1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Irans Raketenangriff vor allem symbolisch

8. Januar 2020

Der Iran feiert die Raketenangriffe auf US-Militärziele im Irak als Erfolg. Experten sehen darin jedoch eher einen Akt der De-Eskalation. Ob das schon die Rache für die Tötung Suleimanis war, bleibt zunächst offen.

Iran Feier nach Raketenangriff auf US-Militärbasen im Irak
Bild: Reuters/WANA/N. Tabatabaee

Seit Tagen schwören die Machthaber im Iran "vernichtende Rache" für die Ermordung des einflussreichen Generals Ghassem Soleimani am vergangenen Freitag. Seine gezielte Tötung durch die USA hatte die Spannungen zwischen dem Iran und den USA auf eine neue Stufe eskaliert. Am frühen Mittwochmorgen griff der Iran zwei Militärbasen mit amerikanischer Truppenpräsenz im Irak mit Raketen an. Laut irakischen militärischen Quellen wurden insgesamt 22 Raketen, laut US-Quellen 15 abgeschossen. Zehn kamen laut US-Quellen am Luftstützpunkt Al Asad in der westlichen Provinz Anbar ins Ziel, eine auf einer Basis in der Kurdenregion Erbil. Auf amerikanischer Seite werde nicht mit größeren Opfern oder Schäden gerechnet, hieß es zunächst.

"Die Stimmung im Iran ist sehr aufgeheizt und emotional aufgeladen. Der Iran musste eine Antwort liefern", analysiert Hossein Aryan. Der Militärexperte war 18 Jahre lang Marineoffizier im Iran. "Der Angriff auf die US-Truppen im Irak war nicht die Antwort, die der Iran angedroht hatte. Deswegen spricht der geistliche Führer auch nur von 'einem Schlag ins Gesicht der USA.'  Dennoch wird diese Antwort als großer Erfolg verkauft."

Jubel in iranischen Medien

Chamenei: "Haben den Amerikanern eine Ohrfeige verpasst" Bild: picture-alliance/abaca/SalamPix

Im Gegensatz zu den Meldungen von irakischer und amerikanischer Seite berichteten iranische Medien, der Iran habe "mehrere Dutzend ballistische Raketen auf US-Stützpunkte im Irak abgefeuert." "80 amerikanische Terroristen" seien bei den Raketenangriffen getötet worden, behauptete das iranische Staatsfernsehen. Im Luftwaffenstützpunkt Al Asad seien Flugzeuge, Drohnen und hochmoderne Ausrüstung vernichtet worden, verbreiteten Journalisten und Militärexperten, die den Revolutionsgarden nahe stehen, in sozialen Netzwerken.

Der Angriff mit ballistischen Boden-Boden-Raketen auf die "von den Amerikanern besetzte Basis" sei "in jeder Hinsicht ein voller Erfolg." Die Folgen des gestrigen Angriffs würden Jahre, wenn nicht Jahrzehnte zu spüren sein.

Aktion mit hohem Symbolgehalt

Paulo Casaca, Direktor des Instituts "Democratic Forum Southasia" in Brüssel, verwies gegenüber der DW auf den hohen Symbolgehalt des iranischen Raketenangriffs: "Sie unternahmen ihn gegen ein Uhr morgens, also zur selben Stunde, in der die Amerikaner Soleimani töteten." Auch die Tatsache, dass es sich um eine quasi offizielle militärische Aktion des Iran, und nicht um einen Terrorangriff, ausgeführt von mit dem Iran verbündeten Kämpfern handelte, zeigt laut Casaca die "theatralische Natur" der iranischen Antwort. Er gehe nicht davon aus, dass der Iran bei dieser Operation seine modernsten Waffensysteme eingesetzt hat. Es habe praktisch keine Volltreffer gegeben. Im Kern sei die iranische Operation ein Akt der De-Eskalation gewesen, meint der Südasien-Experte.

Laut CNN waren die im Irak stationierten US-Soldaten vor dem iranischen Raketenangriff gewarnt. Dank eines frühzeitigen Alarms hätten diejenigen im Gefahrenbereich Zeit gehabt, sich in Bunkern in Sicherheit zu bringen, berichtete CNN unter Berufung auf einen Angehörigen des US-Militärs. Ali Fathollah-Nejad von der Denkfabrik Brookings Doha meint, dass der Iran nicht an einer größeren militärischen Konfrontation mit den USA interessiert sei, dies zeige auch, dass es bei den Raketenangriffen offenbar keine Todesopfer gegeben habe. Letzteres bestätigte US-Präsident Trump am Mittwoch vor der Presse im Weißen Haus. 

Rückkehr zur Taktik versteckter Angriffe?

Paulo Casaca zufolge ist aber in Zukunft wieder mit der üblichen iranischen Taktik versteckter Angriffe durch verbündete Kämpfer zu rechnen. Schließlich ist es das erklärte Ziel Chameneis, die USA aus der Region zu vertreiben. Der iranische Außenminister Dschawad Sarif bezeichnet unterdessen den Angriff auf US-Ziele im Irak als "legitime Selbstverteidigung". Er twitterte: "Der Iran hat gemäß Artikel 51 der UN-Charta angemessene Selbstverteidigungsmaßnahmen ergriffen und abgeschlossen." Die Frage ist nun, ob "abgeschlossen" wirklich beendet meint und ob sich Irans Verbündete von der regionalen "Achse des Widerstands" mit eigenen Vergeltungsaktionen zurückhalten.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen