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Israelische Armee verstärkt Angriffe auf Libanon

4. August 2006

Israelische Kampfflugzeuge haben ihre Angriffe auf die libanesische Hauptstadt Beirut intensiviert. Israels Regierung lehnte das Angebot einer Waffenpause von Hisbollah-Führer Nasrallah ab.

Nach dem Beschuss der viertgrößten libanesischen Stadt Tyros steigt Rauch aufBild: AP

Ziele der israelischen Angriffe seien Einrichtungen der schiitischen Hisbollah-Miliz und ein Büro der Hamas im Stadtteil Dahieh gewesen. Das teilten die Streitkräfte am Freitagmorgen (4.8.2006) mit. Lokale Medien berichteten, Kampfjets hätten in weniger als einer Stunde 24 Angriffe geflogen. Erstmals seit Beginn des Konflikts griff Israel auch den Stadtteil Ouazi an, der ebenfalls als Hisbollah-Hochburg gilt. Fernsehbilder zeigten dort große Feuer. Zunächst war unklar, ob auch der nahe gelegene Flughafen von Beirut getroffen wurde. Auch über mögliche Opfer wurde nichts bekannt. Die israelischen Streitkräfte hatten am Donnerstagabend Flugblätter abgeworfen, in denen die Bewohner zum Verlassen der Gegend aufgefordert wurden. Israelische Kampfflugzeuge flogen zudem drei Angriffe in der Nähe von Baalbek im Osten des Libanon. Das berichteten der Hisbollah-Sender Al Manar und Augenzeugen.

Israel plant Besetzung

Israel versucht mit den immer massiveren Militäreinsätzen die Errichtung einer "Sicherheitszone" im Süden Libanons voranzutreiben. Wie aus Kreisen der UN-Beobachtertruppe verlautete, rückten israelische Truppen in der Nacht zum Freitag weiter auf libanesisches Gebiet vor. Dabei seien sie nahe der Ortschaft Markaba auf heftigen Widerstand der Hisbollah-Miliz gestoßen. Auch die Hisbollah bestätigte einen israelischen Vorstoß im Südlibanon von "verschiedenen Punkten aus". An der Bodenoffensive beteiligen sich nach israelischen Medienberichten mittlerweile etwa 10.000 Soldaten.

Israels Regierungschef Ehud Olmert sagte der "Süddeutschen Zeitung" (Freitag), sein Land werde eine bis zu zehn Kilometer breite Pufferzone im Südlibanon errichten. Die Kampfhandlungen würden erst eingestellt, wenn eine internationale Eingreiftruppe in den Südlibanon eingerückt sei. Der Premier ergänzte, er wünsche sich deutsche Soldaten bei einem möglichen UN-Einsatz im Südlibanon. "Ich wäre sehr glücklich, wenn Deutschland sich beteiligte". Es gebe zurzeit "keine Nation, die sich Israel gegenüber freundschaftlicher verhält als Deutschland".

Angebot: Einstellung der Angriffe

Am Donnerstag wurden die israelischen Städte Akko (Foto) und Maalot Ziel libanesischer Raketen, sieben Menschen starben.Bild: AP

Hisbollah-Führer Scheich Hassan Nasrallah hatte am Donnerstag erstmals mit Raketenangriffen auf Tel Aviv gedroht. Sollte Israel Beirut weiter bombardieren, werde die Hisbollah auch Tel Aviv bombardieren, sagte Nasrallah in einer Fernsehansprache. Er bot nach Angaben der Agentur AP eine Einstellung der Raketenangriffe auf israelische Städte an, wenn Israel seinerseits die Luftangriffe im Libanon beende.

Der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Mark Regev, wies Nasrallahs Angebot zurück. Dieser wolle sich mit einem Waffenstillstand lediglich etwas Luft verschaffen, damit sich die Hisbollah wieder bewaffnen und neu organisieren könne. Der israelische UN-Botschafter Dan Gillerman sagte dem US-amerikanischen Nachrichtensender CNN, das Angebot Nasrallahs sei ein "Zeichen von Schwäche".

Fast 1000 Tote

Bei den Gefechten im Libanon wurden am Donnerstag vier israelische Soldaten getötet, seit Beginn des Konflikt vor mehr als drei Wochen stieg die Zahl der ums Leben gekommenen israelischen Soldaten damit auf 41. Nach libanesischen Angaben wurden am Donnerstag im Libanon fünf Zivilpersonen getötet. Die Zahl der Toten seit Beginn des Kriegs bezifferte Regierungschef Fuad Siniora am Donnerstag mit 900. Eine Million Menschen - ein Viertel der Bevölkerung - seien auf der

Flucht.

Telefonat mit Merkel

US-Präsident George W. Bush telefonierte am Donnerstag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über die diplomatischen Bemühungen der Vereinten Nationen zur Beilegung der Nahost-Krise. Der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow, erklärte, Thema des 14-minütigen Gesprächs sei auch die Rolle des Irans und Syriens gewesen, die die Hisbollah-Miliz unterstützen. Merkel habe ihre Hilfe und Unterstützung im Umgang mit den betroffenen Parteien angeboten.

Gazastreifen

Israelische Panzer begannen nach Angaben der Streitkräfte in der Nacht zum Freitag mit dem Rückzug aus dem südlichen Gazastreifen. Dort waren bei Kämpfen nahe der Stadt Rafah am Donnerstag nach palästinensischen Angaben mindestens acht Palästinenser ums Leben gekommen, darunter ein achtjähriger Junge. Anwohner berichteten, am frühen Freitagmorgen hätten israelische Soldaten Häuser durchsucht und zwölf Palästinenser festgenommen.

Die Vereinten Nationen mahnten, angesichts der Kämpfe im Libanon "die Tragödie im Gazastreifen" nicht zu vergessen. Israel und die Palästinenser wurden aufgefordert, ihren Verpflichtungen zum Schutz von Zivilpersonen nachzukommen. Die UN kritisierten besonders das militärische Vorgehen Israels. (mas)

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