1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KonflikteLibanon

Israels Armee verwundet UN-Soldaten im Libanon

10. Oktober 2024

Israelische Truppen haben laut UN das Hauptquartier der UN-Mission UNIFIL im Libanon beschossen und dabei mindestens zwei Blauhelmsoldaten verwundet. Ein Panzer der Streitkräfte habe einen Beobachtungsturm getroffen.

Der schwer gesicherte Eingangsbereich des UNIFIL-Sitzes in Nakura im Süden Libanons
Das UNIFIL-Hauptquartier in Nakura im Süden LibanonsBild: AFP

Bei dem Beschuss soll ein Panzer der israelischen Armee einen Beobachtungsturm im Hauptquartier der Mission in Nakura getroffen haben, so dass zwei Blauhelmsoldaten herabgestürzt seien und sich verletzt hätten, erklärte UNIFIL.

Es sind die ersten Opfer in den Reihen der Blauhelm-Mission seit Beginn von Israels Bodenoffensive im Libanon gegen die proiranische Hisbollah-Miliz vor rund einer Woche. Vom israelischen Militär gab es auf Nachfrage zunächst keine Bestätigung oder Einzelheiten zu dem Vorfall. 

UNIFIL seit 1978 im Einsatz

UNIFIL ist einer der ältesten friedenserhaltenden Einsätze der Vereinten Nationen. Die UN-Mission überwacht das Grenzgebiet seit Jahrzehnten. An der Mission sind mehr als 10.000 UN-Soldaten aus mehr als 50 Ländern beteiligt, darunter auch deutsche Soldaten. Ein Großteil der Kräfte stammt aus Indonesien, Italien und Indien.

Der Beschuss ereignete sich in Nakura im südlichen Grenzgebiet. An der Mittelmeerküste ist es der erste größere Ort im Libanon nahe der Demarkationslinie mit Israel. Die UNIFIL-Mission hat hier ihr Hauptquartier.

Durch die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats aus dem Jahr 2006 wurden die Aufgaben der Blauhelmtruppe deutlich erweitert. Die Friedenstruppe erhielt den Auftrag, einen nach dem damaligen Krieg zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz erreichten Waffenstillstand im Grenzgebiet zu kontrollieren und die libanesische Armee beim Grenzschutz zu unterstützen.

Mehrere Treffer rund um das Hauptquartier

Das Hauptquartier und die Umgebung seien "wiederholt getroffen" worden, erklärte jetzt der Sprecher der UN-Mission. Die beiden UN-Soldaten seien nicht schwer verwundet, nach dem Angriff aber im Krankenhaus.

Ein weiterer israelischer Angriff habe auch den Eingang zu einem Bunker getroffen, in dem UN-Soldaten Schutz gesucht hätten. Dabei seien auch UN-Fahrzeuge und ein Kommunikationssystem beschädigt worden.

Eine Patrouille der UN-Blauhelmsoldaten im Grenzgebiet zu IsraelBild: Ariel Schalit/AP Photo/picture alliance

Die Hisbollah hatte zuvor erklärt, sie habe einen israelischen Panzer mit Lenkraketen beschossen, als dieser auf das Grenzgebiet vorgerückt sei. Anschließend habe man eine israelische Einheit mit Raketen angegriffen, die versucht habe, verwundete Soldaten aus dem Gebiet zu bringen.

Israelische Bodenoffensive mit Risiken

Die israelischen Streitkräfte hatten vor einer Woche mit ihrer Bodenoffensive im Libanon begonnen, um dort nach eigenen Angaben gezielt gegen Stellungen der militant-islamistischen Hisbollah vorzugehen. Die Schiiten-Miliz wird von Israel, den USA, Deutschland und anderen Staaten als Terrororganisation eingestuft.

Mit dem Vormarsch stieg die Gefahr möglicher Zusammenstöße mit der libanesischen Armee sowie mit UN-Soldaten. Die libanesische Armee ist nicht direkt am Konflikt beteiligt, doch hat auch sie bereits Todesopfer nach Zusammenstößen mit israelischen Truppen gemeldet. 

Der irische Präsident Michael D. Higgins, dessen Land mehr als 300 der UN-Soldaten stellt, hatte das israelische Vorgehen zuvor scharf kritisiert. Die israelische Armee habe die Friedenstruppen bedroht, erklärte Higgins vor einigen Tagen.

Israel fordere sogar, dass die gesamte UNIFIL-Mission sich aus dem Grenzgebiet entferne. Schon vor einigen Tagen hatte sich die UN-Mission "zutiefst besorgt" gezeigt über Aktivitäten des israelischen Militärs "in unmittelbarer Nähe" zu einem ihrer Posten. Sie bezog sich dabei auf einen Angriff nahe Marun ar-Ras im Grenzgebiet weiter östlich von Nakura.

kle/se (dpa, rtr, afp)