1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Israelische Bodenoffensive in Gaza

17. Juli 2014

Die israelische Armee hat eine blutige Bodenoffensive im Gazastreifen begonnen. Ziel sind vor allem Raketenverstecke der Hamas und Tunnel nach Israel. Die Hamas drohte Israel einen "hohen Preis" an.

Israelische Panzer an der Grenzen zum Gaza-Streifen (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Nach einer humanitären Feuerpause schickt Israel nun Truppen in den Gaza-Streifen. Man sei in eine neue Phase der Offensive gegen die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas eingetreten, sagte ein Armee-Sprecher. "Nach zehn Tagen mit Angriffen der Hamas aus der Luft, vom Meer und am Boden sowie wiederholten Weigerungen, die Lage zu beruhigen, hat die Armee eine Bodenoffensive im Gazastreifen begonnen", hieß es weiter. Ziel sei es, das Leben israelischer Staatsbürger zu schützen und die "Terror-Infrastruktur" der radikalislamischen Hamas zu zerschlagen, die im Gazastreifen die Kontrolle ausübt.

Hamas sprich von "hohem Preis" für Bodenoffensive

Das israelische Sicherheitskabinett habe den Beschluss für die Bodenoffensive gefasst, nachdem die Hamas einen Plan Ägyptens für eine Waffenruhe abgelehnt habe, erklärte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Israels Armee greift nach eigenen Angaben den Gazastreifen von Süden, Norden und Osten an. Dafür wurden den Angaben zufolge 8000 Reservisten mobilisiert. Die Entscheidung sei von der israelischen Regierung gebilligt worden. Damit beläuft sich die Zahl auf knapp 70.000 Soldaten. Die Hamas erklärte, Israel werde "einen hohen Preis" für seine Angriffe zahlen.

In der Nacht zum Freitag wurden durch israelischen Panzerbeschuss mindestens elf Palästinenser getötet, darunter ein fünf Monate altes Baby, wie Rettungskräfte mitteilten. Die Panzereinsätze fanden in Rafah, Chan Junis und Beit Hanun statt. Im nördlichen Gazastreifen wurde nach Angaben der Armee ein israelischer Soldat getötet.

Vorgehen gegen "Terror-Tunnel" aus Gaza

Ein Schwerpunkt der Bodenoffensive sind offenbar auch Tunnel, die aus dem Gazastreifen nach Israel führen. Am Donnerstag hatte die israelische Armee mitgeteilt, sie habe einen Angriff der radikalislamischen Hamas auf eine israelische Ortschaft verhindern können, der durch einen Tunnel verübt werden solle. 13 schwer bewaffnete Palästinenser seien etwa 250 Meter weit nach Israel vorgedrungen, sagte ein Armee-Sprecher.

Die Luftwaffe habe den Tunnelausgang auf der israelischen Seite bombardiert und damit eine Attacke auf den nahe gelegenen Kibbuz Sufa vereitelt. Die Tunnel werden auch deshalb als große Bedrohung gesehen, weil Radikale über diesen Weg Israelis entführen könnten, um die Freilassung palästinensischer Gefangenen zu erzwingen.

Provokationen während der Waffenruhe

Die neue Eskalation erfolgte am Ende eines Tages, an dem es zunächst Signale der Entspannung gegeben hatte. Beide Seiten hielten eine fünfstündige humanitäre Waffenpause weitgehend ein, die von UN-Organisationen vorgeschlagen worden war und dazu diente, den notleidenden Gazastreifen mit Hilfslieferungen zu versorgen. In der Nacht zuvor war in Kairo eine erste indirekte Gesprächsrunde zwischen israelischen Regierungsvertretern und Hamas-Unterhändlern zu Ende gegangen. Schon während der Waffenpause hatte es Provokationen aus dem Gazastreifen gegeben. Militante Palästinenser hatten drei Mörsergranaten abgefeuert, die im israelischen Grenzgebiet in der Region Eschkol einschlugen. Direkt nach dem Ablauf der Frist schoss dann der bewaffnete Arm der Hamas am Nachmittag nach Zählung des israelischen Militärs mehr als 100 Raketen auf Israel ab.

Viele Tote seit Beginn der Eskalation

Israel wiederum verstärkte daraufhin seine Angriffe auf den palästinensischen Gazastreifen massiv. Artillerie, Kampfhubschrauber und Kampschiffe feuerten auf Ziele in den Ortschaften Beit Hanun und Beit Lahia im nördlichen Gazastreifen, berichtete die Webseite «"netnews". Palästinensischen Rettungsdiensten zufolge starben mindestens drei Menschen, darunter ein Kind.

Nach Angaben palästinensischer Rettungskräfte wurden seit Beginn der israelischen Offensive vor elf Tagen 258 Palästinenser getötet und 1920 verletzt. Die Islamisten feuerten laut einer israelischen Bilanz mehr als 1300 Raketen auf den jüdischen Staat ab. Ein Israeli wurde getötet. Auslöser der jüngsten Gewalt waren die Entführung und Ermordung von drei israelischen Teenagern und der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jungen. Eine 2012 vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas, die seit 2007 im Gazastreifen herrscht, war damit gescheitert.

cw/ re / kle (dpa, afp, rtr)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen