Israel stoppt Schiff von Greta Thunberg vor Gaza
9. Juni 2025
Die israelische Armee hat das Hilfsschiff "Madleen" mit Greta Thunberg und weiteren Aktivisten kurz vor der Küste des Gazastreifens gestoppt. Die Gruppe war tagelang durchs Mittelmeer gefahren, um Hilfsgüter in das Palästinensergebiet zu bringen. Die israelische Marine schleppte das Schiff laut Außenministerium zur Küste Israels. Alle Passagiere seien wohlauf und würden mit Wasser und Sandwiches versorgt, hieß es.
Das israelische Außenministerium warf der Gruppe vor, mit ihrer Aktion lediglich Aufmerksamkeit erzeugen zu wollen. Die Hilfsgüter an Bord seien minimal gewesen, nicht einmal vergleichbar mit einer Lastwagenladung. Es gebe legale Wege, humanitäre Hilfe zu leisten - "ohne Instagram-Selfies", so das Ministerium.
Israel setzt Seeblockade durch
Das Aktivistennetzwerk "Freedom Flotilla Coalition" veröffentlichte vorab aufgenommene Videos, in denen Teilnehmer an ihre Heimatländer appellieren. Sie bezeichneten das israelische Vorgehen als Entführung und berichteten von Drohnen, die das Schiff zuvor umkreist und mit einer weißen Substanz besprüht hätten. Zudem sei der Funkverkehr gestört gewesen.
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hatte die Armee am Sonntag angewiesen, die Ankunft des Schiffes zu verhindern. "Der Staat Israel wird niemandem erlauben, die Seeblockade des Gazastreifens zu durchbrechen", verkündete Katz. Israel warf den Aktivisten auf dem Schiff vor, die islamistische Hamas im Gazastreifen zu unterstützen. Die Hamas wird von zahlreichen Ländern der Welt als Terrororganisation geführt.
Thunbergs zweite gescheiterte Gaza-Mission
Thunberg war mit elf weiteren Aktivistinnen und Aktivisten am 1. Juni von Sizilien aus in See gestochen, um mit dem Schiff dringend benötigte Hilfsgüter wie Babynahrung und medizinische Güter nach Gaza zu bringen. Zugleich wollten sie mit der Aktion internationale Aufmerksamkeit auf die humanitäre Notlage in dem dicht besiedelten Küstengebiet mit rund zwei Millionen Bewohnern richten.
Nach der tagelangen Fahrt durchs östliche Mittelmeer wollten sie eigentlich am Montagmorgen an der Küste des Gazastreifens eintreffen. Thunberg wollte bereits Anfang Mai mit einem Schiff der "Freedom Flotilla" in den Gazastreifen reisen. Das Schiff war jedoch auf dem Weg beschädigt worden. Aktivisten warfen Israel vor, das Schiff mit einer Drohne angegriffen zu haben. Die offizielle Ursache der Beschädigung ist unklar.
Thunberg kritisiert Israels Vorgehen im Gazastreifen
Thunberg, weltbekannt für ihren Einsatz für den Klimaschutz, engagiert sich inzwischen verstärkt für die palästinensische Zivilbevölkerung. In der Vergangenheit kritisierte sie deutlich die israelische Regierung für ihr Vorgehen im Gazastreifen. Kritiker halten ihr vor, bei ihren Anschuldigungen das Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 außer Acht zu lassen, das den Gaza-Krieg ausgelöst hat. Dabei waren rund 1200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs sind laut Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde über 54.800 Menschen im Gazastreifen getötet worden - Zahlen, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen. Israel hatte monatelang kaum Hilfsgüter ins Gebiet gelassen, die Blockade inzwischen aber teilweise gelockert. Damit will die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Hamas nach eigenen Angaben dazu bringen, die von ihr festgehaltenen Geiseln freizulassen.
pgr/haz/AR (dpa, afp, ap)
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