IS jetzt auch in Afghanistan aktiv?
18. April 2015Der afghanische Präsident Aschraf Ghani hat die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) für den Selbstmordanschlag im Osten des Landes verantwortlich gemacht. Dabei wurden am Morgen mindestens 33 Menschen getötet und mehr als hundert weitere verletzt. Die "IS-Kämpfer" hätten sich zu dem "entsetzlichen Angriff" bekannt, sagte der Staatschef während eines Besuchs in der Provinz Badachsan im Nordosten des Landes.
Ein blutiger Sommer?
Auch ein Mann, der sich als IS-Sprecher ausgab, sagte während eines Anrufs bei der Nachrichtenagentur AFP, die Gruppe habe das Attentat verübt. Dafür spricht auch, dass die bislang in Afghanistan aktiven islamistischen Taliban jegliche Verantwortung bestritten haben. Die Ankündigung des IS bezeichnete Haroon Mir, ein Politikexperte aus Kabul, gegenüber AFP als "alarmierend". "Wenn sich das bestätigt, muss sich Afghanistan auf einen blutigen Sommer einstellen – vielleicht der blutigste der letzten 14 Jahre."
Ein Selbstmordattentäter hatte sich im belebten Zentrum der ostafghanischen Stadt Dschalalabad in die Luft gesprengt, wie Ahmad Sia Abdulsai, ein Sprecher der Provinz Nangahar der DW sagte. Am Anschlagsort seien mehrere Läden, eine Bankfiliale und Behörden. Zum Zeitpunkt der Explosion warteten demnach viele Staatsbedienstete vor dem Geldinstitut auf die Auszahlung ihrer Gehälter. "Die meisten der Toten und Verletzten sind unschuldige Zivilisten", so Abdulsai Möglicherweise seien auch Polizisten eines Checkpoints unter den Opfern. Nach diesem Attentat detonierten noch zwei weitere Sprengsätze in der Region: eine Bombe, die an einem Motorrad angebracht war, verursachte lediglich Sachschaden; eine Autobombe tötete einen Zivilisten und verletzte drei weitere Menschen.
UN befüchten Kriegsverbrechen
Der Anschlag gilt als einer der schwersten seit dem Ende des NATO-Kampfeinsatzes in Afghanistan. Die Vereinten Nationen teilten mit: "Die andauernden Selbstmordanschläge in dicht besiedelten Gebieten, die mit Sicherheit eine große Anzahl afghanischer Zivilisten töten und verstümmeln, könnten auf ein Kriegsverbrechen hinauslaufen."
fab/chr (afp, dpa, ap)