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"Isolation und Sanktionen umgehen"

Laure Wallois / Friederike Müller16. April 2013

Irans Präsident bereist Afrika. Seine Stationen: Benin, Ghana und das Uran-reiche Niger. Ahmadinedschad suche nach einem Weg aus der internationalen Isolation, sagt Iran-Experte Mohammad-Reza Djalili.

Mohammad Reza-Dajlili (Foto: privat)
Mohammad Reza-DajliliBild: privat

DW: Welche Interessen hat der Iran auf dem afrikanischen Kontinent?

Mohammad-Reza Djalili: Die Beziehungen zwischen dem Iran und Afrika gehen sehr weit zurück. Selbst zur Zeit des Schahs pflegte der Iran sehr gute Beziehungen zu Südafrika, zum damaligen Zaire (Anm. d. Red.: heutige Demokratische Republik Kongo), zu Äthiopien, zu allen Staaten Nordafrikas und besonders zum Senegal. Mit der Gründung der Islamischen Republik hat der Iran diese Beziehungen beibehalten und weiterentwickelt. Es gibt viele unmittelbare Gründe für Ahmadinedschads Reise. Ich denke, der erste ist, dass der Iran seit einigen Monaten die Bewegung der blockfreien Staaten anführt. In dieser Funktion ist er in Afrika und in anderen Staaten unterwegs, die sich zu dieser Bewegung zählen.

Ein weiter Grund ist die internationale Isolation des Iran, die sich vor allem im letzten Jahr in Hinblick auf seine Politik in der Region verstärkt hat. Der Iran ist durch seine Unterstützung für Baschar al Assad viel stärker isoliert als früher. Die arabischen Länder sind daher auf Distanz zu Teheran gegangen. Es herrscht sogar eine Art Kalter Krieg zwischen Teheran und Riad (Anm. d. Red.: Saudi-Arabien), und in diesem Zusammenhang versucht der Iran, Beziehungen zu den Staaten zu pflegen, mit denen er keine Probleme hat. Und dann gibt es noch einen dritten Grund: Die internationalen Sanktionen aufgrund seines Kernenergie-Problems zu umgehen.

Wie könnte der Iran diese Sanktionen umgehen?

Er versucht - so wie alle Länder, über die internationale Sanktionen verhängt wurden - Partner zu finden, die diesen Sanktionen nicht direkt zugestimmt haben und die den Handel mit dem Iran auf die eine oder andere Weise akzeptieren, als Tauschhandel: Der Iran könnte an bestimmte afrikanische Produkte gelangen, er könnte sich vielleicht sogar an der Ausbeutung der Uran-Minen beteiligen, die ihn vorrangig für sein Nuklear-Programm interessieren.

All das führt dazu, dass Mahmud Ahmadinedschad von einer ganzen Reihe von Geschäftsmännern und iranischen Wirtschaftsvertretern begleitet wird. Sie möchten Beziehungen mit afrikanischen Ländern pflegen, die bereits einen Markt für einen Teil der iranischen Industrie darstellen. Der Iran exportiert zum Beispiel Autos, Busse und landwirtschaftliches Material in bestimmte afrikanische Länder. Außerdem interessiert sich der Iran in strategischer Hinsicht für Afrika: Der Iran ist Anrainer des indischen Ozeans, daher interessiert er sich in erster Linie für Ostafrika und hat zum Beispiel ziemlich privilegierte Verbindungen auf militärischer Ebene zum Sudan.

Uranabbau in einer Mine in NigerBild: Getty Images

Am Montag (15.04.2013) bereiste Mahmud Ahmadinedschad Niger, ein Land, das über wichtige Uran-Vorkommen verfügt. Der Iran selbst betreibt ein umstrittenes Nuklear-Programm. Wie wird dieser Besuch von der internationalen Gemeinschaft wahrgenommen?

Ich glaube, die internationale Gemeinschaft, vor allem die westlichen Staaten und in erster Linie die USA, sind überhaupt nicht erfreut über die Kontakte, die Teheran mit Ländern wie Niger knüpft. Niger hat Uranvorkommen und seine Beziehungen zur französischen Firma Areva (Anm. d. Red.: die seit 40 Jahren in Niger Uran abbaut) haben sich in letzter Zeit verschlechtert. Vielleicht wird der Iran versuchen, in diesen Sektor zu investieren - das wird vom Ergebnis der Verhandlungen abhängen. So etwas wird die internationale Gemeinschaft bestimmt nicht gerne sehen, schon gar nicht die Länder mit ständigem Sitz im Sicherheitsrat oder Deutschland.

In welchen Bereichen hat der Iran bisher in Afrika investiert?

In der Industrie, vor allem in der Öl-Raffinierung. In diesem Bereich hat der Iran eine gewisse Investitions-Tradition. Außerdem exportiert er seine Industrie-Erzeugnisse. Der Iran ist aber auch kulturell aktiv: Er versucht, Einflussmöglichkeiten über seine "soft power" zu schaffen, investiert ins Bildungswesen, in religiöse Schulen etc. Er probiert also, Ländern wie der Türkei und Saudi-Arabien Konkurrenz zu machen, die ebenfalls auf dem afrikanischen Kontinent präsent sind.


Der Politikwissenschaftler und Autor Mohammad-Reza Djalili ist emeritierter Professor am Graduierten-Institut für Internationale und Entwicklungs-Studien in Genf.

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