Israel klagt weiteren Entwicklungshelfer an
10. August 2016Wieder kommt in Israel ein palästinensischer Mitarbeiter einer internationalen Hilfsorganisation auf die Anklagebank, und wieder wird er beschuldigt, im Dienste der Extremisten der Hamas im Gazastreifen zu stehen: Der Ingenieur Waheed Borsh, der seit 2003 für das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) arbeitet, sei festgenommen und angeklagt worden, verkündeten israelische Regierung und Geheimdienst Schin Bet.
Der 38-jährige Borsh wurde nach diesen Angaben bereits Mitte Juli festgenommen und am Dienstag schließlich angeklagt. Demnach soll er von einem ranghohen Hamas-Funktionär beauftragt worden sein, seine Arbeit beim UNDP zu nutzen, um den "militärischen Interessen der Hamas" zu dienen. Laut Regierungserklärung soll er eine Reihe von Vorwürfen eingeräumt haben - unter anderem die Entwendung "von 300 Tonnen Bauschutt".
Dem UN-Mitarbeiter wird außerdem vorgeworfen, Verantwortliche des UNDP davon überzeugt zu haben, den Häuserbau in Gegenden zu bevorzugen, in denen Hamas-Mitglieder wohnen. Unklar blieb, wieviel Geld Borsh möglicherweise abzweigte.
Das UNDP reagierte "zutiefst besorgt angesichts der Vorwürfe". Das Programm sagte zudem eine gründliche interne Prüfung der Betriebsprozesse zu. Die palästinensische Hamas wiederum wies die Vorwürfe als "falsch und unbegründet" zurück. Sie seien Teil eines breiter angelegten Versuchs aus Israel, "die Belagerung des Gazastreifens zu verstärken".
Agent der Hamas?
Bereits am Donnerstag hatte Israel den Direktor des christlichen Hilfswerks World Vision im Gazastreifen, Mohammed Halabi, festgenommen. Er soll seit Jahren jährlich mehrere Millionen Euro an die Radikalislamisten weitergeleitet haben. Angeblich wurde Halabi 2004 von der Hamas rekrutiert, um World Vision zu infiltrieren.
Er soll 2014 wiederum einen Mitarbeiter von Save the Children für die Essedin-al-Kassam-Brigaden rekrutiert haben, den bewaffneten Arm der Hamas. Offensichtlich wird nun auch gegen Save the Children ermittelt.
World-Vision-Präsident Kevin Jenkins versicherte, seine Organisation werde "rasch und entschlossen handeln, wenn sich der geringste der Vorwürfe als zutreffend erweist". Allerdings hätten sie noch nicht "den mindesten Beweis" gesehen.
SC/wl (afp, APE, dpa)