Israel droht Ausschluss vom internationalen Fußball
26. September 2025
Steht tatsächlich ein Ausschluss Israels im Raum?
Der europäische Fußballverband UEFA steht kurz vor einer Entscheidung über eine Suspendierung Israels. Laut der Agentur Associated Press und der britischen Tageszeitung "Times" ist eine Mehrheit im UEFA-Exekutivkomitee bereit, eine Suspendierung zu unterstützen. Auslöser sind der Gaza-Krieg und ein Bericht einer UN-Kommission, die Israel Völkermord vorwirft. Die UEFA hat sich bislang nicht offiziell geäußert, doch ein Votum könnte bereits kommende Woche stattfinden.
Eine zentrale Rolle bei den Bemühungen, Israel auszuschließen, spielt Katar. Nach Agentur- und Medienberichten betreibt das Emirat seit Wochen intensive Lobbyarbeit, um eine Mehrheit im UEFA-Exekutivkomitee für eine Suspendierung Israels zu gewinnen. Der Druck hat sich nach einem israelischen Luftangriff auf Hamas-Ziele in Doha am 9. September nochmals verstärkt.
Auch Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez hat sich mehrfach kritisch gegenüber Israel geäußert und einen Ausschluss vom internationalen Sport als Druckmittel gegen Israels Regierung ins Spiel gebracht. Spanien und Irland fordern sogar die Aussetzung des EU-Assoziierungsabkommens mit Israel, vertreten diese Position innerhalb der EU jedoch weitgehend allein.
Vom Deutschen Fußballbund (DFB) gibt es bisher keine öffentliche Stellungnahme. Traditionell pflegen die deutsche Regierung und der DFB enge Verbindungen zu Israel. Allerdings ist DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke Mitglied im UEFA-Exekutivkomitee, das über die Suspendierung abstimmen soll. Laut Medienberichten soll er dort zur "großen Mehrheit" gehören, die eine Suspendierung Israels befürwortet.
Was hätte ein Ausschluss konkret für sportliche Folgen?
Ein Ausschluss würde Israels Nationalmannschaft aus der laufenden WM-Qualifikation werfen. Das Team liegt aktuell auf Platz drei der Gruppe I und kämpft um ein Ticket für die Fußball-WM 2026. Die nächsten Spiele für das Nationalteam stehen im Oktober in Norwegen und Italien an.
Auch israelische Vereine wären betroffen - sie würden aus laufenden internationalen Wettbewerben ausgeschlossen. Derzeit ist mit Maccabi Tel Aviv nur ein Klub aus Israel in der Europa League dabei.
Heimspiele in Israel sind aufgrund der angespannten Sicherheitslage ohnehin schon untersagt. Maccabi tritt daher in der Europa League "zu Hause" in Backa Topola in Serbien an. Die Heimauftritte der Nationalmannschaft finden meist in Ungarn statt.
Sollte die UEFA Israel ausschließen, würde das den Druck auf andere Sportverbände wie den Fußball-Weltverband FIFAund das Internationale Olympische Komitee (IOC) erhöhen. Das IOC sieht allerdings bislang von Sanktionen ab und sieht einen Unterschied zum Fall Russland: Israels Nationales Olympisches Komitee (NOK) habe anders als das russische NOK bisher nicht gegen die Olympische Charta verstoßen.
Wer ist gegen einen Ausschluss?
Mit den USA, einem der Gastgeber der WM 2026, hat Israel einen starken Verbündeten. Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump lehnt einen Ausschluss strikt ab.
"Wir werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen, alle Versuche, die israelische Fußballnationalmannschaft von der Weltmeisterschaft auszuschließen, vollständig zu unterbinden", sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums.
Auch FIFA-Präsident Gianni Infantino, der enge Kontakte zu Trump pflegt, gilt als Gegner eines Ausschlusses. Der israelische Verband bezeichnet die Forderungen gegenüber der Agentur Reuters als "krankhaften Antisemitismus".
Gab es früher vergleichbare Fälle?
Russland wurde im Februar 2022 nach dem Angriff auf die Ukraine von FIFA und UEFA ausgeschlossen - innerhalb weniger Tage. 1992 durfte das frühere Jugoslawienwegen der Balkankriege und UN-Sanktionen nicht an der EM in Schweden teilnehmen.
Auch Südafrika war während der Apartheid jahrzehntelang aus dem Weltsport verbannt. Der Sportboykott trug zur internationalen Isolation des Regimes bei.
Deutschland war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Aggressor-Staat einige Jahre von allen internationalen Sportorganisationen ausgeschlossen. Die Suspendierung erfolgte allerdings nicht explizit wegen des Holocaust. Auch Japan und im geringeren Maße Italien waren als Kriegsgegner der Alliierten zeitweise suspendiert.
Keine Sanktionen gab es nach dem Völkermord in Ruanda 1994, obwohl damals unterstützt von der Regierung innerhalb von 100 Tagen etwa 800.000 Menschen ermordet worden waren.
Wie groß wären die geopolitischen Folgen nach einem Ausschluss?
Ein Ausschluss Israels wäre ein starkes politisches Signal - vergleichbar mit dem Russland-Boykott, aber wohl mit noch größerer moralischer Aufladung, weil es nicht um den Vorwurf eines Angriffskriegs, sondern den eines Völkermords geht.
Zudem würde er zu diplomatischen Spannungen führen, insbesondere mit den USA. Arabische und muslimische Länder, die den Ausschluss befürworten und von denen einige das Existenzrecht des Staates Israels generell nicht anerkennen, würden dies als Erfolg werten.