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KonflikteIsrael

Israel: Hisbollah feuert erstmals Rakete auf Tel Aviv ab

Veröffentlicht 25. September 2024Zuletzt aktualisiert 25. September 2024

Die Bedrohung von Israelis durch die Schiitenmiliz wächst - auch außerhalb des Grenzgebiets zum Libanon. Die Hisbollah bestätigt den Tod eines Kommandeurs, der für den Raketenbeschuss auf Israel verantwortlich sein soll.

Strand und Skyline in Tel Aviv
In der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv wurde am frühen Mittwochmorgen erstmals seit Ende Mai wieder Raketenalarm ausgelöst - im Frühjahr hatte die Stadt unter Beschuss der palästinensischen Hamas gestanden (Archivbild)Bild: Ariel Schalit/dpa/picture alliance

Die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah hat nach Angaben des israelischen Militärs erstmals eine Langstreckenrakete auf Tel Aviv abgefeuert. Der Flugkörper sei abgefangen worden, hieß es. Die Hisbollah selbst nannte als Ziel des Angriffs das Hauptquartier des israelischen Geheimdienstes Mossad, der in der Stadt am Mittelmeer seinen Sitz hat.

Die Miliz macht den Mossad für die Explosion Tausender Pager und Walkie-Talkies in der vergangenen Woche im Libanon verantwortlich. Die Kommunikationsgeräte werden vor allem von Hisbollah-Mitgliedern genutzt, da sie sich - im Unterschied zu Smartphones - nicht orten lassen.

Mehr als 280 Hisbollah-Ziele - mindestens 51 Tote 

Israels Militär attackierte seit der Nacht zu Mittwoch abermals Einrichtungen der Hisbollah aus der Luft. Bombardiert wurden nach offiziellen Angaben unter anderem Kämpfer, Waffenlager und Raketenabschussrampen. Laut dem Gesundheitsministerium in Beirut wurden dabei bis zum Abend mindestens 51 Menschen getötet und 223 verletzt.

Seit Beginn der intensiven israelischen Angriffe am Montag sind damit im Libanon bereits mehr als 600 Menschen getötet worden. Nach israelischer Darstellung platzieren die Islamisten militärische Einrichtungen bewusst in Wohngebäuden, um Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Nach eigenen Angaben griff die israelische Armee an diesem Mittwoch mehr als 280 Ziele der Hisbollah-Miliz an. Armeechef Herzi Halevi forderte seine Soldaten auf, sich auf ein "mögliches Eindringen" in den Libanon vorzubereiten.

Libanesische Soldaten am Schauplatz eines israelischen Angriffs südlich der Hauptstadt BeirutBild: Amr Abdallah Dalsh/REUTERS

Die Hisbollah bestätigte derweil den Tod Ibrahim Muhammad Kubaisis, eines Kommandeurs jener Einheit, die nach Darstellung des israelischen Militärs für den andauernden Raketenbeschuss auf Israel verantwortlich ist. Die israelischen Streitkräfte hatten erklärt, Kubaisi und zwei weitere Führungsmitglieder seien bei einem "gezielten Angriff" in einem Vorort der Hauptstadt Beirut getötet worden. Der libanesischen Regierung zufolge fielen den israelischen Angriffen auf Stellungen der Hisbollah am Montag mehr als 550 Menschen zum Opfer; das Gesundheitsministerium unterschied bei der Zählung nicht zwischen Hisbollah-Kämpfern und Zivilsten.

Zuletzt hatte sich der Konflikt zwischen der Hisbollah und Israel verschärft. Die islamistische Miliz, die von zahlreichen Staaten als Terrororganisation eingestuft wird, feuert regelmäßig Raketen auf israelisches Grenzgebiet ab. Zehntausende Einwohner mussten die Region verlassen. Israels Regierung hat das Ziel ausgegeben, ihnen die Rückkehr in ihre Heimatorte zu ermöglichen. Umgekehrt flohen mehr als 20.000 Menschen aus dem Süden des Libanons und der Bekaa-Ebene im Osten in andere Gebiete des Landes oder ins benachbarte Syrien.

Zehntausende Israelis mussten wegen des Beschusses durch die Hisbollah ihre Heimatorte verlassen - umgekehrt fliehen Zehntausende Menschen aus dem Südlibanon in andere Gebiete - hier eine Aufnahme aus der libanesischen Küstenstadt NaamehBild: Fadel Itani/AFP/Getty Images

Der iranische Präsident Massud Peseschkian sagte in einer Rede vor der UN-Vollversammlung in New York, es sei selbstverständlich, dass die "terroristischen Verbrechen" der israelischen Armee und die "Aggressionen gegen den Libanon" nicht unbeantwortet bleiben könnten. Peseschkian rief die Staaten des Nahen Ostens zu einer vertieften Zusammenarbeit auf, da ihr Schicksal untrennbar miteinander verbunden sei.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron rief seinen iranischen Amtskollegen bei einem Treffen am Rande der Vollversammlung dazu auf, zur Eindämmung der Gewalt beizutragen. Macron habe "die Verantwortung des Irans" betont, "eine allgemeine Deeskalation zu unterstützen und seinen Einfluss auf destabilisierende Akteure geltend zu machen", heißt es in einer Mitteilung aus dem Elysée-Palast. Dies gilt als Anspielung auf die Hisbollah.

Peking stärkt Iran den Rücken

Der chinesische Außenminister Wang Yi sicherte der iranischen Führung indes Schutz vor "äußeren Kräften" zu. Die Volksrepublik werde die Islamische Republik weiter dabei unterstützen, ihre Souveränität und territoriale Integrität zu sichern, sagte Wang ebenfalls bei einem Treffen mit Peseschkian in New York, wie das chinesische Außenministerium mitteilte. Peking sei dagegen, "dass sich externe Kräfte in die inneren Angelegenheiten des Irans einmischen und Sanktionen verhängen oder Druck ausüben", heißt es weiter. China ist größter Handelspartner Teherans und ein wichtiger Käufer des mit westlichen Sanktionen belegten iranischen Öls.

"Wir dürfen nicht in einen weiteren Krieg hineinrutschen": Bundesaußenministerin Annalena Baerbock vor Journalisten in New YorkBild: Michael Kappeler/picture alliance/dpa

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, die sich gleichfalls in New York aufhält, sagte: "Wir dürfen nicht in einen weiteren Krieg hineinrutschen." Man müsse alles dafür tun, damit es zu einer Deeskalation komme, "gerade mit Blick auf die Situation im Libanon", sagte die Grünen-Politikerin. Das machten Berichte über getötete Zivilisten deutlich, darunter Kinder sowie Mitarbeiter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR). Das UNHCR hatte mitgeteilt, bei den israelischen Angriffen im Libanon sei das Wohnhaus einer Mitarbeiterin getroffen worden. Auch deren jüngster Sohn sei dabei getötet worden. Ein weiterer Mitarbeiter sei in seinem Büro in der Küstenstadt Tyros zu Tode gekommen. 

Vorgebliche Solidaritätsaktion

Die Hisbollah handelt nach eigener Darstellung aus Solidarität mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Diese hatte am 7. Oktober ein Massaker an israelischen Staatsbürgern verübt, dem nach Angaben des Militärs mehr als 1100 Menschen zum Opfer fielen. Rund 250 Personen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Beim darauffolgenden israelischen Militäreinsatz wurden nach Zahlen der Hamas-Behörden mehr als 41.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet. Wichtigster Unterstützer beider Gruppen ist der Iran. Die USA, die Europäische Union, Deutschland und andere Länder stufen die Hamas als Terrororganisation ein.

jj/kle/sti (dpa, afp, rtr)

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