Italien draußen
22. Juni 2008Spanien hat im Elfmeterschießen den Italien-Fluch besiegt und sein Viertelfinal-Trauma überwunden. Die Iberer besiegten Weltmeister Italien am Sonntagabend (22.6.2008) im Elfmeterschießen mit 4:2. Damit spielt Spanien das erste Halbfinale bei einem großen Turnier seit 24 Jahren. Gleichzeitig gelang dem Team der erste Pflichtspielsieg über Italien seit den Olympischen Spielen 1920. Held des Abends war Torwart Iker Casillas, der die Elfmeter von Daniele der Rossi und Antonio di Natale hielt.
Die rund 51.500 Zuschauer im ausverkauften Wiener Ernst-Happel-Stadion sahen über 120 Minuten ein risikoarmes Spiel mit wenigen Höhepunkten, das den hohen Erwartungen zu keiner Zeit gerecht werden konnte. Der italienische Angriff um Bundesliga-Torschützenkönig Luca Toni blieb weitgehend wirkungslos. Auch die spanische Offensive um den bisherigen EM-Torschützenkönig David Villa wurde von der dicht gestaffelten italienischen Abwehr weitgehend kontrolliert, gefährliche Strafraumaktionen waren selten.
Die erste Möglichkeit verbuchte der Spanier David Silva in der 9. Minute mit einem abgefälschten Schuss. In der 18. Minute hatte Italien Glück: Ambrosini zog Villa im Strafraum die Beine weg, doch der deutsche Schiedsrichters Herbert Fandel entschied nicht auf Elfmeter. Bis zum Wechsel erzeugten die Spanier nur noch mit Distanzschüssen Gefahr.
Wenig Offensive
Auch in der zweiten Hälfte blieben gefährliche Aktionen Mangelware. Aus heiterem Himmel dann eine Riesenchance für Italien: Der eingewechselte Mauro Camoranesi profitierte von einer Konfusion im spanischen Strafraum, doch Keeper Casillas konnte mit dem Fuß abwehren (61.).
In der Folge lauerten sich Italiener fast ausschließlich auf einen Fehler des Gegners. In der 81. Minute patzte dann ausgerechnet ihr sonst so sicherer Schlussmann: Gianluigi Buffon ließ einen Fernschuss von Marcos Senna durchrutschen, doch der Pfosten rettete. Mit Pfiffen schickten die Zuschauer die Teams in die Verlängerung.
Kein Tor aus dem Spiel für Italien
Nur kurzzeitig brachte diese etwas mehr Bewegung: Eine gute Chance hatte Silva (92.), doch sein 16-Meter-Schuss strich knapp am italienischen Tor vorbei. Auf der Gegenseite war es di Natale (97.), der Casillas per Kopf alles abverlangte. Doch die Azzurri blieben auch bei ihrem vierten EM-Auftritt ohne einen heraus gespielten Treffer, so dass das Elfmeterschießen entscheiden musste.
Torhüter Iker Casillas wurde vor den Augen des spanischen Königspaares mit zwei gehaltenen Elfmetern schließlich zum Helden der Spanier. "Es ist großartig, ich kann meine Emotionen gar nicht in Worte fassen. Das ist ein wichtiger Sieg für diese junge Mannschaft, wir haben lange darauf warten müssen", sagte Cesc Fabregas, der schließlich den entscheidenden Elfmeter verwandelte.
Casillas blickte bereits nach vorne. "Russland ist ein starker Widersacher, uns steht eine schwere Aufgabe bevor. Wir müssen uns noch steigern", sagte der Schlussmann von Real Madrid.
Zunächst aber ist auch der Fluch des 22. Juni besiegt: Nach drei Niederlagen bei großen Turnieren jeweils an diesem Datum, jeweils im Viertelfinale, jeweils im Elfmeterschießen.
Spanien: Casillas - Sergio Ramos, Marchena, Puyol, Capdevila - Iniesta (60. Santi Cazorla), Senna, Xavi Hernandez (60. Fabregas), Silva - Villa, Torres (87. Güiza). - Trainer: Aragones
Italien: Buffon - Zambrotta, Panucci, Chiellini, Grosso - Aquilani (108. Del Piero), De Rossi, Ambrosini - Perrotta (58. Camoranesi) - Toni, Cassano (75. Di Natale). - Trainer: Donadoni
Schiedsrichter: Herbert Fandel (Deutschland)
Elfmeterschießen: 1:0 Villa, 1:1 Grosso, 2:1 Santi Cazorla, Casillas hält gegen De Rossi, 3:1 Senna, 3:2 Camoranesi, Buffon hält gegen Güiza, Casillas hält gegen Di Natale, 4:2 Fabregas
Zuschauer in Wien: 51.178