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Außenminister Wadephul in Israel: "Entsetzen und Scham"

Veröffentlicht 11. Mai 2025Zuletzt aktualisiert 11. Mai 2025

Der neue deutsche Außenminister besucht die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Er zeigt sich erschüttert - und mahnt, das "unermessliche Unrecht" nie zu vergessen.

Israel | Deutscher Außenminister Johann Wadephul mit gefalteten Händen und gesenktem Blick an der Ewigen Flamme in der Gedenkstätte Yad Vashem
Legte einen Kranz nieder: Johann Wadephul an der Ewigen Flamme in Yad VashemBild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Angesichts der Schrecken des Holocaust hat Bundesaußenminister Johann Wadephul in Israel einen noch entschlosseneren Kampf gegen Antisemitismus angekündigt. Es sei bleibende Verantwortung, das Bewusstsein für dieses von Deutschland begangene unermessliche Unrecht "aufrechtzuerhalten, der Opfer zu gedenken, die Überlebenden zu würdigen und entsprechend der Lehren aus dem Menschheitsverbrechen der Shoah zu handeln", sagte Wadephul in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Der Christdemokrat rief in diesem Zusammenhang dazu auf, gemeinsam gegen Judenhass aufzustehen "und auf der Basis der unteilbaren Menschlichkeit die Zukunft zu gestalten".

Wadephul zeigte sich erschüttert, nachdem er an der Ewigen Flamme in der Halle der Erinnerung einen Kranz im Gedenken an die von Nazi-Deutschland ermordeten sechs Millionen Jüdinnen und Juden niedergelegt hatte. "Mit Entsetzen und mit Scham stehe ich hier als Außenminister Deutschlands", so der Minister. "Dieser Ort führt uns Deutschen immer wieder vor Augen: Die Monstrosität der Shoah wurde in deutscher Sprache befohlen, von Deutschen geplant, von Deutschen ausgeführt."

Netanjahu lobt "exzellente Beziehungen"

Später traf Wadephul mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu zusammen. Israel und Deutschland hätten "exzellente Beziehungen" und man wolle diese fortsetzen, sagte der Premier. "Wir haben viele gemeinsame Interessen, viele gemeinsame Werte und viele gemeinsame Herausforderungen."

Wadephul dankte Netanjahu für den Empfang, beide schüttelten sich vor Journalisten freundlich die Hände. Das Verhältnis von Wadephuls Vorgängerin Annalena Baerbock (Grüne) zu Netanjahu galt zuletzt als zerrüttet.

Handschlag in Jerusalem: Wadephul wurde auch von Premier Netanjahu empfangenBild: Thomas Imo/AA/IMAGO

Auf Wadephuls Programm stand zudem noch ein Treffen mit dem palästinensischen Ministerpräsidenten Mohammed Mustafa in Ramallah. Die neue Bundesregierung sieht das Vorgehen Israels im Gazastreifen kritisch. Noch vor dem Treffen mit Netanjahu hatte Wadephul erklärt, er sei nicht sicher, ob mit einem rein militärischen Ansatz "alle strategischen Ziele Israels erreicht werden können und dies langfristig der Sicherheit Israels dient". Er glaube nicht, "dass sich dieser Konflikt dauerhaft militärisch lösen lassen wird".

"Dennoch ist es dringend notwendig, dass die Hamas entwaffnet wird und dass sie die militärische Kontrolle über Gaza nicht weiter haben kann", betonte Wadephul zugleich. "Israel hat ein absolut berechtigtes Sicherheitsinteresse (...) Deutschland wird hier ganz klar an der Seite Israels stehen." Dabei unterstrich der Minister auch, dass der Gazastreifen Teil der Palästinensischen Gebiete sei. Eine Vertreibung der rund zwei Millionen Palästinenser dort und eine dauerhafte Besetzung des Küstengebiets dürfe es nicht geben.

Israels "Arrow 3" im Blick

Am Sonntagmorgen hatte sich Wadephul das israelische Luftverteidigungssystems "Arrow 3" zeigen lassen. Der Minister erhielt eine Einführung in das moderne System, das künftig auch von Deutschland eingesetzt werden soll. "Arrow 3" kann anfliegende Raketen in bis zu über 100 Kilometern Höhe zerstören, also außerhalb der Atmosphäre. Das soll feindliche Raketen möglichst wirkungslos machen.

Das Abwehrsystem "Arrow" - zu deutsch: "Pfeil" - im Einsatz (Archivfoto)Bild: ZUMA Press Wire/picture alliance

Leid der Geiseln "kaum vorstellbar"

Schon am Samstag war Wadephul mit Angehörigen israelischer Geiseln zusammengetroffen, die noch immer von der islamistischen Hamas im Gazastreifen festgehalten werden. Es sei "kaum vorstellbar, was die von der Hamas Verschleppten und ihre Familien seit über 19 Monaten durchmachen", erklärte der Minister auf der Onlineplattform X. "Die Geiseln müssen endlich alle freikommen. Das ist eine Priorität für Deutschland", schrieb der CDU-Politiker.

Begegnung in Tel Aviv: Wadephul mit Angehörigen von Hamas-GeiselnBild: Thomas Imo/AA/IMAGO

Die im Gazastreifen herrschende Hamas und mit ihr verbündete Kämpfer hatten bei ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 rund 1200 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Fast 60 von ihnen befinden sich weiterhin in der Gewalt der Islamisten, 34 von ihnen sind nach Angaben der israelischen Armee bereits tot. Die Bundesregierung geht von einer einstelligen Zahl an Geiseln mit deutscher Staatsangehörigkeit aus. Die Hamas wird von Israel und zahlreichen weiteren Staaten, darunter Deutschland, als Terrororganisation eingestuft.

wa/pg/ack/MM (dpa, rtr, afp)

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