehörde hat deren Chef Rafael Grossi in seiner Resolution beauftragt, bis zum Frühjahr einen Bericht über ungeklärte Fragen zum iranischen Atomprogramm zu liefern.

Blick in einen Schaltraum der Uran-Anreicherungsanlage Natans in der iranischen Provinz Isfahan (Archivbild) Bild: Vahid Salemi/AP/dpa/picture alliance

IAEA-Inspektoren fordern von Teheran seit Jahren schlüssige Erklärungen für Spuren, die auf geheime Atomanlagen und frühere Aktivitäten hinwiesen. Falls Teheran weiter keine Antworten liefere, könne Grossis Bericht als Grundlage dienen, um den UN-Sicherheitsrat einzuschalten, sagten westliche Diplomaten.

Während der Gouverneursrat keine Zwangsmaßnahmen durchsetzen kann, hätte der Sicherheitsrat die Möglichkeit, neue Sanktionen zu verhängen. Allerdings ist das mächtigste UN-Gremium seit geraumer Zeit politisch blockiert, weil vor allem die Veto-Staaten USA, Russland und China gemeinsame Resolutionen verhindern. Russland bekommt in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine Rückendeckung von China und vom Iran, der die russische Armee mit Waffenlieferungen unterstützt.

Zurückhaltende Einschätzung des Behördenchefs

Die IAEA-Resolution war von Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den Vereinigten Staaten eingebracht worden. Insgesamt stimmten 19 Staaten im Gouverneursrat für den Text, 12 enthielten sich der Stimme. Russland, China und Burkina Faso lehnten ihn ab. Grossi sagte, dass im Iran in der Vergangenheit nukleare Aktivitäten stattgefunden haben könnten. Es gebe jedoch Zweifel, ob das zuletzt wieder der Fall war. "Uns liegen keine Informationen vor, die das Vorhandensein von Kernmaterial bestätigen würden", so Grossi.

Der Iran strebt laut seiner offiziellen Doktrin nicht nach Nuklearwaffen. Dennoch stellt das Land Uran her, das annähernd waffentauglich ist - was insbesondere in Israel mit Argwohn verfolgt wird, da beide Staaten einander feindlich gesonnen und nur knapp 1.000 Kilometer voneinander entfernt sind.

Grossi erst vergangene Woche in Teheran

Grossi führte dazu erst in der vergangenen Woche Gespräche mit Präsident Massud Peseschkian und anderen Spitzenpolitikern in Teheran. Laut Grossi sagte der Iran dabei zu, seinen Vorrat an hochangereichertem Uran nicht zu erhöhen.

Rafael Grossi kam bei seinem Iran-Besuch auch mit Präsident Massud Peseschkian zusammen Bild: Iranian Presidency Office/AP/picture alliance

Das 2015 geschlossene Wiener Atomabkommen sollte den Iran vom Bau einer Atombombe abhalten. Nach dem Ausstieg der USA aus dem mühsam erarbeiteten Deal ignorierte auch der Iran ab Mai 2019 schrittweise alle technischen Vorgaben in dem Abkommen. Das Land begann etwa mit einer höheren Uran-Anreicherung sowie der Produktion von Uranmetall, nahm die Arbeit mit schnelleren Zentrifugen auf und lagerte weitaus mehr Uran, als es der Atomdeal erlaubt.

sti/kle (afp, dpa, rtr)