Der Iran trocknet aus
2. August 2025
Wegen der akuten Wasserkrise im Iran werden Berichten zufolge nun auch die öffentlichen Toiletten in der Hauptstadt Teheran geschlossen. Die Nachrichtenportale Didehban-Iran und Shargh berichten, die Schließungen seien Teil der Wassersparmaßnahmen der Regierung. Shargh schreibt, dass die Situation von Tag zu Tag schlimmer werde, und "nun sollen auch die Toiletten geschlossen werden".
Die Berichte wurden bislang von der Teheraner Stadtverwaltung nicht kommentiert - von Augenzeugen jedoch bestätigt. Demnach sind viele öffentliche Toiletten schon geschlossen, etwa vor und in den U-Bahn-Stationen. Im Großraum Teheran soll es schätzungsweise etwa 20.000 davon geben.
Der Präsident ist besorgt
Erst am Donnerstag warnte der iranische Präsident Massud Peseschkian, dass die Staudämme, die die Hauptstadt mit Wasser versorgen, innerhalb weniger Monate austrocknen könnten, wenn der Wasserverbrauch nicht gesenkt werde.
"Wenn wir in Teheran die Situation nicht in den Griff bekommen und die Menschen nicht mit uns zusammenarbeiten und wir den Verbrauch nicht kontrollieren, wird in unseren Staudämmen kein Wasser mehr übrig sein", sagte Peseschkian während eines Besuchs in Zanjan im Nordwesten des Landes.
Der Präsident erklärte, die Reserven könnten bis Oktober - dem ersten Herbstmonat im persischen Kalender, wenn die Schulen wieder öffnen und die Nachfrage vor Beginn der Regenzeit typischerweise steigt - erschöpft sein. Die Engpässe würden schon jetzt deutlich.
Wasser abgestellt, Stromausfälle
In mehreren Stadtteilen Teherans - und mindestens 50 anderen Städten - wurde das Wasser bereits für bis zu 48 Stunden abgestellt. Hinzu kommen stundenlange Stromausfälle, die bei Temperaturen zwischen 40 und 50 Grad Celsius auch die Nutzung von Klimaanlagen unmöglich machen. Viele der rund 15 Millionen Einwohner der Hauptstadt beklagen in den sozialen Medien, dass ein menschenwürdiges Leben unter diesen Umständen kaum noch möglich sei.
Die Regierung von Präsident Peseschkian wirkt laut der Bevölkerung hilflos. Es gab auch Überlegungen, die Arbeitswoche von fünf auf vier Tage zu verkürzen oder gar eine einwöchige Zwangsschließung der Hauptstadt anzuordnen, um so Strom und Wasser zu sparen. Angesichts der negativen wirtschaftlichen Auswirkungen wurden diese Pläne vorerst jedoch verschoben.
Wasserknappheit ist ein Langzeitproblem des Iran
Laut Sheena Ansari, der Leiterin der Umweltschutzorganisation im Iran, leidet das Land seit fünf Jahren unter Dürrebedingungen. In den letzten vier Monaten verzeichnete die Organisation einen Rückgang der Niederschläge um 40 Prozent im Vergleich zum längerfristigen Durchschnitt.
"Die Vernachlässigung nachhaltiger Entwicklung hat dazu geführt, dass wir heute mit zahlreichen Umweltproblemen wie Wasserknappheit konfrontiert sind", sagte Ansari den staatlichen Medien.
fab/se (dpa, afp, rtr)