ISAF-Chef: Job in Afghanistan noch lange nicht beendet
5. April 2012Der Chef aller NATO-Einheiten in Afghanistan lässt wenig Zweifel aufkommen: Vor deutschen Journalisten in Kabul wird deutlich, dass US-General John Allen nicht viel hält von den im Westen grassierenden Konzepten über einen früheren Abzug der internationalen Truppen und eine beschleunigte Übergabe der militärischen Kontrolle an die einheimischen Kräfte. Im Osten Afghanistans würden die Kämpfe in diesem Jahr sogar noch zunehmen und die ausländische Unterstützung für die Regierungstruppen müsse über das Jahr 2014 hinaus engagiert fortgesetzt werden, stellte der Vier-Sterne-General klar.
Taliban warten nicht einfach den Rückzug ab
Vor dem Hintergrund des laufenden Rückzugs der internationalen Truppen prophezeite der Kommandeur der Schutztruppe ISAF in den kommenden Monaten schwere Gefechte in den Taliban-Hochburgen im Osten des Landes. "Im Osten wird es in diesem Jahr noch erhebliche Kämpfe geben", erläuterte Allen den deutschen Reportern. Während die Zahl der US-Soldaten insgesamt verringert werde, würden dort in Erwartung einer Sommeroffensive der radikal-islamischen Aufständischen starke Kräfte konzentriert. Im Süden gehe es mehr darum, den Taliban abgerungenes Territorium zu verteidigen.
Bis September wollen die USA rund 23.000 ihrer derzeit noch 90.000 Soldaten vom Hindukusch abziehen. Auch die Bundeswehr wird in den kommende Monaten ihre Truppenstärke um mehrere hundert Soldaten reduzieren.
Entscheidend für den Erfolg des internationalen Einsatzes ist nach Aussage des Generals jedoch das kommende Jahr. Im Herbst 2013 sollten die einheimische Armee und Polizei in allen Landesteilen die Verantwortung für die Sicherheit der Bevölkerung tragen. Aus- und Weiterbildung der Afghanen müssten aber auch nach dem geplanten Ende des Kampfeinsatzes 2014 intensiv fortgesetzt werden, betonte Allen. Man sei auf einem gutem Weg, wobei vor allem Deutschland einen wichtigen Beitrag bei der Entwicklung der lokalen Sicherheitskräfte geleistet habe.
Bei einem erneuten Angriff im Westen Afghanistans wurden mindestens acht Sicherheitskräfte getötet. Die Polizei berichtete, bewaffnete Männer hätten in der Provinz Fara einen Außenposten einer von der Regierung unterstützten Miliz überfallen.
Am Mittwoch waren bei einem Selbstmordattentat im Norden mindestens zehn Menschen gestorben, darunter drei US-Soldaten. Ein Motorradfahrer hatte sich in der Provinzhauptstadt Maimanah in einer Menschengruppe in die Luft gesprengt. Die Taliban bekannten sich zu beiden Angriffen.
SC/sti (dpa,ap,afpe)