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Politik

IS hält 100.000 Menschen als Schutzschilde

28. Juni 2017

Männer, Frauen und Kinder werden laut UN-Angaben mit gezielten Schüssen an der Flucht aus dem umkämpften Al-Rakka gehindert. Seit Anfang Juni sind mindestens 173 Zivilisten bei Luftangriffen und am Boden getötet worden.

Syrien ar-Raqqa- SDF Kämpfer steht auf Balkon in ar-Raqqa
Blick auf ein Viertel in RakkaBild: Reuters/G. Tomasevic

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Ra'ad al-Hussein, hat in Genf auf die ausweglose Lage der Menschen im syrischen Al-Rakka aufmerksam gemacht. Rund 100.000 Menschen säßen dort buchstäblich in der Falle und könnten der Gewalt nicht entkommen, erklärte der UN-Hochkommissar. Sie seien auf der einen Seite von den US-Luftschlägen bedroht, mit denen die USA kurdische und arabische Milizen im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) unterstützen. Auf der anderen Seite würden die Menschen vom IS gezielt erschossen, wenn sie versuchten, aus der umkämpften Stadt zu fliehen.

"Da die Luftangriffe und die Kämpfe am Boden an Intensität gewinnen, steigt die Zahl der zivilen Opfer, und die Fluchtwege werden einer nach dem anderen gekappt", warnte Seid. Gemäß einer vorsichtigen Schätzung seien seit dem 1. Juni bei Kämpfen mindestens 173 Zivilisten getötet worden. Die Konfliktparteien müssten weit mehr tun, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Auch das kurdisch-arabische Bündnis habe in den Gebieten unter seiner Kontrolle gegen Menschenrechte verstoßen, kritisierte Seid.

Dramatischer Bevölkerungsrückgang in Rakka

Rakka gilt als informelle Hauptstadt der Dschihadistenmiliz und wird seit Wochen von den Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) belagert. Nach langer Vorbereitung hatte das kurdisch-arabische Bündnis kürzlich den Ring um die Stadt geschlossen. Vor Beginn der Belagerung lebten rund 300.000 Einwohner in Raka, darunter 80.000 Flüchtlinge aus anderen Landesteilen. Die vorwiegend kurdischen SDF-Kämpfer nahmen bereits mehrere Viertel von Rakka ein.

Kurdische Kämpfer in RakkaBild: Reuters/G. Tomasevic

Zivile Opfer leichtfertig in Kauf genommen?

Der Anti-IS-Koalition, die die SDF aus der Luft unterstützt wurde, in den vergangenen Monaten wiederholt vorgeworfen, zivile Opfer bei Bombardements leichtfertig in Kauf zu nehmen. Auch an diesem Mittwoch sollen bei Luftangriffen auf ein syrisches Gebiet unter IS-Kontrolle laut Menschenrechtlern mindestens 30 Zivilisten getötet worden sein. Das Bombardement habe in der Region Dablan nahe der vom IS gehaltenen Stadt Dair as-Saur im Osten Syriens stattgefunden, berichtete die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte aus Großbritannien. Zudem seien eine Reihe von Menschen schwer verletzt worden, hieß es.

cw/se (dpa, afp, rtr, epd)

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