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Islamistische Terrorgruppen

Sven Pöhle / Nils Naumann / Kersten Knipp27. Juni 2014

Enthauptungen und im Irak, Entführungen in Nigeria, schwere Gefechte in Libyen - radikalislamistische Terrorgruppen wie IS, Boko Haram und Ansar al-Scharia halten Afrika und die arabische Welt in Atem. Ein Überblick.

ISIS-Kämpfer (Foto: ABACAPRESS.COM)
Bild: picture-alliance/abaca

Ziel: Gottesstaat im Irak und Syrien

IS: Die sunnitische Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) hat ihre Machtbasis binnen kürzester Zeit ausgebaut und ein grenzüberschreitendes Gebiet im Norden Syriens und des Irak unter ihre Kontrolle gebracht. Ihren ideologischen Anspruch hat IS in ihrem Namen zementiert: Nannte sie sich bis vor einiger Zeit noch "Islamischer Staat im Irak und Groß-Syrien" (ISIS), so hat sie diese Einschränkung nun aufgegeben. Ihr Machtanspruch hat keine Grenzen mehr. IS gilt als noch radikaler als Al-Kaida. IS soll zu großen Teilen durch private Spenden aus den Golfstaaten Katar und Saudi-Arabien finanziert werden. Weitere Geldquellen für ISIS sind die Erdölfelder im Norden Syriens sowie systematische Erpressungen. Experten schätzen, dass die Terrorgruppe etwa 10.000 Kämpfer in ihren Reihen hat. Besonderen Zulauf beschert IS der Konflikt zwischen der sunnitischen Minderheit und der schiitischen Mehrheit im Irak. Hinzu kommt eine Vielzahl internationaler Glaubenskrieger und Konvertiten. Durch Verfolgung und Tötung Andersgläubiger, durch Enthauptungen und Steingungen sorgt IS für weltweites Entsetzen. Gleichzeitig zieht sie durch im Internet veröffentlichte Videos ihrer Kämpfe weltweit zahlreiche neue Aktivisten an.

Al-Nusra-Front: Die Al-Nusra-Front gilt als offizieller Ableger von Al-Kaida. Ihr Name bedeutet "Unterstützungsfront für das syrische Volk". Sie gilt als eine der wichtigsten Rebellengruppen in Syrien. Zu ihren erklärten Zielen gehört die Errichtung eines islamistischen Staates in Syrien und letztlich in der gesamten Levante, also in allen Ländern des östlichen Mittelmeerraums. Schätzungen zufolge zählt die Al-Nusra-Front zwischen 5000 und 7000 Mitglieder. Sie ist vor allem im Norden Syriens präsent.

Kämpfer der Al-Nusra-Front in SyrienBild: picture-alliance/AP

Afrikanische Terrorgruppen

Boko Haram: Der Name der islamistischen Terrororganisation Boko Haram bedeutet soviel wie "westliche Bildung ist Sünde". Sie kämpft im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias und setzt sich für die Einführung der Scharia im ganzen Land ein. Große Aufmerksamkeit erlangt die Terrorgruppe aktuell durch Entführungen. Die große Armut und Arbeitslosigkeit in Nordnigeria macht es den Anführern von Boko Haram einfach, neue Kämpfer zu rekrutieren. Die nigerianischen Sicherheitskräfte sind den hochbewaffneten Terroristen nicht gewachsen. Seit 2003 wurden bei Anschlägen auf Sicherheitskräfte, Behörden, Kirchen und Schulen tausende Menschen getötet. 2014 hat es allein in den ersten vier Monaten rund 2000 Tote bei Anschlägen von Boko Haram gegeben.

Al-Shabaab-Kämpfer in SomaliaBild: picture-alliance/AP

Al-Shabaab: Die islamistische Al-Shabaab-Miliz gründete sich zwischen 2004 und 2006 in Somalia. Damals steckte das Land bereits rund fünfzehn Jahre im Bürgerkrieg. Ihr Name bedeutet "die Jugend". Die Gruppierung kämpft für einen Gottesstaat am Horn von Afrika. Ihre radikalislamistische Ideologie kennt keine Landesgrenzen. Anschläge verübt sie inzwischen in ganz Ostafrika - so auch in der kenianischen Hauptstadt Nairobi, wo bei einem Anschlag auf ein Einkaufszentrum im September 2013 mehr als 60 Menschen getötet wurden. Al-Schabaab kontrolliert weite Teile Mittel- und Südsomalias. Führende Mitglieder betonen, mit Al-Kaida bei der Ausbildung von Kämpfern zu kooperieren. Die Gruppe hat zudem Verbindungen mit den Islamisten von Boko Haram.

Ansar-al-Sharia: "Anhänger des Islamischen Rechts" nennen sich Organisationen in Libyen und Tunesien. Kleinere Gruppen der Ansar al-Sharia gibt es auch in einer ganzen Reihe von Staaten im Nahen Osten und in Nordafrika. Ihr Ziel ist die Einführung des islamischen Rechts. Hochburg der libyschen Ansar al-Sharia ist die Hafenstadt Bengasi. Die Organisation wird für den Anschlag auf das Konsulat der USA in Bengasi am 11. September 2012 verantwortlich gemacht. Damals starben vier Menschen, darunter auch der US-Botschafter. Ansar al-Scharia soll Verbindungen zu Al-Kaida haben. Die Organisation bestreitet diese Vorwürfe.

Nahost: Politische Organisationen mit militärischem Unterbau

Hisbollah: Die libanesische Hisbollah wurde 1982 gegründet. Unterstützung erhält die Schiiten-Organisation vom Iran und von Syrien. Ihr militärischer Arm gilt beispielsweise in den USA oder der EU als Terrororganisation. Einheiten der Hisbollah sollen in Syrien auf Seiten von Assads Truppen kämpfen.

Hisbollah-Parade im LibanonBild: Mahmoud Zayyat/AFP/Getty Images

Hamas: Die "Islamische Widerstandsbewegung" Hamas wurde 1987 gegründet. Sie ist der palästinensische Zweig der Muslimbruderschaft. Neben der Fatah von Palästinenserpräsident Abbas ist die Hamas die zweite wichtige Vertretung der Palästinenser. Im Gegensatz zur Fatah hat die Hamas Israel nie anerkannt. Ihr Ziel ist die Vernichtung des israelischen Staates. Dazu nutzt sie auch terroristische Mittel. In den 1990er Jahren überzog sie Israel mit Selbstmordanschlägen. Seit 2007 beherrscht die Hamas den Gazastreifen, während die Fatah im Westjordanland regiert. Vor kurzem einigten sich Hamas und Fatah auf eine Einheitsregierung. Israel geht seit der Entführung mehrere israelischer Teenager im Westjordanland mit einer Verhaftungswelle gegen die Hamas vor.

Terror Global

Al-Kaida: Al-Kaida gilt als Mutterorganisation des globalen Dschihad. Ihr Name bedeutet "Basis" oder "Fundament". Sie war der Drahtzieher der Anschläge des 11. September 2001. Ziel ist die Errichtung eines Gottesstaates, der alle islamischen Länder und Gebiete umfasst. Nach dem Tod Osama bin Ladens wird Al-Kaida von dem Ägypter Aiman al-Zawahiri geführt. Heute ist Al-Kaida ein loses Netzwerk weitgehend autonom agierender Zellen in unterschiedlichen Ländern, darunter Al-Kaida im islamischen Maghreb, die vor allem in Algerien, aber auch im Norden Malis operiert, und Al-Kaida im Jemen, einer Hochburg der Dschihadisten. Im Irak hat sich die Organisation ISIS von Al-Kaida abgespalten.

Al-Kaida-Anführer Ayman al-ZawahiriBild: picture-alliance/dpa
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