IS bekennt sich zu Anschlägen in Sri Lanka
23. April 2019"Diejenigen, die den Angriff ausgeübt haben, der vorgestern Mitglieder der US-geführten Koalition und Christen in Sri Lanka zum Ziel hatte, sind Kämpfer des 'Islamischen Staates'", heißt es in einer von dem IS-Propaganda-Sprachrohr Amaq veröffentlichten Mitteilung. Belege für die Behauptung gibt es allerdings keine.
Sieben Selbstmordattentäter hatten sich am Sonntag in drei Kirchen und drei Luxushotels in die Luft gesprengt. Die meisten Opfer gab es in den Kirchen, in denen gerade Ostergottesdienste stattfanden.
Die Zahl der Toten stieg mittlerweile auf mehr als 320, darunter mindestens 39 ausländische Touristen. Über 500 Verletzte werden nach Angaben der Polizei noch in Krankenhäusern behandelt. 42 Menschen befänden sich in Gewahrsam. Darunter sei auch ein syrischer Staatsbürger.
Verdächtige auf der Flucht
Einige Verdächtige sind laut Premierminister Ranil Wickremesinghe noch auf der Flucht. Angesprochen auf die Bekennernachricht des IS sagte er, die Sicherheitsbehörden hätten bereits zuvor den Verdacht gehegt, dass die Attentäter Verbindungen zu der Terrormiliz gehabt haben könnten. Wickremesinghe bestätigte zudem einen Bericht, wonach es einen weiteren Anschlagsversuch auf ein Hotel gegeben hatte, der fehlschlug.
Zuvor hatte es von Seiten der Regierung geheißen, eine extremistische Islamistengruppe mit Verbindungen zur Gruppe "National Thowheeth Jama'ath" habe die Anschläge verübt.
Erste Ermittlungsergebnisse deuten derweil darauf hin, dass die Taten eine Vergeltung für den Angriff auf Moscheen im neuseeländischen Christchurch vor gut einem Monat gewesen sein könnten. Es gebe entsprechende Hinweise, erklärte Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene im Parlament von Sri Lanka. Bei dem Anschlag eines Rechtsextremisten waren 50 Menschen ums Leben gekommen.
Präsident erklärt Notstand
Der Dienstag wurde in Sri Lanka zu einem nationalen Trauertag erklärt. Am Morgen wurden drei Schweigeminuten abgehalten. Zahlreiche Bestattungen waren geplant.
Staatspräsident Maithripala Sirisena hatte am Montag den öffentlichen Notstand erklärt. Dies sei im Interesse der öffentlichen Sicherheit, der Wahrung der öffentlichen Ordnung und zur Sicherung der Versorgung der Bevölkerung mit Waren und Dienstleistungen verhängt worden, hieß es in einer Erklärung des Staatschefs. Die Sicherheitskräfte sollen seinem Büro zufolge weitreichende Befugnisse erhalten.
Laut Gesetz könnte es sich dabei unter anderem um Hausdurchsuchungen ohne Erlaubnis eines Gerichts oder Verhaftungen ohne Haftbefehl handeln. Um die Verbreitung von Gerüchten zu unterbinden, wurde der Zugang zu sozialen Medien gesperrt. Solche Bestimmungen waren während des Bürgerkriegs in Sri Lanka von 1983 bis 2009 fast dauerhaft in Kraft - und auch darüber hinaus noch bis 2011.
"Es gab ein internationales Netzwerk"
Zu Tätern und Hintergründen gibt es weiterhin wenig Informationen. Einer der Attentäter war nach Angaben eines Ministers vor wenigen Monaten wegen der Beschädigung von Buddha-Statuen festgenommen worden. Bei neun Festgenommenen handelt es sich um Mitarbeiter einer Fabrik, die einem der anderen Täter gehörte. Mehrere Häuser seien durchsucht worden, teilte die Polizei mit.
Die Regierung ist überzeugt, dass die Täter Hilfe aus dem Ausland gehabt haben müssen. "Wir glauben nicht, dass diese Angriffe von einer Gruppe von Menschen verübt wurden, die auf dieses Land begrenzt waren", sagte Kabinettssprecher Rajitha Senaratne. "Es gab ein internationales Netzwerk, ohne das diese Angriffe nicht gelungen wären."
Regierung wurde frühzeitig gewarnt
Nach den Worten Senaratnes gab es vor den Attacken Hinweise auf Anschlagspläne der "National Thowheeth Jama'ath". Ausländische Geheimdienste hätten bereits am 4. April über mögliche Selbstmordanschläge auf Kirchen und Touristenziele in Sri Lanka informiert. "Wir tragen die Verantwortung, es tut uns sehr leid", sagte Senaratne im Namen der Regierung.
Präsident Sirisena berief ein dreiköpfiges Team ein, das die Anschlagsserie untersuchen und in zwei Wochen einen ersten Bericht vorlegen soll. Die internationale Polizeiorganisation Interpol kündigte an, Spezialisten mit Expertise in den Bereichen Tatortuntersuchung, Sprengstoff, Terrorismusbekämpfung und Opferidentifizierung zu entsenden.
gri/sti (dpa, afp, ape, epd, rtr)