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Israel steckt in zweiter Corona-Welle

10. Juli 2020

Die Zahl der Neuinfektionen steigt auf einen Rekordwert. Ministerpräsident Netanjahu erntet wachsende Kritik und räumt ein: Für die Wirtschaft habe er Maßnahmen gegen das Virus vorschnell zurückgenommen.

Israel Zusammenstöße auf dem Tempelberg am Jerusalemtag
Israelis besuchen den Tempelberg mit dem Felsendom im Hintergrund (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/M. Illean

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist in Israel auf ein Rekordniveau geklettert. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, wurden für Donnerstag 1464 Fälle gemeldet - so viele wie nie zuvor an einem Tag. Insgesamt haben sich nach offiziellen Angaben bisher mehr als 35.000 Menschen mit dem Erreger infiziert. Israel hat rund neun Millionen Einwohner.

Corona-Übung im Ziv Medical Center in der Stadt Zefat Bild: Getty Images/AFP/J. Marey

Die Regierung verhängte weitere Ausgangsbeschränkungen für Teile von Jerusalem, Beit Schemesch, Lod, Ramle und Kirjat Mal'achi. Das Betreten und Verlassen der entsprechenden Viertel und auch die Bewegungsfreiheit darin wird strengen Regeln unterworfen. Die Maßnahmen sollen für sieben Tage in Kraft bleiben.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erntet derweil für sein Krisenmanagement wachsende Kritik. Vorgehalten werden ihm unter anderem vorschnelle Lockerungen und mangelnde Vorbereitungen auf eine zweite Corona-Welle. Am Donnerstag hatte Netanjahu ein Milliardenpaket zur Abmilderung der Pandemiefolgen vorgestellt. Das Programm werde Beschäftigten, Selbstständigen und Unternehmen bis Juni kommenden Jahres ein Sicherheitsnetz bieten, sagte der Regierungschef.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bei einem Auftritt am SonntagBild: Getty Images/AFP/POOL/G. Tibbon

Nach Angaben von Finanzminister Israel Katz hat das Hilfspaket ein Volumen von 80 Milliarden Schekel (20 Milliarden Euro). Ein Teil soll aus dem Haushalt, der Rest aus Krediten finanziert werden. Selbstständige können eine Sofortzahlung von umgerechnet knapp 2000 Euro erhalten, kleine Firmen alle zwei Monate gut 1500 Euro und große Unternehmen Hilfszahlungen bis zu 128.000 Euro.

Mit Überwachung gegen Corona

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Netanjahu gestand ein, mit Lockerungsmaßnahmen vor einem Monat habe man vor allem die Wirtschaft wieder beleben wollen. Die letzte Phase der Öffnungen sei aus heutiger Sicht vorschnell gewesen. Daher habe man neue Einschränkungen erlassen, so der Ministerpräsident. "Wir verbieten Hochzeiten, um Begräbnisse zu verhindern."

Auch das Militär ist von der Corona-Pandemie stark betroffen. Generalstabschef Aviv Kochavi und andere Offiziere mussten sich in Quarantäne begeben - ebenso wie rund 9000 Soldaten und Armeemitarbeiter. Derzeit seien 316 Soldaten nachweislich mit dem Virus infiziert, hatte eine Militärsprecherin am Donnerstag bestätigt.

jj/kle (dpa, rtr, ap)

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