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KonflikteIsrael

Israel: Entspannung an der "US-Front", Härte mit Libanon

27. Juni 2024

Der Besuch des israelischen Verteidigungsministers Galant in Washington hat offenbar das leidige Thema US-Waffenlieferungen entkrampft. Ganz anders dagegen der Ton, wenn es um den Kampf gegen die Hisbollah-Miliz geht.

Die Verteidigungsminister Israels und der USA, Joav Galant und Lloyd Austin, am Dienstag (25. Juni 2024) in Washington
Die Verteidigungsminister Israels und der USA, Joav Galant (l.) und Lloyd Austin, diese Woche in Washington Bild: Michael Reynolds/EPA

Im Streit um Waffenlieferungen der USA an Israel hat es zwischen beiden Ländern eine Annäherung gegeben. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant sagte in Washington nach seinen Treffen mit US-Regierungsvertretern, es seien "Hindernisse ausgeräumt und Engpässe beseitigt" worden. 

"Ich möchte für die anhaltende Unterstützung danken"

Galant hatte sich in den vergangenen Tagen unter anderem mit seinem US-Kollegen Lloyd Austin, Außenminister Antony Blinken und dem Nationalen Sicherheitsberater Jake Sullivan getroffen. Die Fortschritte bei den Gesprächen betreffen laut Galant eine "Vielzahl von Themen", darunter die Waffenlieferungen der USA für das israelische Militär. "Ich möchte der US-Regierung und dem amerikanischen Volk für ihre anhaltende Unterstützung für den Staat Israel danken", fügte er hinzu.

Empfang von Joav Galant am Mittwoch im US-Außenministerium durch Ressortchef Antony BlinkenBild: Ariel Hermoni/Israel Mod/ZUMA Press Wire/picture alliance

Zwischen der Regierung von US-Präsident Joe Biden und dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hatte es zuletzt Irritationen gegeben. Das Weiße Haus reagierte verärgert auf Kritik Netanjahus an Verzögerungen bei US-Rüstungslieferungen für den israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen. Netanjahu hatte gesagt, dass er zwar den Beistand der Vereinigten Staaten in dem Krieg zu schätzen wisse. Doch nannte er es zugleich "unfassbar", dass Washington in den vergangenen Monaten "Waffen und Munition für Israel zurückgehalten" habe.

Nach Angaben der US-Regierung wurde jedoch lediglich eine US-Lieferung von 900-Kilo-Bomben für Israel gestoppt. Sullivan hatte dies im Mai mit Sorgen begründet, dass diese Bomben "auf dicht bevölkerte Städte abgeworfen" werden könnten. Insgesamt hätten die USA seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober Waffen im Wert von mehr als 6,5 Milliarden Dollar (rund sechs Milliarden Euro) an Israel geliefert, sagte ein hochrangiger Regierungsmitarbeiter. Allein im Mai wurden demnach Waffen im Wert von drei Milliarden Dollar bereitgestellt. "Das ist ein gewaltiges, gewaltiges Unterfangen. Und bis auf eine Lieferung gab es keine Pause", fügte er hinzu.

"Können den Libanon in die Steinzeit zurückversetzen"

Galant nahm in Washington auch zum eskalierenden Konflikt mit dem Libanon Stellung. Israel wolle keinen Krieg im Libanon, bereite sich aber "auf jedes Szenario vor", sagte der Verteidigungsminister vor Reportern. "Die Hisbollah weiß sehr gut, dass wir im Libanon massiven Schaden anrichten können, wenn ein Krieg ausbricht." Die israelische Armee könne das Nachbarland "in die Steinzeit zurückversetzen, aber wir wollen das nicht", betonte Galant.

Der Ort Khiam im Süden des Libanons am Dienstag während Kämpfen zwischen Israel und der HisbollahBild: Stringer/REUTERS

Die radikalislamische Hisbollah-Miliz im Libanon greift den Norden Israels seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen mit Raketen und Drohnen an. Israel reagiert auf den Beschuss verstärkt mit Angriffen auf Hisbollah-Stellungen im Südlibanon. Die vom Iran unterstützte und mit der Hamas verbündete Schiiten-Miliz kontrolliert das Gebiet gleich hinter der Nordgrenze Israels. Angesichts der Drohungen beider Seiten war in den vergangenen Tagen die Furcht vor einem Krieg gewachsen. Sowohl die Hisbollah als auch die Hamas werden von Deutschland, den USA und noch anderen Staaten als Terrororganisationen eingestuft.

Reisewarnung des Auswärtigen Amtes für Libanon

Das Auswärtige Amt in Berlin rief derweil alle Bundesbürger im Libanon nochmals zur Ausreise auf. Die Lage an der Grenze zwischen dem Land und Israel sei sehr angespannt, teilte das Außenministerium auf der Plattform X mit. Eine weitere Eskalation könne auch dazu führen, dass der Flugverkehr vom Rafic-Hariri-Flughafen in Beirut komplett eingestellt werde, heißt es in den neuen Reise- und Sicherheitshinweisen. "Die Ausreise aus Libanon auf dem Luftweg wäre dann nicht mehr möglich."

Die militärischen Auseinandersetzungen im Grenzgebiet zwischen Libanon und Israel hätten in den letzten Wochen noch einmal an Intensität zugenommen. Eine weitere Verschärfung der Lage könne nicht ausgeschlossen werden, so das Ministerium weiter. "Dies gilt vor allem für die südlichen Teile Libanons bis einschließlich der südlichen Stadtgebiete Beiruts und die Bekaa-Ebene einschließlich des Bezirks Baalbek-Hermel."

sti/wa/pg (afp, dpa)