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Gas-Kartell

22. Oktober 2008

Die drei größten Gas-Exportländer Iran, Russland und Katar wollen ein Gas-Kartell nach dem Vorbild der OPEC gründen.

Irans Ölminister Gholam Hossein Nozari (m.) mit derm Chef der russischen Gazprom, Alexei Miller (r.), und Katars Energieminister Abdullah bin Hamad Al-Attiya (l.), Foto: AP
Die neue 'Gas-Troika'?Bild: AP

"Es gibt einen Bedarf für eine Gas-OPEC und wir sind uns einig, dass wir eine Gas-OPEC gründen werden", sagte Irans Ölminister Gholam Hossein Nosari am Dienstag (21.10.2008) in Teheran. Bei einem Treffen haben die drei größten Gas-Förderländer der Welt beschlossen, ihre Liefermacht künftig stärker gemeinsam zu nutzen. Der Chef des russischen Energiekonzerns Gazprom, Alexei Miller, sprach von "der Gründung einer bedeutenden Gas-Troika". Als erste gemeinsame Projekte nannte er die Suche, das Raffinieren und den Verkauf von Gas. "So Gott will, wird man beim nächsten Treffen der Gas exportierenden Länder die Gründung der Organisation bestätigen", sagte Katars Energieminister Abdullah Al-Attija.

Der weltgrößte Gaslieferant Russland setzt auf sein starres Pipeline-NetzBild: picture-alliance / dpa

Das Dreierbündnis wolle sich alle drei bis vier Monate treffen, um über gemeinsame Vorhaben zu beraten, kündigte Miller an. Eine Kommission solle zudem die Chancen für eine Zusammenarbeit der drei Länder ausloten. In den drei Staaten lagern rund 60 Prozent der weltweiten Gasvorkommen. Das geistliche Oberhaupt des Irans, Ayatollah Ali Chamenei, hatte diese Idee erstmals Anfang vorigen Jahres ins Spiel gebracht. Weitere potenzielle Mitglieder des Bündnisses sind Algerien, Venezuela, Nigeria, Ägypten, Indonesien und Libyen.

Vorbild OPEC?

Der iranische Ölminister Gholam Hossein Nosari sagte, die drei Länder seien übereingekommen, eine Organisation der Gas exportierenden Länder zu bilden. Dies würde die Gründung eines Liefer-Kartells nach Vorbild der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) nahe legen. Die russischen und katarischen Vertreter äußerten sich allerdings zurückhaltender. Gazprom-Chef Miller sagte, das Dreierbündnis solle sich in den Rahmen des Forums der Gas exportierenden Staaten (GECF) einfügen. Dieser lose Zusammenschluss existiert seit 2001 und versammelt weitgehend alle relevanten Gasliefer-Staaten der Welt.

Das GECF allerdings ist nicht vergleichbar mit der OPEC, die als Kartell funktioniert und deren Entscheidungen für alle Mitgliedsländer bindend sind. Auch der katarische Energieminister Abdallah bin Hamad el Attijah vermied jeden Vergleich mit der OPEC und sprach stattdessen von einer "gemeinsamen Vision". Gegen einen OPEC-ähnlichen Zusammenschluss spricht auch, dass sich die drei Staaten sehr stark unterscheiden. So vertraut der weltgrößte Gaslieferant Russland vor allem auf sein starres Pipeline-Netz. Katar strebt an, weltgrößter Lieferant von Flüssig-Gas (LNG) zu werden, das per Schiff transportiert wird.

Ungleiche Partner

Der Iran wiederum muss derzeit sogar Erdgas importieren. Gründe sind der Mangel an Investitionen in die Gaswirtschaft des Landes und eine boomende inländische Nachfrage. Deshalb bezweifeln Experten, dass es auf dem Gasmarkt möglich sein kann, nach dem Modell der OPEC die Fördermenge zu verknappen, um den Preis zu treiben. Außerdem sind die Lieferverträge für Gas in der Regel über lange Zeiträume geschlossen, während sich der Ölpreis ständig ändert. Öl kann theoretisch an jeden Punkt der Erde geliefert werden, bei Gas ist die Infrastruktur für den Transport kostenintensiver, daher sind die Erdgas-Märkte regional konzentriert.

Trotzdem lösten die Überlegungen einer "Gas-OPEC" bei der Europäischen Union und den USA Besorgnis aus. Die EU, die 44 Prozent ihres Gases aus Russland importiert, befürchtet als Ergebnis eines Zusammenschlusses der Gas-Produzenten nach dem Vorbild der Ölförderstaaten eine drastische Erhöhung der Gaspreise. Der größte deutsche Gaskonzern E.ON Ruhrgas reagierte hingegen gelassen: "Wir haben mit den meisten dieser Länder langfristige Lieferverträge, insbesondere mit Russland", sagte Ruhrgas-Chef Bernhard Reutersberg. Unmittelbare Auswirkungen auf diese Abkommen seien daher nicht zu erwarten. Russland gehört zu den wichtigsten Gaslieferanten des Konzerns. (ina)

Die Pläne einer 'Gas-OPEC' lösten bei der EU und den USA für BesorgnisBild: AP Graphics/DW
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