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KonflikteIsrael

Israel und seine Feinde

26. September 2024

Seit Beginn des Gaza-Krieges im vergangenen Herbst wird Israel von verschiedenen Akteuren attackiert. Alle sind sie Verbündete des Irans. Um wen handelt es sich?

Rauch über dem Khiam-Tal im südlichen Libanon nach einem israelischen Luftangriff, 24.09.2024
Nach einem israelischen Luftangriff: Rauch über dem Khiam-Tal im südlichen Libanon (24.09.2024)Bild: AP

Israel kämpft derzeit an zwei Fronten: mit der Hamas im Süden und der Hisbollah im Norden. Angegriffen wird es außerdem von geographisch weiter entfernten Feinden, etwa den Huthis im Jemen und den sogenannten Volksmobilisierungseinheiten im Irak. Sie attackieren das Land mit weitreichenden Raketen. Gemeinsam ist diesen nichtstaatlichen Akteuren, dass sie Verbündete des Iran sind. 

Der Iran

Der Iran ist der mächtigste Feind Israels. Dessen Vernichtung hat die politische Führung in Teheran wiederholt als ihr Ziel definiert. Dabei agiert der Iran überwiegend über seine nichtstaatlichen Verbündeten im Libanon, Jemen, Irak und im Gazastreifen gegen Israel. Er hat das Land im Umfeld des Gaza-Kriegs aber auch selbst attackiert. So griff er Israel im April dieses Jahres mit rund 300 Raketen an. Zuvor hatte Teheran Israel für einen Luftangriff auf seine diplomatische Vertretung in Damaskus verantwortlich gemacht. 

Der Iran gilt als fester Unterstützer der libanesischen Schiiten-Miliz Hisbollah. Hinweise darauf, dass sich Iran auf Seiten der Hamas und der Hisbollah engagiert, sieht das US-Außenministerium seit geraumer Zeit. So schreibt die Behörde in ihrem "Country Report on Terrorism 2020", Iran habe seit 2006 tausende Raketen, Flugkörper und Kleinwaffen an die Hisbollah geliefert. 

Propaganda gegen Israel: Plakat in Teheran, April 2024Bild: Rouzbeh Fouladi/ZUMA Press Wire/picture alliance

Nach Meinung der deutschen Regierung trägt der Iran auch eine Mitverantwortung für den Terrorangriff der Hamas auf Israel. "Wir haben bisher zwar keine handfesten Belege dafür, dass Iran diesen feigen Angriff der Hamas konkret und operativ unterstützt hat", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz kurz danach in einer Regierungserklärung im Deutschen Bundestag. "Aber uns allen ist klar: Ohne iranische Unterstützung über die letzten Jahre wäre die Hamas zu diesen präzedenzlosen Angriffen auf israelisches Territorium nicht fähig gewesen."

Die Hisbollah

Die Hisbollah wird von den USA, Deutschland und auch mehreren sunnitischen arabischen Staaten als Terrororganisation eingestuft. Die EU bewertet ihren militärischen Teil so. Politische Vertreter der Partei gehören  üblicherweise dem libanesischen Parlament und dem Kabinett an.

Die Hisbollah entstand 1982 im Kampf gegen Israel, das während des libanesischen Bürgerkriegs den südlichen Teil des Landes besetzte. Im Jahr 1985 veröffentlichte die Hisbollah ein Manifest, in dem sie als Ziele aufführte: Die Vertreibung früherer westlicher Kolonialmächte aus dem Libanon beziehungsweise das Zurückdrängen ihres Einflusses, die Zerstörung des Staates Israel und die Anlehnung an den Iran. Ebenso enthielt das damalige Manifest die Forderung nach einem religiös-islamistischen Regime im Libanon nach dem Vorbild der iranischen Theokratie. Diesen letzten Punkt schwächte sie später deutlich ab. 

Von Anfang an galt die Hisbollah als enger Verbündeter des Iran. Dieser hat die Hisbollah insbesondere in den vergangenen Jahren massiv unterstützt. So bezeichnete das in Washington ansässige Wilson Center in einer Studie aus dem Jahr 2022 den bewaffneten Flügel der Hisbollah als "den gewaltigsten nichtstaatlichen militärischen Akteur im Nahen Osten - und wohl auch in der ganzen Welt".

Tausende Menschen aus dem südlichen Libanon suchen Schutz in den Städten des Nordens. Szene aus der Stadt Damur am 24.09.2004Bild: Ibrahim AMRO/AFP

Unmittelbar nach Beginn des Gaza-Krieges begann die hochgerüstete Hisbollah, israelisches Territorium zu beschießen. 90.000 Menschen wurden evakuiert. Israel antwortete auf den Beschuss - mit der Folge, dass auch aus dem libanesischen Grenzgebiet rund 110.000 Menschen flohen. Lange Zeit hielt sich der Konflikt auf einer vergleichsweise niedrigen Ebene. In den vergangenen Wochen nahm er an Heftigkeit zu und mündete in eine schwer kontrollierbare Eskalation.

Die Hamas

Die militant-islamistische Hamas wurde 1987 nach Beginn der ersten Intifada gegründet, des palästinensischen Aufstandes gegen die Besatzung. Deutschland, die Europäische Union, die USA und einige andere Staaten stufen sie als Terrororganisation ein. Ideologisch steht sie den ägyptischen Muslimbrüdern nahe. In ihrer Charta erklärt sie die Vernichtung des Staates Israel zu einem ihrer Ziele.

2006, ein Jahr nach dem israelischen Komplettrückzug aus dem Gazastreifen, erreichte sie bei den Parlamentswahlen die Mehrheit der Stimmen, seitdem regiert sie in dem abgeriegelten kleinen Küstenstreifen. Neuwahlen hat es danach nicht mehr gegeben. Ihrer Programmatik folgend, hat die Hamas Israel wiederholt angegriffen. In der Folge kam es zu mehreren schweren bewaffneten Auseinandersetzungen. Die jüngste, der im Herbst vergangenen Jahres begonnene Krieg, geht auf den terroristischen Überfall auf israelisches Territorium am 7. Oktober 2023 zurück. Dabei wurden mehr als 1200 Israelis getötet und 251 Personen in den Gazastreifen entführt. 

Das israelische Luftverteidigungssystem Iron Dome fängt Raketen aus dem Gazastreifen ab, Dezember 2023Bild: Amir Cohen/REUTERS

Seit einigen Jahren arbeitet die Hamas mit dem Iran zusammen und wird von diesem militärisch unterstützt. Der im Juli dieses Jahres mutmaßlich durch Israel getötete Hamas-Führer Ismail Hanija hatte diese Unterstützung im Frühjahr 2022 bestätigt. In einem Interview mit dem katarischen Nachrichtensender al-Jazeera sagte er, Iran habe insgesamt 70 Millionen US-Dollar gezahlt, um bei der Entwicklung von Raketen und Verteidigungssystemen zu helfen. Iran und die Hamas stünden "gegen den gemeinsamen israelischen Feind", so Hanija. Mit dieser Hilfe konnte die Hamas Israel im vergangenen Oktober angreifen und bis heute mit Raketen attackieren.

Die Huthi im Jemen

Die Huthi entstammen einem Stammesverband aus dem bergigen Gebiet im nördlichen Jemen an der Grenze zu Saudi-Arabien. Konfessionell zählt dieser sich zu den Zaiditen, einer Rechtsschule innerhalb des schiitischen Islams. Die Miliz entstand in den 1990er Jahren im Umfeld der Proteste gegen den damaligen Präsidenten Ali Abdullah Saleh. Mit der Begründung, er marginalisiere die Zaiditen, rebellierten die Huthi seit dem sogenannten Arabischen Frühling 2011 gegen damaligen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi. Eine von Saudi-Arabien angeführte internationale Militärallianz griff in den Konflikt ein und hielt Hadi im Amt. Der so 2015 begonnene Krieg hält bis heute an.

Stammesverbände: Kundgebung der Huthi im JemenBild: ZDF

Der ideologische Kurs der Huthi lässt sich bereits aus ihrem Wahlspruch ableiten: "Gott ist der Größte, Tod für Amerika, Tod für Israel, Fluch den Juden, Sieg für den Islam." In ihrem Herrschaftsgebiet im Norden des Jemen hat die Miliz eine strenge islamistische Ordnung etabliert. Unmittelbar nach Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 solidarisierten sich die Huthi mit der Hamas. Seit dem November vergangenen Jahres attackieren sie aus diesem Grund die internationale Schifffahrt am Roten Meer. Von dort aus haben sie wiederholt auch Raketen in Richtung Israel gefeuert. Unterstützt werden die Huthi durch den Iran, etwa durch Waffenlieferungen.

Die Kataib-Hisbollah im Irak

Im Irak gibt es eine Reihe dem Iran verbundene schiitische Milizen, verbunden in der sogenannten Volksmobilisierungsfront. Die bekannteste von ihnen, die Kataib-Hisbollah (KH), entstand 2003 - während des Krieges der USA gegen den Irak. Gesponsert vom Iran, kämpften die verschiedenen Fraktionen der Volksmobilisierungsfront zunächst gegen die US-Truppen, bis sie sich im Verlauf des irakischen Bürgerkriegs mehr und mehr gegen dschihadistische Gruppen wie Al-Kaida und später den "Islamischen Staat" (IS) richteten.

Mitglieder der Kataib-Hisbollah auf dem Weg zu einem Kampf gegen den sogenannten "Islamischen Staat", September 2014Bild: dpa/picture alliance

Die Struktur der Gruppe und insbesondere ihre Führungsstruktur ist wenig transparent. Als Teil der sogenannten vom irakischen Staat finanzierten Volksmobilisierungsfront untersteht sie formal dem Kommando des irakischen Premierministers. Allerdings operiert die Gruppe oft außerhalb der Befehlskette. Sie folgt eher den Kommandos aus dem Iran, dessen Führung sie eng verbunden ist. Vertreter dieser und anderer Milizen sind auch im irakischen Parlament vertreten. Militärisch attackierten die Gruppen seit dem Beginn des Gaza-Krieges teils Israel, aber auch US-Truppen in Syrien und im Irak.

Kersten Knipp Politikredakteur mit Schwerpunkt Naher Osten und Nordafrika
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