Hamas: Gaza-Geiseln werden am Montag übergeben
12. Oktober 2025
Insgesamt sind noch 48 Geiseln in der Hand der islamistischen Hamas im Gazastreifen, unter ihnen auch deutsche Staatsbürger. Nur 20 von ihnen sind nach israelischen Informationen noch am Leben. Ein Sprecher der Hamas, die von vielen Staaten als Terrororganisation gelistet wird, versicherte, die Geiseln kämen gemäß dem 20-Punke-Friedensplan von US-Präsident Donald Trump am Montag frei.
IKRK wird die Geiseln übergeben
Aus Hamas-Quellen verlautete, die Palästinenserorganisation und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) würden am Sonntag damit beginnen, die noch lebenden Geiseln bis zum frühen Montagmorgen an vereinbarten Punkten zusammenzubringen, bevor sie durch das Rote Kreuz übergeben würden. Außerdem sollen die sterblichen Überreste 27 weiterer Geiseln und eines schon 2014 getöteten israelischen Soldaten überreicht werden.
Israel muss gemäß der Vereinbarung knapp 2000 inhaftierte Palästinenser freilassen. Unter ihnen sind bis zu 250 Gefangene, die wegen Terrorangriffen zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt worden waren. Die genaue Zahl dieser Verurteilten und ihre Namen wurden zunächst nicht bekanntgegeben.
400.000 Menschen sagen "Danke!"
Auf dem sogenannten Platz der Geiseln in Tel Aviv versammelten sich am Samstagabend abermals Hunderttausende Menschen zu einer Großkundgebung. Ein Sprecher der Familienangehörigen der Geiseln sagte, es seien 400.000 Menschen gekommen.
Viele Teilnehmer trugen T-Shirts mit den Gesichtern der verbliebenen Geiseln darauf. Die Menge schwenkte israelische und US-Flaggen und skandierte "Danke, Trump!". Einige erklärten, der US-Präsident habe den Friedensnobelpreis verdient.
US-Sonderdiplomat Witkoff sichtlich bewegt
Auch der US-Gesandte Steve Witkoff ergriff das Wort. Er wurde von Trumps Tochter Ivanka und deren Ehemann Jared Kushner begleitet. Witkoff hob die Rolle Trumps als entscheidend für die erzielten Fortschritte hervor. "Wir alle sind Präsident Trump zu tiefstem Dank verpflichtet", sagte er sichtlich bewegt.
"Ihr kommt nach Hause", sagte Witkoff an die Geiseln gerichtet. Zugleich würdigte der Sonderdiplomat "die Kraft, den Mut und die Geduld" der Angehörigen und des israelischen Volkes. "Danke, dass sie gezeigt haben, dass die Zukunft dieser Region nicht auf den Trümmern alten Hasses, sondern auf der Verheißung gemeinsamer Hoffnung aufgebaut werden kann", sagte Witkoff. "Ich habe lange von diesem Abend geträumt."
Als Witkoff auch die Rolle von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu betonen wollte, schlug der Jubel jedoch in massive Buh-Rufe und Pfiffe um. Viele Israelis werfen dem Ministerpräsidenten vor, nicht genug für die Freilassung der Verschleppten getan zu haben.
Nahost-Friedensgipfel in Ägypten
Am Montagnachmittag, nach der Freilassung der Geiseln, richtet Ägypten in Scharm el Scheich ein feierliches Gipfeltreffen zur Unterzeichnung der ersten Phase des Trump-Gaza-Plans aus. In dem Küstenort hatten Unterhändler Israels und der Hamas indirekt über Vermittler aus Ägypten, Katar, den USA und der Türkei verhandelt.
Ziel des Gipfels sei es, "den Krieg im Gazastreifen zu beenden, die Bemühungen um Frieden und Stabilität im Nahen Osten zu verstärken und eine neue Ära regionaler Sicherheit und Stabilität einzuläuten", heißt es in einer Erklärung der ägyptischen Präsidentschaft.
Auch Kanzler Merz ist nach Ägypten eingeladen
Zu dem Friedensgipfel unter der Leitung des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi und Trumps werden rund 20 Staats- und Regierungschefs erwartet. Eingeladen ist auch Deutschlands Kanzler Friedrich Merz. Zugesagt haben unter anderen Jordaniens König Abdullah II. bin al-Hussein, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der britische Premier Keir Starmer, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni und Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez. Teilnehmen werden auch UN-Generalsekretär António Guterres und der Präsident des Europäischen Rats, António Costa.
Im Gazastreifen setzten derweil Hunderttausende vertriebene Palästinenser ihren Fußmarsch in den Norden des Küstenstreifens fort. Seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe am Freitag seien mehr als 500.000 Menschen in die Stadt Gaza zurückgekehrt, erklärte der Hamas-Zivilschutz.
se/wa/pgr (dpa, afp, ap, rtr, kna)
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