Iran: Versteckte lukrative Ölexporte trotz Sanktionen
8. Oktober 2025
In der Nacht vom 27. auf den 28. September sind alle UN-Sanktionen gegen den Iran wieder in Kraft getreten, die im Rahmen des inzwischen gescheiterten Atomabkommens von 2015 ausgesetzt worden waren. "Kein großes Problem", erklärte der iranische Ölminister Mohsen Paknejad, "in weniger als zwei Jahren wurden 25 Sanktionspakete mit insgesamt 470 bis 480 neuen Strafmaßnahmen gegen den Iran verhängt. Es gibt keine weiteren Sanktionen, die uns ernsthaft beunruhigen könnten", sagte er Anfang Oktober.
Ein Teil dieser Strafmaßnahmen richtet sich gegen das iranische Atomprogramm, das nach Angaben von US-Präsident Donald Trump während des zwölftägigen Krieges zwischen Israel und dem Iran durch den Einsatz der US-Armee vollständig zerstört worden sei. Washington will den Druck auf Teheran aufrechterhalten, um die Führung zum Einlenken zu zwingen. Das Ziel ist die endgültige Beendigung des iranischen Atomprogramms.
Dieses finanziert die Führung der Islamischen Republik vor allem durch Einnahmen auf dem internationalen Rohstoffmarkt. Der Iran ist stark von der Öl- und Gasförderung abhängig.
"Mit der Rückkehr der UN-Sanktionen gelten nun unter anderem Einschränkungen gegen die iranische Schifffahrt, Verkaufsverbot von Treibstoffen an iranische Tanker, verstärkte Inspektionen von Schiffen mit potenziell Dual-Use-Gütern sowie Beschränkungen bei Finanztransfers", erklärt Energieexperte Dalga Khatinoglu im Gespräch mit der Deutschen Welle. "Dadurch wird der legale Export von iranischem Öl erheblich erschwert. Verkauf, Transport und Zahlungsabwicklung sind massiv eingeschränkt."
Korrupte Elite profitiert
Ende Juli hat die US-Regierung neue Sanktionen auf mehr als 115 Personen, Firmen und Schiffe mit Verbindungen zur iranischen Ölindustrie verhängt.
Nach Angaben von US-Finanzminister Scott Bessent handelt es sich um die größte Sanktionsrunde gegen den Iran seit 2018. Ziel seien vor allem die "Eliten des Regimes" in Teheran.
Die US-Maßnahmen richten sich insbesondere gegen ein Firmengeflecht um den Reedereibesitzer Mohammad Hossein Shamkhani. Sein Vater, Ali Shamkhani, ist ein enger Berater des Obersten Führers Ajatollah Ali Chamenei im Iran.
Mit dessen politischen Einflüssen hat die Familie ein Schifffahrtsimperium im Interesse des politischen Systems aufgebaut. Der Sohn kontrolliert eine große Flotte von Tankern und Containerschiffen, die Öl und weitere Erdölprodukte aus dem Iran und Russland in alle Welt transportiert.
"Das Schifffahrtsimperium der Familie Shamkhani zeigt, wie die Eliten des iranischen Regimes ihre Macht missbrauchen, um enorme Reichtümer anzuhäufen und zugleich gefährliche Programme des Regimes zu finanzieren", sagte US-Finanzminister Scott Bessent.
Schattenfirmen wie das Schifffahrtsimperium der Familie Shamkhani gibt es offenbar viele. "Dass diese und einige andere Firmen in den vergangenen drei bis vier Jahren von den USA ermittelt werden konnten, hängt mit ihrem internen Wettbewerb untereinander zusammen", sagt Hamzeh Safavi, Professor an der Universität Teheran, Anfang der Woche auf einer Pressekonferenz mit Wirtschaftsexperten in Teheran. "Diese Firmen zeigen sich gegenseitig an, um Milliardengewinne für sich zu sichern."
China kauft Öl im Tauschhandel
"Noch vor sechs Monaten verkaufte der Iran sein Öl mit einem Abschlag von rund einem Dollar vom Brent-Preis", sagt Homayoun Falakshahi, Analyst vom Öl- und Rohstoffdatenunternehmen Kepler, gegenüber der Deutschen Welle. Brent ist für Europa die wichtigste Rohölsorte und die Referenzsorte für den Weltmarkt.
Derzeit liegt der Ölpreis Brent bei circa 65 US-Dollar. "Vor drei Monaten lag der Rabatt bereits bei drei Dollar, inzwischen beträgt er 6,5 Dollar. Derzeit bietet der Iran sein Öl im Wettbewerb mit vergleichbaren Sorten aus dem Nahen Osten sogar mit Preisnachlässen von acht bis zehn Dollar an."
Trotz US-Sanktionen, die offizielle Zahlungen an den Iran nahezu unmöglich machen, importiert China weiterhin iranisches Öl. Peking ist seit dem einseitigen Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen während der ersten Amtszeit von Präsident Trump im Mai 2018 der größte Abnehmer iranischen Öls. Seit 2023 geben die chinesischen Zollbehörden keine Informationen über Ölimporte vom Iran mehr bekannt.
Wie das Wall Street Journal am 5. Oktober berichtete, haben der Iran und China ein weitgehend geheimes Tauschhandelssystem etabliert. China kauft iranisches Öl und schickt seine Staatsfirmen in den Iran, um dort die Infrastrukturprojekte zu bauen. In diesem Tauschhandel muss keine beider Vertragsparteien zahlen. Allein im Jahr 2024 sollen Schätzungen zufolge chinesische Gegenleistungen für den Ölimport im Umfang von bis zu 8,4 Milliarden US-Dollar in den Iran geflossen sein.
Mitarbeit: Morad Rahmati