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Politik

IS-Kämpfer: Wenige Rückkehrer, große Gefahr

Aida Cama
14. April 2018

Was macht ein Land mit IS-Kämpfern, die aus dem Irak und Syrien nach Hause zurückkehren? Das Problem ist noch schwieriger geworden, seit der "Islamische Staat" 98 Prozent seines Territoriums verloren hat.

Symbolbild Rakka Kämpfer der IS
Bild: picture-alliance/dpa

Ein kleiner Teil der IS-Kämpfer aus dem Ausland hat nach Angaben von Experten den Rückzug angetreten. "Diese kleine Zahl von Rückkehrern ist in der Vergangenheit für terroristische Akte mit tödlichen Folgen verantwortlich gewesen", sagt Michèle Coninsx, Leiterin des Direktoriums für Terrorismusbekämfung in der UN. Ein kleiner Teil der Rückkehrer ist auch bei der Bildung der terroristischen Gruppen, bei deren Radikalisierung und Rekrutierung aktiv gewesen. Ein Beispiel ist der Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel im Jahr 2014, das von einem Rückkehrer verübt worden war.

Auch Kinder sind unter den Rückkehrern  

Die Rückkehrer von heute - Kämpfer, die aus Syrien und dem Irak kommen - sind anders als frühere Rückkehrer. 30.000 bis 42.000 ausländische Kämpfer sind aus 120 Ländern in den Kampf für den Islamischen Staat gezogen. Die meisten stammen aus ehemaligen Sowjetrepubliken, gefolgt vom Nahen Osten und Westeuropa. Nicht nur Männer, auch Frauen und Kinder sind dabei. Von 3417 russischen Kämpfern sind 150 nicht volljährig. Unter den 900 IS-Sympathisanten, die von Deutschland aus dem Ruf des IS folgten, sind 56 Kinder. Etwa zehn Prozent der 300 Kosovaren, die nach Irak und Syrien gezogen sind, sind minderjährig. Anders als früher sind unter den heutigen Rückkehrern viele junge Menschen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit an militärischen Übungen teilgenommen haben und vom Islamischen Staat indoktriniert worden sind. Sie müssen als Einzelfälle betrachtet und behandelt werden.

Jeder Fall für sich

"Jeder extreme Ansatz wird wahrscheinlich nicht zu dem Ergebnis führen, das wir erreichen wollen", sagt David Scharia, Abteilungsleiter des UN-Direktoriums für Terrorismusbekämpfung. "Jeden Rückkehrer ins Gefängnis zu bringen, taugt nicht für die Länder, in denen es Hunderte solcher Fälle gibt. Sie würden die Gefängnisse zu einem idealen Ort machen, um sich weiter zu radikalisieren." Auf der anderen Seite sei eine vollständige Amnestie für alle Rückkehrer auch nicht sinnvoll, sagt David Scharia.

Die UN-Resolution 2396 verlangt einzelne Prozesse, die das Individuum in den Blick nehmen und versuchen, das Risiko zu identifizieren. Auch das Potenzial für eine erfolgreiche Rehabilitation und Integration muss berücksichtigt werden. Weiter wird verlangt, dass jeder, der Verbrechen begangen hat, sich vor der Justiz verantworten muss. Die einzelnen Länder müssen die Gerichtsverfahren verbessern, Informationen sammeln und verteilen - und Beweise sichern.

Jetzt, nach dem großen Schlag gegen den IS, sind Tausende von Kämpfern nicht mehr in der Konfliktregion. Die Herausforderung für die Staaten besteht darin, ehemalige IS-Kämpfer rechtzeitig zu identifizieren, sie im richtigen Moment zu lokalisieren und sich um sie zu kümmern.

Wichtig ist nicht die Anzahl der identifizierten Kämpfer, sondern die Gefahr, die der Einzelne mit sich trägt. Und es ist eine langfristige Gefahr. Laut Experten sind die vor 2014 Zurückgekehrten weniger gefährlich als diejenigen, die aktuell zurückkommen, weil sie keinen Platz mehr in der Konfliktregion finden. Der Balkan, insbesondere Bosnien-Herzegowina, hat Erfahrung mit Hunderten von Kämpfern, die nach Syrien und in den Irak abgewandert sind. Jetzt kommen viele wieder zurück. Aus Kosovo sind es bis jetzt 117 und aus Bosnien 46 Kämpfer. 

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