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KonflikteNahost

Israel und Hamas: Geisel-Freilassung zieht sich über Wochen

Veröffentlicht 16. Januar 2025Zuletzt aktualisiert 17. Januar 2025

Die ersten drei Geiseln sind im Rahmen des Waffenruhe-Abkommens von der Hamas freigelassen worden. 33 Geiseln sollen in einer ersten Phase freikommen, später alle noch lebenden Geiseln. Wie sieht der Zeitplan aus?

Palästinensische Gebiete Gaza-Stadt 2025 | Hamas übergibt Geiseln an Rotes Kreuz bei Gefangenenaustausch
In Gaza-Stadt haben Hamas-Terroristen die ersten drei Geiseln am Sonntag (19.1) dem Roten Kreuz übergebenBild: Dawoud Abu Alkas/REUTERS

Vor mehr als 470 Tagen drangen mehrere Tausend islamistische Kämpfer unter dem Kommando der Hamas vom Gazastreifen aus nach Israel ein, ermordeten rund 1200 Menschen und nahmen mehr als 250 Geiseln. 

In den folgenden rund 15 Monaten bombardierten die Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) weite Teile des palästinensischen Gebiets und besetzten es. Die Hamas, die von Israel, seinen westlichen Verbündeten sowie einigen arabischen Staaten als Terrororganisation eingestuft wird, kämpfte gegen die IDF und beschoss Israel mit Raketen.

Nach verschiedenen Schätzungen sind den Kämpfen zwischen Israel und Hamas mehrere Zehntausend palästinensische Kämpfer und Zivilisten zum Opfer gefallen. Hilfsorganisationen zufolge starben weitere Menschen an den Folgen der Kämpfe: Nach UN-Angaben wurde nahezu die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens aus ihren Häusern vertrieben. Israel beklagt mehrere Hundert gefallene Soldaten und andere Sicherheitskräfte.

Waffenruhe für Gaza stimmt Menschen hoffnungsvoll

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Am 15. Januar 2025 verkündete Katar einen Durchbruch bei den Verhandlungen über ein Ende des kriegerischen Konflikts zwischen Israel und der Hamas verkündet. In dem Emirat hatten Vertreter beider Seiten unter Vermittlung der USA, Katars, Ägyptens sowie der Türkei monatelang verhandelt, ohne direkt miteinander zu sprechen. Damit steht der Plan für eine sechswöchige Waffenruhe.

Was sieht das Gaza-Abkommen vor?

Seit Sonntag (19. Januar 2025), 12.15 Uhr Ortszeit schweigen die Waffen, die Waffenruhe ist zunächst für 42 Tage vereinbart. Israel soll in dieser Zeit mit dem Rückzug seiner Truppen aus dem Gazastreifen beginnen. Außerdem sollen beide Seiten in mehreren Stufen Gefangene freilassen. Für Hilfsorganisationen sollen derzeit gesperrte Nothilfekorridore in den Gazastreifen geöffnet werden.

Wie viele Gefangene und Geiseln werden ausgetauscht?

In der vorerst vereinbarten sechwöchigen Waffenruhe, soll die Hamas dem Abkommen zufolge 33 Geiseln an Israel übergeben: zunächst alle noch in ihrer Hand befindlichen Kinder und Frauen, dann Männer über 50 Jahren. Bereits am Sonntag (19. Januar) wurden die ersten drei Geiseln freigelassen und nach Israel gebracht. Israel wiederum ließ 90 palästinensische Häftlinge frei: 69 Frauen und 21 männliche Jugendliche. 

Zum jetzigen Zeitpunkt sind noch 95 der mehr als 250 entführten Geiseln in der Gewalt der Hamas. Wie viele von ihnen noch leben, ist indes unklar. Bisher wurden 36 von ihnen für tot erklärt; mehr als 110 sind bisher lebend befreit oder freigelassen worden. 

In Israel forderten Demonstranten noch am Mittwochabend die Freilassung aller Hamas-GeiselnBild: JACK GUEZ/AFP

Im Austausch für jede Geisel soll Israel palästinensische Gefangene freilassen: 30 für jede zivile Geisel, 50 für jede Soldatin. Unter den palästinensischen Häftlingen, die freigelassen werden, sollen sich auch Hamas-Kämpfer befinden, allerdings keine, die an dem Terrorangriff am 7. Oktober 2023 mitgewirkt haben.

Aus welchen Gebieten soll sich Israel zurückziehen, aus welchen nicht?

Aus welchen Gebieten die israelische Armee abzieht, ist noch nicht ganz klar. Dem Vernehmen nach soll sie vor allem dicht besiedelte Gebiete des Gazastreifens verlassen. Auch der Nezarim-Korridor, der den Gazastreifen südlich von Gaza-Stadt in eine Nord- und eine Südhälfte unterteilt, soll schrittweise freigegeben werden. Dies würde aus dem Norden Vertriebenen erlauben, in ihre Wohnungen zurückzukehren, beziehungsweise in das, was davon übrig ist. Es würde aber auch den Transport von Hilfsgütern innerhalb des Gebietes deutlich erleichtern.

Im Mai 2024 meldete die israelische Armee die Einnahme des Grenzübergangs Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten. In der ersten Phase will Israel ihn nicht räumen, aber öffnen. Bild: Israeli Army/AFP

Den sogenannten Philadelphi-Korridor, einen Grenzstreifen zwischen Ägypten und Gaza, werden die IDF wohl erst in der zweiten Phase freigeben. Er gilt als eines der Nadelöhre für humanitäre Hilfe. Offenbar ist aber geplant, den Grenzübergang Rafah zu öffnen. Hier und auch an anderen Punkten sollen dann deutlich mehr Lebensmittel, Medikamente und andere Hilfsgüter als bisher in das Palästinensergebiet gebracht werden können.

Was geschieht nach der ersten Phase der Waffenruhe?

Was nach den 42 Tagen der ersten Phase geschehen soll, ist noch nicht ausgehandelt. Zur Verhandlung steht neben der Fortführung der Feuerpause ein weiterer Abzug israelischer Truppen aus dem Gazastreifen sowie ein weiterer Austausch von Geiseln und Gefangenen. Scheitern die Verhandlungen, gilt als wahrscheinlich, dass die Kämpfe fortgesetzt werden.

Wer darf den Israel-Hamas-Deal für sich beanspruchen: Joe Biden oder Donald Trump?

Als Vermittler zwischen der israelischen Regierung und der Hamas-Führung haben neben dem Gastgeber Katar auch Vertreter aus Ägypten, der Türkei und den USA mitwirkt. Angesichts des bevorstehenden Machtwechsels in den Vereinigten Staaten beanspruchen beide Präsidenten den Verhandlungserfolg für sich: der scheidende Joe Biden und  Donald Trump, der am 20. Januar die Amtsgeschäfte übernimmt.

Enge Verbündete: Im Juli 2024 empfing der mittlerweile gewählte US-Präsident Donald Trump (l.) den israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu in seinem Privatanwesen Mar-a-LagoBild: Amos Ben Gershom/IMAGO/ZUMA Press Wire

Der Politikwissenschaftler Johannes Thimm von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) sprach im WDR5-Radio von einem "geteilten Erfolg": Klar sei, dass das Team von Biden in den monatelangen Verhandlungen in Katar für die USA "die Hauptarbeit" gemacht habe. "Wahrscheinlich könnte aber auch die Drohkulisse, die Trump jetzt aufgebaut hat, eine Rolle gespielt haben", so Thimm. Ein weiterer wichtiger Faktor sei wohl auch, dass Israel viele seiner militärischen Ziele habe umsetzen können.

Eine Woche zuvor hatte Trump der Hamas gedroht: "Wenn diese Geiseln bis zu meinem Amtsantritt nicht zurück sind, wird die Hölle über den Nahen Osten hereinbrechen. Und das wird nicht gut für die Hamas sein, und es wird für niemanden gut sein."

Der Artikel wurde am 16.1.2025 veröffentlicht und am 20.1. 2025 aktualisiert.

Jan D. Walter Jan ist Redakteur und Reporter der deutschen Redaktion für internationale Politik und Gesellschaft.
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