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KonflikteIsrael

Israel ordnet komplette Abriegelung des Gazastreifens an

Veröffentlicht 9. Oktober 2023Zuletzt aktualisiert 9. Oktober 2023

Nach dem Großangriff der terroristischen Hamas aus dem Gazastreifen heraus kündigt Israel eine vollständige Blockade des Küstenstreifens an. 300.000 israelische Reservisten werden einberufen.

Israelische Truppen an der Grenze zum Gazastreifen
Israelische Truppen an der Grenze zum Gazastreifen Bild: Jack Guez/AFP/Getty Images

Die israelische Regierung hat nach dem verheerenden Großangriff der terroristischen Hamas auf Israel eine komplette Abriegelung des palästinensischen Gazastreifens angekündigt. Verteidigungsminister Joav Galant sagte: "Es wird keinen Strom, keine Lebensmittel und keinen Treibstoff geben."

Aus dem Gazastreifen heraus schossen Hamas-Terroristen auch an diesem Montag Raketen auf Israel ab. In Jerusalem und Tel Aviv wurde Luftalarm ausgelöst. Medien berichteten von Einschlägen in den südisraelischen Küstenstädten Aschkelon und Aschdod sowie in Sderot. Mehrere Menschen wurden verletzt. Seit Samstagfrüh wurden nach Armee-Angaben rund 4400 Raketen auf Israel abgefeuert.

"Sieben bis acht Orte noch umkämpft"

Außerdem befinden sich nach wie vor Hamas-Terroristen auf israelischem Territorium. Die Armee sprach am Montag von "sieben bis acht Orten" in Israel, die nach wie vor umkämpft seien. "Es dauert länger als erwartet, die Dinge wieder in eine defensive Sicherheitslage zu bringen", sagte Oberstleutnant Richard Hecht vor Journalisten. Hamas-Terroristen seien immer noch in der Lage, nach Israel einzudringen. Inzwischen habe man rund 300.000 Reservisten zusammengezogen. Dies sei die größte Mobilisierung in der israelischen Geschichte in so kurzer Zeit, bestätigte ein Armeesprecher.

Die israelische Luftwaffe bombardierte in der vergangenen Nacht weitere Ziele der Hamas im Gazastreifen. Man habe unter anderem ein Gebäude angegriffen, in dem Angehörige der Hamas untergebracht waren, sowie mehrere Kommandozentralen, teilten Israels Verteidigungskräfte (IDF) am frühen Montagmorgen im Nachrichtendienst Telegram mit. Über Nacht hätten "Kampfjets, Hubschrauber, Flugzeuge und Artillerie der israelischen Armee mehr als 500 terroristische Ziele der Hamas und des Islamischen Dschihad im Gazastreifen getroffen", hieß es ergänzend vom Militär.

Im Zuge des israelischen Gegenangriffs sind nach Angaben des UN-Nothilfebüros (OCHA) mehr als 123.000 Palästinenser innerhalb des Gazastreifens auf der Flucht. Die Menschen seien aus Angst um ihre Sicherheit geflüchtet oder weil ihre Häuser zerstört worden seien, hieß es.

Einsatzkräfte vor dem Festivalgelände in der Negev-Wüste Bild: MENAHEM KAHANA/AFP

260 Festival-Besucher ermordet

Die Hamas-Islamisten hatten während ihres Großangriffs am Samstag auch ein Rave-Festival nahe der Grenze zum Gazastreifen attackiert. Augenzeugen sprechen von einem Massaker. Nach Angaben des Rettungsdienstes Zaka wurden allein auf dem Festivalgelände 260 Menschen ermordet. Internetvideos zeigen, wie die Feiernden vor den Schüssen der Angreifer fliehen. Die Terroristen haben auch zahlreiche Menschen von dort in den Gazastreifen verschleppt. Israelischen Medien zufolge sollen viele Frauen vergewaltigt worden sein, bevor sie getötet oder verschleppt wurden. 

Bei dem verheerenden Hamas-Angriff auf Israel, Gefechten mit Hamas-Terroristen und Gegenschlägen im Gazastreifen sind bereits mehr als 1450 Menschen getötet worden, darunter mehr als 800 Israelis. Die Zahl könnte angesichts vieler Schwerverletzter weiter steigen.

Hamas droht mit Hinrichtung von Geiseln

Die Hamas droht mit der Tötung israelischer Geiseln, sollte Israel ohne Vorwarnung die Häuser von Zivilisten im Gazastreifen aus der Luft angreifen. "Auf jeden unangekündigten Angriff auf unser Volk werden wir mit der Hinrichtung einer der zivilen Geiseln antworten", erklärte ein Hamas-Sprecher.

Bewaffnete Kämpfer hatten bei ihrem Großangriff am Samstag etwa hundert Menschen in den Gazastreifen verschleppt, darunter nach Angaben aus dem Auswärtigen Amt offenbar auch Menschen mit doppelter israelischer und deutscher Staatsbürgerschaft. Das Schicksal der Verschleppten ist seither unklar.

Hilfen für Palästinenser auf dem Prüfstand

Nach den Hamas-Terrorangriffen in Israel steht die deutsche Unterstützung von Entwicklungsprojekten in den palästinensischen Gebieten auf dem Prüfstand. In dieser Zeit wird die Zahlung von Entwicklungsgeldern laut Ministerium "vorübergehend ausgesetzt". Entwicklungsministerin Svenja Schulze bekräftigte, dass das gesamte Engagement überprüft werde.

Die Europäische Union setzt ihre Entwicklungshilfe für die Palästinenser aus und stellt Hilfsgelder in Höhe von 700 Millionen Euro auf den Prüfstand. "Alle Zahlungen werden sofort ausgesetzt. Alle Projekte werden überprüft", erklärte EU-Erweiterungskommissar Oliver Varhelyi im Onlinedienst X, ehemals Twitter. Alle neuen Ausgaben, auch noch für das laufende Jahr, würden "bis auf Weiteres" zurückgestellt.

Auch Österreich setzt Finanzhilfen für Palästinenser aus

Die Regierung in Österreich setzt ihre Hilfe für die Palästinenser in Höhe von rund 19 Millionen Euro aus. Das Ausmaß des Terrors sei so entsetzlich, dass man nicht zur Tagesordnung übergehen könne, sagte Außenminister Alexander Schallenberg im ORF-Hörfunk. Österreich werde daher alle Zahlungen der Entwicklungszusammenarbeit bis auf weiteres auf Eis legen.

Dabei unterschied Schallenberg nicht zwischen dem von der Hamas beherrschten Gazastreifen und dem von Israel besetzten Westjordanland, das von der vom Westen unterstützten Palästinensischen Autonomiebehörde unter Präsident Mahmud Abbas verwaltet wird.

Rauch steigt auf nach einem neuen israelischen Luftangriff auf Ziele im Gazastreifen Bild: Mohammed Salem/REUTERS

Zahlreiche Mitglieder des UN-Sicherheitsrats verurteilten bei einer Dringlichkeitssitzung am Sonntag in New York den massiven Angriff der terroristischen Hamas auf Israel. Die Reaktion erfolgte jedoch nicht einstimmig, wie der US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, Robert Wood, nach der Sitzung betonte. "Es gibt eine ganze Reihe von Ländern, welche die Angriffe der Hamas verurteilt haben. Aber es sind offensichtlich nicht alle", sagte Wood, ohne Staaten wie Russland explizit zu nennen.

Die USA verlegen als Reaktion auf den Konflikt den Flugzeugträger "USS Gerald R. Ford" und weitere Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer. Außerdem seien Vorbereitungen getroffen worden, um Luftwaffengeschwader der Air Force mit ihren Kampfjets in die Region zu verlegen, teilte das US-Verteidigungsministerium mit. Israels Streitkräften werde zusätzliche Ausrüstung und Munition zur Verfügung gestellt, erklärte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin.

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert.

pg/nob/ust/se/fab/stu/rb/ack (AFP, AP, dpa, Reuters, KNA)

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