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KonflikteNahost

Israels "Lebensversicherung": Iron Dome, Iron Beam und Co.

Uta Steinwehr mit Agenturen | Astrid Prange de Oliveira
15. Juni 2025

Tausende Raketen hat Israels Luftabwehrsystem bereits abgefangen. Dem berühmten "Iron Dome" und weiteren Waffensystemen will Israel bald eine weitere Komponente hinzufügen: die Laserwaffe "Iron Beam". Ein Überblick.

Leuchtende  Punkte und Striche am dunklen Himmel zeigen die Abwehr von Raketen des israelischen Systems "Iron Dome"
Raketen des israelischen Luftabwehrsystems "Iron Dome" fangen Raketen ab, die aus dem Libanon im April 2024 auf Nordisrael abgefeuert wurden Bild: Ayal Margolin/JINI/XinHua/picture alliance

Die Gefahr von Raketenangriffen ist in Israel allgegenwärtig. Der Iran und von ihm unterstützte Milizen und Terrororganisationen im Gazastreifen, Jemen und Libanon haben in den vergangenen Jahren Tausende Raketen, Drohnen und andere Flugkörper auf den jüdischen Stadt abgefeuert. Den weitaus größten Teil hat das israelische Luftverteidigungssystem abgefangen.

Die israelische Luftabwehr besteht bisher aus einem dreistufigen System. Für Mittelstreckenraketen, Drohnen und Marschflugkörper ist "David's Sling" (Deutsch: Davids Steinschleuder) zuständig. Das System Arrow (Pfeil) zielt auf Langstreckenraketen.  "Iron Dome" (Eisenkuppel) fängt Kurzstreckenraketen und Artilleriegeschosse ab. In den sozialen Netzwerken wird es als  "Lebensversicherung Israels" gepriesen.

Teile einer explodierten Drohne liegen auf einer Straße im Kibbutz Kabri im Norden Israels. Der Angriff erfolgte am 11. Juli aus dem Libanon Bild: Amir Levy/Getty Images

Das System ist seit März 2011 im Einsatz. Seit 2014 arbeitet Israel an einer weiteren Komponente, die bald fester Bestandteil der Luftverteidigung werden soll: der Laserwaffe "Iron Beam".

Wie funktioniert Iron Dome?

Die "Eisenkuppel" besteht aus drei Komponenten: einer Radareinheit, einem Kontrollzentrum und einem Raketenwerfer. Die Radareinheit erkennt bedrohliche Geschosse wie Kurzstreckenraketen und Mörsergranaten, berechnet deren Flugbahn und übermittelt diese Informationen an das Kontrollzentrum.

Das passiert binnen Sekunden. Das muss es auch, denn das System fängt Geschosse mit einer Reichweite von bis zu 70 Kilometern ab. Je nach Entfernung des Abschussortes bleiben den Israelis nur 15 bis 90 Sekunden Zeit zwischen Start und möglichem Einschlag einer herannahenden Rakete.

Das dritte Element sind Raketenabschussvorrichtungen. Drei bis vier Stück sind es pro System, in jedem haben 20 Raketen Platz. Eine Abwehrrakete wird nur gestartet, wenn klar ist, dass ein Geschoss auf bewohntes Gebiet gerichtet ist.

Sie ist in der Luft manövrierfähig. Die Abfangrakete trifft das angreifende Geschoss nicht direkt, sondern explodiert in dessen Nähe und zerstört es so. Um Schäden durch herabfallende Trümmer zu vermeiden, fängt der Iron Dome Flugobjekte nach Möglichkeit über unbewohntem Gebiet ab.

Wie wirksam ist die israelische Luftabwehr?

Derzeit sind in Israel mindestens zehn Iron-Dome-Einheiten im Einsatz. Sie sind mobil und können verlegt werden. Nach Angaben des Herstellers, dem staatlichen israelischen Rüstungsunternehmen Rafael Advanced Defence Systems, kann eine einzelne Batterie eine Stadt mittlerer Größe schützen. Um das ganze Land zu schützen, wären nach Ansicht von Experten 13 Einheiten des Systems notwendig.

Diese Abschussvorrichtung steht in der Nähe der Stadt Aschkelon, die zehn Kilometer nördlich des Gaza-Streifens liegtBild: Jack Guez/AFP/Getty Images

Laut Rafael Defence Systems weist das System eine Erfolgsquote von 90 Prozent auf. Auf seiner Unternehmensseite spricht der Hersteller von "mehr als 5000 abgefangenen Geschossen". Nach Angaben der israelischen Armee wurden allein bei dem Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 insgesamt mehr als 3000 Raketen aus dem Gazastreifen auf israelisches Staatsgebiet abgefeuert.

Im April 2024 zeigten auch die anderen Systeme ihre Wirksamkeit. Als der Iran - als Reaktion auf einen mutmaßlich israelischen Luftangriff auf die iranische Botschaft in Damakus - in der Nacht auf den 14. April 2024 rund 300 Raketen, Kampfdrohnen und Marschflugkörper auf Israel abfeuerte, fing die Luftabwehr nach Israelischen Angaben 99 Prozent der Geschosse ab. Allerdings halfen dabei Einheiten von westlichen Verbündeten und einiger arabischer Staaten aus.

Neue Laserwaffe "Iron Beam"

Die Wirksamkeit des Raketenschirms ist also groß. Die Kosten allerdings auch. Der in Washington ansässigen Denkfabrik Center for Strategic and International Studies zufolge beläuft sich der Preis eines einzelnen Iron-Dome-Abfanggeschosses auf 40.000 bis 50.000 US-Dollar. Angesichts dessen will die israelische Armee ihre Luftabwehr durch eine neue Laser-Abwehrwaffe ergänzen, den sogenannten "Iron Beam" (Eisenstrahl).

Die Abwehrraketen bleiben in der Luft manövrierfähigBild: Jack Guez/AFP/Getty Images

Mit dem Hochenergielaser sollen anfliegende Kleinraketen, Drohnen oder Mörsergranaten zerstört werden. Er soll auch in der Lage sein, Drohnen-Schwärme zu neutralisieren. Die Energiewaffe wurde im Februar 2014 ebenfalls von dem israelischen Rüstungskonzern Rafael Systems vorgestellt. Seit 2022 beteiligt sich auch der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin an dem Projekt.

Der Einsatz von Iron Beam war ursprünglich für Oktober 2025 vorgesehen. Das israelische Militär bestätigte jedoch am 28. Mai 2025, dass es bereits 2024 ein ähnliches Laserabwehrsystem im Kampf gegen Luftangriffe der Hisbollah aus dem Libanon eingesetzt hat. Im Laufe des Jahres soll Iron Beam zu einer festen Komponente des israelischen Luftschutzschirms werden.

Die Vorteile im Vergleich zu Iron Dome sind weitaus geringere Kosten pro Abschuss, ein theoretisch unbegrenzter Munitionsvorrat und geringere Betriebskosten. Die Angaben zu den Kosten schwanken beträchtlich: Ein Laser-Abschuss kostet angeblich wenige Dollar bis 2000 Dollar, wenn alles eingerechnet wird.

Dieser Artikel wurde erstmals am 12.05.2021 veröffentlicht; am 9. August 2024 und am 15. Juni 2025 wurde er aktualisiert.

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