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Israel und Iran überziehen sich mit neuen Angriffen

Veröffentlicht 15. Juni 2025Zuletzt aktualisiert 15. Juni 2025

Im Konflikt zwischen den beiden Erzfeinden steigen die Opferzahlen. In israelischen Städten gibt es mehrere Tote bei nächtlichen Angriffswellen des Iran, während Israels Militär Ziele in Teheran bombardiert.

Israel Rehovot 2025 | Rettungspersonal an einem Wohngebäude nach iranischem Raketenangriff in Zentralisrael, aus dem hinteren Teil der Ruine schlagen Flammen
Nach einem iranischen Raketenangriff steht in der israelischen Stadt Rehovot ein Wohnhaus in FlammenBild: Yossi Zeliger/REUTERS

Israel und Iran haben sich in der Nacht zu Sonntag erneut mit heftigen Angriffswellen überzogen. In Israel wurden mindestens acht Menschen getötet, darunter mehrere Kinder, wie örtliche Medien unter Berufung auf die Rettungskräfte berichteten. Rund 200 Menschen seien verletzt. Israelischen Medien zufolge werden nach den nächtlichen Angriffen des Iran etwa 35 Menschen in der Stadt Bat Yam südlich von Tel Aviv vermisst.

Öllager und Nuklearanlagen im Visier

Israels Luftwaffe wiederum bombardierte in der iranischen Hauptstadt Teheran nach eigenen Angaben das Verteidigungsministerium sowie "Infrastruktureinrichtungen des iranischen Atomwaffenprojekts" und Öllager. Zu den Angriffszielen in Teheran habe auch das Hauptquartier einer staatlichen Atom-Forschungsorganisation gehört, teilte Israels Armee. Hinzu kämen Attacken auf weitere Ziele, mit denen - vom Iran dementierte - Bemühungen zum Bau von Atomwaffen unterbunden werden sollten, darunter das Versteck des staatlichen Atomarchivs.

In Irans Hauptstadt Teheran wurde ein Treibstofflager getroffenBild: Fatemeh Bahrami/Anadolu/picture alliance

Die als Sprachrohr der iranischen Revolutionsgarden geltende Nachrichtenagentur Tasnim hatte zuvor erklärt, im Norden der Metropole mit ihren rund 15 Millionen Einwohnern sei eine militärische Forschungseinrichtung getroffen worden. Die Revolutionsgarden sind die Elitestreitkräfte der Islamischen Republik. 

Auch die israelischen Angriffe auf das Kommando des Verteidigungsministeriums wurden im Iran gemeldet, ebenso der Brand in dem Öllager im Nordwesten Teherans. Die Lage sei unter Kontrolle, meldet das Portal SNN. Auch aus anderen Teilen der Stadt berichteten Augenzeugen von heftigen Explosionen. Israels Verteidigungsminister Israel Katz postete auf seinem Social-Media-Kanal: "Teheran brennt". Mit einem solchen Szenario hatte der israelische Minister dem Iran am Samstag gedroht.

Israel attackiert seit der Nacht zu Freitag Ziele im Iran - darunter Atomanlagen, Verteidigungsstellungen, Städte und offenbar auch Öl- und Erdgasfelder. Auch wurden führende Militärs und Atomwissenschaftler gezielt getötet.

Seither sind im Iran nach offiziellen Angaben zahlreiche Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt worden. Aus der Provinz Ost-Aserbaidschan meldete die Nachrichtenagentur ISNA 30 tote Militärangehörige sowie zahlreiche Verletzte.

Nach Angaben des iranischen Botschafters bei den Vereinten Nationen, Amir Irawani, waren in der ersten israelischen Angriffswelle auf den Iran am Freitag 78 Menschen getötet und 320 weitere verletzt worden. Die Islamische Republik wertet die Luftangriffe als Kriegserklärung und feuerte in mehreren Angriffswellen Hunderte Raketen und Drohnen auf Israel ab. Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi sagte, sein Land habe mit den Angriffen auf Israel auf ausländische Aggressionen reagiert. Wenn diese aufhörten, würden auch die iranischen Reaktionen enden, fügte Araghtschi hinzu.

Keine Atom-Gespräche zwischen USA und Iran

Eigentlich hätten Delegationen des Irans und der USA als Israels wichtigstem Verbündeten am Sonntag im Oman Gespräche über das iranische Atomprogramm führen sollen - diese Runde in der Hauptstadt Maskat wurde jedoch wegen der militärischen Eskalation abgesagt. Diplomatie und Dialog seien dennoch "der einzige Weg zu dauerhaftem Frieden", teilte Omans Außenminister Badr al-Bussaidi mit. Das Sultanat fungiert als Vermittler.

Israels Premier Benjamin Netanjahu wirft dem Iran vor, Atomwaffen zu entwickeln, um den jüdischen Staat anzugreifen (Archiv)Bild: Richard Drew/AP/picture alliance

In den seit rund zwei Monaten laufenden Verhandlungen zwischen Vertretern aus Washington und Teheran über das umstrittene Atomprogramm gab es zuletzt keine Fortschritte mehr. Nach der Absage ist fraglich, ob es überhaupt noch zu einer weiteren Runde kommen wird.

Israel, die USA und andere westliche Staaten befürchten, dass der Iran heimlich Atomwaffen entwickelt. Die Führung in Teheran betont dagegen, das Programm diene ausschließlich zivilen Zwecken. Seit Jahrzehnten folgt die israelische Regierung der Doktrin, dass feindliche Länder in der Region nicht in den Besitz von Atomwaffen gelangen und damit die Existenz des jüdischen Staates gefährden dürfen. Experten gehen davon aus, dass hingegen Israel im Besitz eigener Atomwaffen ist.

Israel fliegt auch Angriffe gegen Huthi-Miliz im Jemen

Der Iran unterstützt auch andere islamistische Kräfte wie die Huthi-Miliz im Jemen, die palästinensische Terrororganisation Hamas und die Hisbollah-Miliz im Libanon - sie alle gehören der vom Regime in Teheran geführten "Achse des Widerstands" gegen den Erzfeind Israel an.

In Jemens Hauptstadt Sanaa, die von den Huthi kontrolliert wird, kam es ebenfalls zu lauten Explosionen. Der arabische Nachrichtensender Al-Arabija berichtet unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen, dass ein mutmaßlich von Israel geführter Angriff eine Zusammenkunft ranghoher Huthi-Funktionäre getroffen haben könnte.

haz/ack/AR (dpa, rtr, afp)

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