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Der Schock sitzt tief

28. Juni 2015

Der islamistische Terror vom Freitag und seine Folgen: In Tunesien sind die Strände verwaist, Frankreich will die Sicherheitskräfte aufstocken und in Kuwait gedenken Tausende der Toten in einer schiitischen Moschee.

Touristen Anschlag in Tunesien
Bild: Reuters/Z. Souissi

Bei den Anschlägen am Freitag waren fast 70 Menschen getötet worden, die meisten Toten gab es in Tunesien. Dort starben 38 Menschen durch die Schüsse eines Einzeltäters.

Er hatte sich als Tourist getarnt und seine Waffe in einem Sonnenschirm versteckt. Er überfiel das Hotel "Imperial Marhaba" im Mittelmeerort Sousse und eröffnete dann am belebten Strand das Feuer.

Unter den Toten ist auch ein Deutscher

Besonders betroffen ist Großbritannien. Unter den Toten seien mindestens 15 Briten, teilte die Regierung in London mit. Unter den Opfern des Terroranschlags ist auch mindestens ein Deutscher. Wie Außenminister Frank-Walter Steinmeier mitteilte, wurde zudem mindestens eine weitere Deutsche verletzt.

Zu dem Angriff auf das Strandhotel am Mittelmeer bekannten sich Unterstützer der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). In einer allerdings nicht verifizierbaren Twitter-Mitteilung hieß es, ein "Soldat des Kalifats" habe den "abscheulichen Hort der Prostitution, des Lasters und des Unglaubens" angegriffen.

Nach dem Anschlag in Tunesien sind Sicherheitskräfte überall präsent, die Touristen verlassen dennoch das LandBild: Getty Images/AFP/F. Belaid

Der Attentäter war von Sicherheitskräften erschossen worden. Wie es heißt, war der Mann zuletzt als Student an der Universität der Stadt Kairouan eingeschrieben, der Ort ist eine Hochburg von Salafisten.

Tunesien lässt viele Moscheen schließen

Tunesiens Regierungschef Habib Essid kündigte an, der Kampf gegen den Terrorismus sei nun nationale Aufgabe. Der Sicherheitsrat beschloss, bis zu 80 Moscheen zu schließen, in denen Extremisten verkehren sollen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sicherte Tunesien in einem Telefonat mit Präsident Beji Caid Essebsi Unterstützung im Kampf gegen den Terror zu. Bundesinnenminister Thomas de Maizière will am Montag an den Ort der Terrorattacke reisen. Für Deutschland ergibt sich nach Einschätzung des Bundesinnenministeriums nach derzeitigen Erkenntnissen keine weitere Verschärfung der Sicherheitslage. Die Gefährdung durch Dschihadisten und internationalen Terrorismus sei "unverändert hoch".

Frankreich stockt die Sicherheitskräfte auf

Frankreich will als Konsequenz aus dem Terroranschlag auf eine Gasfabrik von Lyon die Sicherheitskräfte aufstocken. Das kündigte Innenminister Bernard Cazeneuve nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts mit Präsident François Hollande und Außenminister Laurent Fabius an.

Bei Polizei und Gendarmerie sollen 500 neue Stellen pro Jahr geschaffen werden, die Nachrichtendienste mit 1500 neuen Mitarbeitern verstärkt werden. Hollande hatte bereits direkt nach dem Anschlag die höchste Sicherheitsstufe für fast 160 Industriebetriebe in der Region Rhône-Alpes angeordnet, die wegen der Verarbeitung gefährlicher Materialien besonderem Schutz unterliegen.

Der 35-jährige Yassin S. hatte zuvor ein Werk für Industriegase in Saint-Quentin-Fallavier überfallen und seinen 53 Jahre alten Chef enthauptet. Wie es am Samstagabend aus Ermittlerkreisen verlautete, hat sich der Verdächtige erstmals geäußert. Über Details ist allerdings nichts bekannt. Noch ist auch unklar, ob der 35-Jährige einen Komplizen hatte. Darauf könnte ein Foto hindeuten, dass er über den Chat-Dienst WhatsApp verschickt haben soll. Es zeigt den Verdächtigen mit dem Kopf des Opfers. Das Foto sei an eine kanadische Nummer verschickt worden, der Teilnehmer hinter dieser Nummer habe nicht ermittelt werden können.

Der Attentäter, Vater von drei Kindern, befindet sich mit seiner Ehefrau und einer Schwester in Polizeigewahrsam. Der Mann war den französischen Behörden wegen Verbindungen zur radikalislamistischen Szene schon 2006 aufgefallen, stand jedoch nicht mehr unter Beobachtung.

Tausende trauern in Kuwait

In Kuwait-Stadt nahmen am Samstag tausende Menschen an der Beisetzung von Opfern des Anschlags auf eine schiitische Moschee teil. Bei Temperaturen von 45 Grad inmitten des Fastenmonats Ramadan trugen die Trauernden, unter ihnen auch Frauen, 18 der 26 Opfer auf einem schiitschen Friedhof zu Grabe.

Rund ein Drittel der Kuwaiter gehört der Glaubensrichtung der Schiiten an, die Trauer um die Toten des Anschlags ist großBild: picture-alliance/dpa/R. Qutena

Die Särge mit acht weiteren Todesopfern trafen per Flugzeug im irakischen Nadschaf ein. Die Leichen sollen in der für Schiiten heiligen Stadt beerdigt werden. Nach Angaben eines Vertreters der angegriffenen Moschee handelt es sich bei den in den Irak gebrachten Opfern um sieben Kuwaiter und einen Saudiaraber. Demnach sollten sie auf einem Friedhof am Imam-Ali-Schrein beerdigt werden, einer der wichtigsten Stätten des schiitischen Islam.

Die Polizei hat inzwischen einen Mann verhaftet, der den Selbstmordattentäter zum Tatort gefahren haben soll. Der 1989 geborene Mann soll sich illegal in Kuwait aufgehalten haben.

Ein Selbstmordattentäter hatte am Freitag im Namen der IS-Dschihadistengruppe eine schiitische Moschee in der kuwaitischen Hauptstadt angegriffen. Nach Angaben des Innenministeriums wurden bei dem Anschlag während des Freitagsgebets 26 Menschen getötet und fast 230 weitere verletzt. Der IS betrachtet Schiiten als Ungläubige.

haz/pab (rtr, dpa, afp)

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