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KonflikteIsrael

Israels Armee birgt zwei israelische Tote aus Gazastreifen

5. Juni 2025

Das ältere Ehepaar war bei dem Terrorüberfall auf Israel am 7. Oktober 2023 ermordet worden. Ihre Leichen wurden in das Palästinensergebiet verschleppt. Israels Armee greift abermals die Al-Ahli-Klinik in Gaza-Stadt an.

Zwei israelische Panzer in Stellung
Israelisches Militär an der Grenze zum Gazastreifen Bild: Jack Guez/AFP/Getty Images

Israelische Soldaten haben bei einem Spezialeinsatz mit dem Inlandsgeheimdienst Schin Bet im Gazastreifen die sterblichen Überreste von zwei US-israelischen Opfern des 7.-Oktober-Überfalls geborgen. Ihre Leichen waren als Geisel-Pfand in den Händen palästinensischer Terroristen. 

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu gab bekannt, die Leichname seien nach Israel gebracht worden. Der Kibbuz Nir Oz teilte mit, der 72-jährige Gadi Chagai und seine 70-jährige Ehefrau Judy Weinstein könnten nun beerdigt werden, nachdem sie am 7. Oktober auf den Feldern ihres Heimatortes Nir Oz ermordet und ihre Leichen verschleppt worden waren. Das Paar hat nach Medienberichten vier Kinder und sieben Enkelkinder. Die Frau stammte aus Kanada. 

Entführer sollen auch Bibas-Familie getötet haben

Ein Vertreter Israels sagte, Chagai und Weinstein seien von Terroristen der palästinensischen Mudschahidin-Brigaden ermordet worden. Die Gruppierung habe am 7. Oktober 2023 auch die deutsche Staatsbürgerin Shiri Bibas und ihre beiden kleinen Söhne verschleppt und später im Gazastreifen ermordet.

Nach Darstellung der in dem Palästinensergebiet herrschenden Hamas sollen die Mutter und ihre beiden Kinder dagegen bei einem israelischen Luftangriff ums Leben gekommen sein. Die radikal-islamische Palästinenserorganisation wird von zahlreichen westlichen und auch einigen arabischen Staaten als Terrororganisation gelistet. 

Trauernde warten beim Kibbuz Nir Oz auf das Begräbnis von Shiri Bibas und ihren beiden Söhnen (26.02.2025) Bild: Jack Guez/AFP

Nach israelischen Angaben befinden sich derzeit noch mindestens 20 lebende Geiseln im Gazastreifen. Bei drei weiteren Entführten ist unklar, ob sie noch am Leben sind. Zudem sind noch die sterblichen Überreste von 33 Verschleppten in dem abgeriegelten Küstenstreifen mit zahlreichen unterirdischen Tunnelanlagen.

Forum der Geiselfamilien fordert Einigung mit der Hamas

Das Forum der Geiselfamilien erklärte, die Rückkehr von Judy Weinstein und Gadi Chagai erinnere "uns alle daran, dass es die Pflicht des Staates ist, alle Geiseln nach Hause zu bringen". Die israelische Regierung müsse alles Notwendige tun, um eine Einigung mit der islamistischen Hamas zu erreichen, die die Rückführung aller 56 verbliebenen Geiseln ermögliche.

Al-Ahli-Klinik in Gaza-Stadt unter Beschuss

Laut Medienberichten hat die israelische Armee abermals das Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza-Stadt unter Beschuss genommen. Der Direktor des einzigen christlichen Krankenhauses im Gazastreifen, Fadel Naim, sprach in den sozialen Medien vom achten Angriff seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas. Drei Palästinenser seien getötet worden. Der arabische Sender Al Jazeera meldete vier Tote, darunter drei Journalisten. Nach Angaben von Augenzeugen wurden weitere Personen verletzt.

Rettungskräfte nach einem israelischen Angriff auf den Al-Ahli-Krankenhauskomplex (13.04.2025) Bild: Omar Al-Qattaa/AFP/Getty Images

Weil inzwischen viele andere Hospitäler im Gazastreifen außer Betrieb sind, kommt dem Al-Ahli-Krankenhaus eine wichtige Rolle bei der medizinischen Versorgung der notleidenden Bevölkerung zu.

Vergangene Angriffe hatte das Militär damit begründet, das Gelände werde von Terroristen dazu genutzt, um Anschläge gegen die Armee und Zivilisten vorzubereiten und auszuführen. 

Bei weiteren israelischen Angriffen auf Ziele im Gazastreifen wurden nach Angaben der von der Hamas geleiteten Zivilschutzbehörde mindestens zehn Menschen getötet. Die Armee hatte ihre Einsätze in dem Palästinensergebiet nach einer zweimonatigen Waffenruhe im März wieder massiv verstärkt.

Resolution zu sofortiger Waffenruhe scheitert im UN-Sicherheitsrat 

Im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York verhinderten die USA am Mittwoch mit ihrem Veto eine Resolution, in der eine "sofortige, bedingungslose und dauerhafte Waffenruhe" im Krieg zwischen Israel und der terroristischen Hamas im Gazastreifen gefordert wurde. Dafür stimmten alle anderen 14 Ratsmitglieder.

Der Text verlangte auch sofortige humanitäre Hilfe für die mehr als zwei Millionen hungernden Menschen im umkämpften Gazastreifen und die Freilassung der verbliebenen Geiseln aus der Hand der Hamas. Die zehn nicht ständigen Mitglieder des höchsten UN-Gremiums hatten den Entwurf eingebracht, darunter Dänemark.

Die amtierende US-Botschafterin bei den UN, Dorothy Shea, wies darauf hin, in dem Dokument werde die Hamas nicht verurteilt und auch nicht zur Entwaffnung und zum Abzug aus dem Gazastreifen aufgerufen.

"Lieber sterben, als weiter durch Gaza irren"

Hilfswerke haben nochmals eindringlich zur Unterstützung der hungernden Menschen im Gazastreifen aufgerufen. Das internationale katholische Hilfswerk Missio Aachen spricht mit Hinweis auf Partner vor Ort von einer unerträglichen Lage.

Christen sagten, sie stürben lieber mit ihren Kindern, als weiter durch Gaza zu irren, so Missio Aachen. Es gebe keinen einzigen sicheren Platz mehr. Schwache, Alte oder Menschen mit Behinderung hätten keine Chance auf Hilfe. Von den notwendigen 500 bis 600 Hilfslieferungen täglich erreichten derzeit nur rund 90 das abgeriegelte Küstengebiet, erklärte Missio Aachen weiter.

Eine Mutter und ihr Kind in Gaza-Stadt Bild: Jehad Alshrafi/AP/picture alliance

Der Direktor des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Sam Rose, rief die Bundesregierung zu einem stärkeren Engagement im weitgehend zerstörten Gazastreifen auf. Deutschland müsse "das Richtige tun" und erkennen, "dass Untätigkeit Konsequenzen hat, die uns noch lange beeinflussen werden", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". In den vergangenen Wochen hatte die internationale Kritik und auch die deutsche an Israel wegen der Blockade von Hilfslieferungen an die hungernden Menschen zugenommen.  

se/AR/pgr (dpa, kna, epd, ap, afp, rtr)

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