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KonflikteNahost

Israel setzt Angriffe im Libanon und im Gazastreifen fort

6. Oktober 2024

Das israelische Militär hält den Druck auf Irans Verbündete aufrecht. Im Gazastreifen sollen 24 Menschen bei Attacken getötet worden sein. Frankreichs Präsident Macron fordert einen Stopp von Waffenlieferungen an Israel.

Flammen und Rauch nach einem israelischen Luftangriff auf Beirut im Libanon
Israelischer Luftangriff auf BeirutBild: Hussein Malla/AP Photo/picture alliance

Israels Armee geht im Libanon und im Gazastreifen weiter mit heftigen Angriffen gegen proiranische Milizen vor. Im Libanon habe die Luftwaffe in der Nacht "eine Serie gezielter Angriffe" auf eine Anzahl von Waffenlagern und "terroristischen Infrastruktureinrichtungen" der Hisbollah im Raum der Hauptstadt Beirut geflogen, teilte die Armee mit. Zuvor seien mehrere Maßnahmen ergriffen worden, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern. Diese Angaben konnten unabhängig zunächst nicht überprüft werden.

Viele Tote bei israelischem Luftangriff auf Moschee

In Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens habe man zudem zwei Kommandozentralen der islamistischen Hamas angegriffen, teilte die israelische Armee zuvor mit. Eine habe sich in einer ehemaligen Schule befunden, die andere in einer früheren Moschee. Die Streitkräfte hätten auch vor diesen "präzisen" Angriffen zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Gefahr für Zivilisten zu reduzieren, erklärte die Armee.

Der Süden von Beirut ist nach libanesischen Angaben in der Nacht zu Sonntag Ziel neuer heftiger Luftangriffe der israelischen Armee gewordenBild: Hussein Malla/AP Photo/picture alliance

Nach palästinensischen Angaben gab es in dem Gebiet mindestens 24 Tote und "eine große Zahl" von Verletzten. In der Moschee vor dem Tor zum Al-Aksa-Märtyrer-Krankenhaus hatten demnach Geflüchtete Unterkunft gefunden. Weder die arabischen Berichte noch die Angaben der israelischen Streitkräfte ließen sich zunächst von unabhängiger Seite überprüfen. Sowohl die Hisbollah als auch die palästinensische Hamas werden von Israel, den USA, Deutschland und etlichen anderen Staaten als Terrororganisationen eingestuft.

Macron fordert Stopp von Waffenlieferungen an Israel

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte mit Blick auf den Israel-Hamas-Krieg einen Lieferstopp von Waffen an Israel. Es sei vorrangig, zu einer politischen Lösung zurückzukehren und Waffenlieferungen für die Kämpfe im Gazastreifen einzustellen, sagte Macron im Radiosender France Inter. Frankreich werde keine Waffen liefern.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu übte prompt scharfe Kritik an Macron und sprach von einer "Schande".

Trümmerlandschaft in BeirutBild: Hussein Malla/AP Photo/picture alliance

Während westliche Staats- und Regierungschefs wie Macron Waffenembargos gegen Israel forderten, verhänge der Iran kein solches Embargo etwa gegen die Hisbollah oder die Huthi-Miliz im Jemen, sagte Netanjahu. Er fügte nach einer Mitteilung seines Büros hinzu: "Israel wird mit oder ohne ihre Unterstützung gewinnen." Während sein Land gegen "die vom Iran angeführten Kräfte der Barbarei kämpft, sollten alle zivilisierten Länder fest an Israels Seite stehen". 

Wie der französische Fernsehsender BFMTV nach dem Macron-Interview unter Berufung auf den Präsidentenpalast meldete, wird Frankreich Israel aber weiter Verteidigungsausrüstung liefern, vor allem zur Raketenabwehr. Die "Times of Israel" zitierte eine Erklärung des französischen Präsidentenpalasts, wonach Macron "die Sicherheit Israels unterstützt". Man werde nicht zulassen, dass der Iran oder einer seiner Stellvertreter Israel angreift, hieß es.

Netanjahu: Reaktion auf Irans Raketenangriff kommt

Netanjahu bekräftigte, dass es eine Reaktion auf den jüngsten iranischen Raketenangriff geben werde. Zum Zeitpunkt oder zur Art der Reaktion äußerte er sich nicht. "Kein Land der Welt würde einen solchen Angriff auf seine Städte und Bürger akzeptieren", sagte er. "Israel hat die Pflicht und das Recht, sich zu verteidigen", sagte Netanjahu in einer Ansprache am Militärhauptquartier in der Küstenmetropole Tel Aviv. Das Militär sei "mitten in der Planung einer Antwort", die "bedeutend" sein werde, berichtete die "Times of Israel". Befürchtet wird, dass die ganze Region in einen folgenschweren Krieg verwickelt werden könnte.

Menschen auf den Straßen in den südlichen Vororten BeirutsBild: Hussein Malla/AP Photo/picture alliance

Unterdessen greifen sich das israelische Militär und die Hisbollah im Libanon weiter gegenseitig an. Die Miliz hatte nach Angaben des Militärs zuvor erneut Israel beschossen. Im Raum Kiriat Schmona in Nordisrael seien etwa 30 Geschosse identifiziert worden, die auf israelisches Gebiet eingedrungen seien. Einige seien abgefangen worden, andere niedergegangen. Die Miliz habe zuvor bereits rund 130 Flugkörper Richtung Israel gefeuert. Auch diese Angaben des israelischen Militärs ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. 

Tausende demonstrieren in Israel wieder für Geisel-Deal

Kurz vor dem ersten Jahrestag des Hamas-Massakers am 7. Oktober haben in Israel derweil wieder Tausende für ein Abkommen mit der Hamas über die Freilassung der verbliebenen Geiseln demonstriert. Viele Teilnehmer fürchten, dass das Schicksal der Geiseln angesichts der Kämpfe im Libanon vergessen wird. Die Kundgebungen waren nicht so groß wie sonst oftmals, da es wegen der Sicherheitslage vielerorts Versammlungsbeschränkungen gibt.

Angehörige der Geiseln werfen Ministerpräsident Netanjahu vor, einen Deal mit der Hamas zu sabotieren und sich den Forderungen seiner ultrareligiösen und rechtsextremen Koalitionspartner zu beugen. Diese lehnen Zugeständnisse an die Islamisten-Organisation ab. Netanjahu ist auf sie für sein politisches Überleben angewiesen.

Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen mehr als 1200 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere als Geiseln nach Gaza verschleppt. Dies war der Auslöser des Krieges. Seither wurden laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde rund 42.000 Palästinenser in Gaza getötet. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten und lässt sich kaum überprüfen. 

pg/sti/kle (dpa, afp)

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