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Ist Karimow tot oder nicht tot?

2. September 2016

Der Zustand des Machthabers habe sich nochmals verschlechtert, heißt es in einer Erklärung der usbekischen Regierung. Die türkische Regierung verkündet jedoch den Tod Karimows und kondoliert. Was stimmt denn nun?

Islam Karimov (Foto: picture-alliance/dpa/M. Metzel)
Bild: picture-alliance/dpa/M. Metzel

"Liebe Mitbürger, schweren Herzens müssen wir mitteilen, dass der Zustand unseres Präsidenten sich gestern deutlich verschlechtert hat", heißt es auf der Webseite der usbekischen Regierung. Ärzte hätten seinen Zustand als kritisch bezeichnet. Damit wird offiziell bestätigt, dass Islam Karimow, der die Ex-Sowjetrepublik seit mehr als 25 Jahren beherrscht hat, einem Schlaganfall erlitten hat.

Dagegen meldet die Nachrichtenagentur Reuters, Karimow sei gestorben. Die Agentur beruft sich auf drei mit der Lage vertraute Diplomaten.

Aus Ankara wird die Meldung von Reuters bestätigt: "Gott habe ihn selig. Als Türkei teilen wir das Leid des usbekischen Volkes", sagte der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

In den vergangenen Tagen hatte es lediglich Gerüchte über den gesundheitlichen Zustand des Präsidenten gegeben. Die Regierung hatte mitgeteilt, dass Karimow ins Krankenhaus gebracht worden sei. Karimows jüngere Tochter, Lola Karimowa-Tilljajewa, bestätigte inzwischen, dass ihr Vater eine Hirnblutung gehabt habe. Er sei jedoch auf dem Weg der Genesung, schrieb sie in einem sozialen Netzwerk. Oppositionelle behaupten dagegen schon seit Tagen, dass Karinow tot sei.

Kommt ein Machtkampf?

Am Freitag hatte Usbekistan den 25. Jahrestag seiner Unabhängigkeit von der Sowjetunion begangen. Die Führung in Taschkent verzichtete wegen des gesundheitlichen Zustandes des autoritären Staatschefs auf Feierlichkeiten. Statt Karimow habe Regierungschef Schawkat Mirsijajew einige Zeremonien in der Hauptstadt organisiert, berichteten Medien in der Ex-Sowjetrepublik. Beobachter werteten dies als Hinweis darauf, dass Mirsijajew der Nachfolger Karimows werden könnte. Sein Hauptkonkurrent scheint Finanzminister Rustam Asimow zu sein. Kenner des Landes sprechen von einem Machtkampf zwischen den beiden.

Karimow war bereits 1989 in der Zeit der Sowjetunion als Politiker der Kommunistischen Partei an die Spitze der damaligen Sowjetrepublik Usbekistan gerückt. Nach der Unabhängigkeit 1991 wurde er zum Staatschef gewählt. Zuletzt wurde er im März 2015 mit mehr als 90 Prozent der Stimmen für ein weiteres fünfjähriges Mandat wiedergewählt. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) äußerte jedoch Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Wahl.

mm/jj/cgn/wl (afp, rtr, ap)