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Großoffensive auf Aleppo

3. Juli 2015

In Syrien haben Islamisten hunderte Granaten auf die Stadt Aleppo gefeuert. Die Rebellen wollen die syrische Metropole von den Regierungstruppen befreien - und in der gesamten Stadt die Scharia einführen.

Häuserruinen nach Bombardement in Aleppo Syrien
Bild: Getty Images/AFP/Z. Al-Rifa

Noch wird der Westen Aleppos von den Regierungstruppen gehalten. Doch die Assad-Soldaten sind massiv unter Druck. Nach Angaben von Beobachtern feuerten Rebellengruppen hunderte Artilleriegranaten auf die Stadt. Die von Islamisten angeführten Gruppen, zu denen auch der Al-Kaida-Ableger Nusra-Front gehört, erklärten, ihr Ziel sei die Befreiung Aleppos. Sollte die Stadt in ihre Hand fallen, würden künftig die streng islamischen Regeln der Scharia gelten, hieß es.

"Es sind die schwersten Angriffe von Rebellengruppen in Aleppo seit zwei Jahren", sagte der Chef der Syrischen Beobachtungsgruppe für Menschenrechte der Nachrichtenagentur dpa. Die syrische Armee reagierte mit Luftschlägen: Kampfflugzeuge bombardierten Gebiete im Norden der Stadt. Ersten Berichten zufolge wurden bei den Gefechten mindestens vier Zivilisten getötet und weitere 70 verletzt.

Assad droht Rückschlag

Nach schweren Kämpfen im Sommer 2012 ist Aleppo zwischen Regierungstruppen und Aufständischen geteilt. Sollte die frühere syrische Wirtschaftsmetropole komplett an die Rebellen fallen, wäre dies ein herber Rückschlag für Präsident Baschar al-Assad. Sein Einflussbereich wäre dann weitgehend auf ein Gebiet beschränkt, dass sich von der Hauptstadt Damaskus bis zum Mittelmeer erstreckt.

De facto wäre Syrien damit geteilt - im Westen hätte Assad das Sagen, das übrige Gebiet wäre unter Kontrolle verschiedener Rebellengruppen. Zu ihnen gehört auch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Seit einer Offensive im vergangenen Sommer kontrolliert der IS große Teile des Iraks und Syriens. Vor einem Jahr riefen die Dschihadisten ein grenzüberschreitendes "Kalifat" aus.

Türkei verstärkt Truppe an Grenzen zu Syrien

Als Reaktion auf die heftigen Gefechte im Nachbarland hat die Türkei ihre Truppen an der Grenze zu Syrien verstärkt. Es seien Vorbereitungen getroffen worden, um da Grenzgebiet zu schützen, sagte Ministerpräsident Ahmed Davutoglu dem Fernsehsender "Kanal 7" mit. Spekulationen über eine baldige Intervention der Türkei in Syrien erteilte er allerdings eine Abfuhr. "Niemand soll davon ausgehen, dass die Türkei morgen oder in naher Zukinft in Syrien eingreift", sagte Davutoglu. Ankara werde allerdings nicht zögern, wenn die nationale Sicherheit bedroht sei.

Auf der sicheren Seite: Türkische Soldaten blicken auf die brennende Stadt Kobane hinter der syrischen GrenzeBild: picture-alliance/AA/H. Fidan

Türkische Medien hatten seit Tagen über ein militärisches Eingreifen der Türkei spekuliert. Auslöser war unter anderem eine vor einer Woche ausgesprochene Warnung von Staatspräsident Erdogan vor der Gründung eines Kurdenstaats im Norden Syriens. "Wir hoch auch der Preis ist, wir werden niemals die BIldung eines neuen Staates an unserer Südgrenze und im Norden Syriens akzeptieren", sagte er mit Blick auf die Geländegewinne der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Syrien. Die türkische Regierung sieht in der Miliz einen Ableger der verbotenen türkischen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die seit Jahrzehnten gewaltsam für die Loslösung der Kurdengebiete von der Türkei kämpft.

sp/qu (rtr, dpa)

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