Konflikt mit Iran: Israel beklagt neue Opfer
16. Juni 2025
Bei den iranischen Raketenangriffen auf Israel sind nach Angaben der Regierung bisher mindestens 24 Menschen getötet worden. Allein seit Mitternacht sei die Zahl der Toten um elf gestiegen, erklärte das Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu am Montagmittag (Ortszeit). Fast 600 Menschen in Israel wurden demnach seit Freitag verletzt.
Irans Revolutionsgarden teilten mit, es sei eine "neue militärische Methode" zum Einsatz gekommen. Diese habe dazu geführt, dass Israels mehrschichtige Abwehrsysteme sich gegenseitig beschossen hätten. So habe man erfolgreich mehrere Ziele treffen können.
Israel hatte in der Nacht zum Freitag einen Großangriff auf den Iran gestartet, die Islamische Republik reagierte mit heftigen Gegenangriffen. Die israelische Armee nahm - wie es hieß - insbesondere Atomanlagen und militärische Ziele ins Visier. Im Iran wurden nach offizieller Darstellung inzwischen mehr als 220 Menschen getötet, darunter etliche ranghohe Militärs und Wissenschaftler.
Westliche Länder und die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) vermuten, der Iran strebe den Besitz von Atomwaffen an. Die Führung in Teheran weist das zurück. Ihr Atomprogramm diene ausschließlich zivilen Zwecken, versichert sie immer wieder. IAEA-Chef Rafael Grossi warnte in Wien, die militärische Eskalation "verzögert die unerlässliche Arbeit an einer diplomatischen Lösung, um langfristig sicherzustellen, dass der Iran keine Atomwaffen erwirbt".
Katz: Teheraner werden "Preis zahlen"
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz warnte nach neuen Raketeneinschlägen in der Region Haifa und im Raum Tel Aviv direkt die Menschen in Teheran. Die Bewohner der iranischen Hauptstadt "werden den Preis der Diktatur zahlen müssen und gezwungen sein, ihre Häuser in jenen Gebieten zu verlassen, in denen Angriffe auf Ziele des Regimes und sicherheitsrelevante Infrastrukturen in Teheran notwendig sein werden", schrieb Katz auf der Online-Plattform X. Irans Obersten Führer, Ajatollah Ali Chamenei, hatte der Minister zuvor einen "arroganten Diktator" genannt, der zu einem "feigen Mörder" geworden sei.
Nach Angaben aus Regierungskreisen in Washington soll Israel die Absicht gehabt haben, Chamenei zu töten. US-Präsident Donald Trump habe dagegen aber sein Veto eingelegt. Darauf angesprochen, sagte Israels Premier Netanjahu: "Es gibt so viele falsche Berichte über Gespräche, die nie stattgefunden haben, und ich werde nicht darauf eingehen. Wir tun, was wir tun müssen."
"USS Nimitz" nimmt Kurs auf Nahen Osten
Angesichts des eskalierenden Konflikts entsenden die USA offenbar den Flugzeugträger "USS Nimitz" in die Region. Das Kriegsschiff verließ am Montagmorgen das Südchinesische Meer und nahm Kurs nach Westen Richtung Nahost, wie aus Daten der Internetseite Marine Traffic hervorgeht.
Bundesaußenminister Johann Wadephul rechnet nach eigenen Worten allerdings nicht mit einem Eingreifen der Vereinigten Staaten in den Konflikt. "Ich habe nicht den geringsten Hinweis darauf, dass die USA ein Interesse daran hätten, sich zu beteiligen", sagte Wadephul, der von seiner Nahostreise aus dem Oman zugeschaltet war, im Deutschlandfunk.
Zuletzt wurde die Frage diskutiert, ob die USA ihrem Verbündeten Israel bei der Zerstörung der unterirdischen iranischen Atomanlage Fordo helfen könnten. Experten gehen davon aus, dass dafür extrem starke bunkerbrechende Bomben nötig wären. Über solche verfügen die USA, nicht aber Israel.
"ELEFAND": Deutsche sollen sich registrieren
Das Auswärtige Amt (AA) in Berlin forderte unterdessen alle Deutschen in Israel, dem Iran und angrenzenden Staaten auf, sich in die Krisenvorsorgeliste "ELEFAND" einzutragen. Damit können die deutschen Auslandsvertretungen im Notfall schnell Kontakt zu den Menschen aufnehmen. Konkrete Pläne für Evakuierungen gebe es derzeit nicht, man halte sich aber alle Optionen offen, sagte ein AA-Sprecher.
wa/se/pg (dpa, afp, rtr)
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