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Politik

Italien geschockt nach Impfgegner-Gewalt

11. Oktober 2021

Proteste gegen die neue Corona-Passpflicht in Italien sind am Wochenende eskaliert. Unter den Randalierern waren führende Mitglieder der rechtsextremen Forza Nuova. Nun werden Forderungen laut, die Partei zu verbieten.

Italien Rom | Gewaltsamer Protest in Rom gegen Corona-Passpflicht (09.10.2021)
Gewaltsamer Protest in Rom gegen Corona-Passpflicht (am Sonnabend): Drei Carabinieri verletztBild: Remo Casilli/REUTERS

Ab kommendem Freitag gilt in Italien 3G auch am Arbeitsplatz. Dann muss man beispielsweise nicht nur in Restaurants, Kinos oder Sportstadien mit dem "grünen Pass" belegen, dass man gegen Corona geimpft, von der Krankheit genesen oder negativ getestet ist, sondern auch in Büro und Betrieb. Um gegen die neue Regelung zu demonstrieren, waren am Sonnabend in mehreren Städten des südeuropäischen Landes Tausende auf die Straße gegangen. In Rom eskalierte der Protest.

Mehrere hundert Menschen spalteten sich in der italienischen Hauptstadt vom Demonstrationszug ab und versuchten, zum Parlament zu marschieren und offenbar auch zum nahegelegenen Amtssitz von Ministerpräsident Mario Draghi vorzudringen. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei.

Demonstranten griffen zudem den Sitz des Gewerkschaftsverbands CGIL an. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein, um sie zu stoppen. Eine aufgebrachte Menge attackierten Wachleute mit Stöcken und Fahnenstangen. Randalierer drangen in das Innere der Gewerkschaftszentrale vor, wie auf Amateuraufnahmen zu sehen ist, und verwüsten dort Büros. Drei Carabinieri wurden verletzt.

Verwüstetes Büro in der CGIL-Zentrale: "Akt faschistischer Gewalt" Bild: Mauro Scrobogna/La Presse/ZUMA Press/picture alliance

Am Samstagabend griffen dann etwa 30 Menschen die Notaufnahme eines Krankenhauses an, in dem einer ihrer festgenommenen Mitstreiter wegen einer Verletzung behandelt wurde. Wie die Nachrichtenagentur Ansa meldet, brachen Randalierer die Tür auf und gerieten mit Ordnungskräften und medizinischem Personal aneinander. Vier Menschen wurden verletzt, unter ihnen eine Krankenschwester, die von einer Flasche am Kopf getroffen wurde. 

Zwölf Festnahmen

Am Tag nach den gewaltsamen Ausschreitungen nahm die Polizei zwölf Menschen fest. Auch mehrere Mitglieder der rechtsextremen Partei Forza Nuova kamen in Gewahrsam, darunter Generalsekretär Roberto Fiore und der römische Parteichef Giuliano Castellino.

Moderate und linksgerichtete italienische Politiker fordern angesichts der jüngsten Entwicklungen ein Verbot der Forza Nuova. "Wir haben genug von der Gewalt durch neofaschistische Gruppen. Wir werden im Parlament einen Dringlichkeitsantrag einbringen, in dem wir die Regierung auffordern, Forza Nuova aufzulösen", sagte Emanuele Fiano, Abgeordneter der Partito Democratico (PD). Auch Mitglieder der Partei von Regierungschef Draghi unterstützten den Vorstoß.

CGIL-Chef Landini: "Sie können uns nicht einschüchtern"Bild: Gloria Imbrogno/IPA/imago images

Von einem Akt "faschistischer Gewalt" und einem "Angriff auf die Verfassung", sprach CGIL-Chef Maurizio Landini. Auch er plädierte für eine Auflösung der Forza Nuova und kündigte für kommenden Sonnabend eine antifaschistische Demonstration an. "Sie können uns nicht einschüchtern, sie machen uns keine Angst", sagte Landini in einer Ansprache vor dem Hauptsitz des Gewerkschaftsverbands.

"Grüner Pass" und 3G-Regel

In Italien gilt ab dem kommenden Freitag der "grüne Pass" auch im Job. Wer der Arbeit fernbleibt, weil er das Dokument nicht vorweisen kann, muss mit einer Suspendierung rechnen. Corona-Tests sind nur für Menschen kostenlos, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können. Die Corona-Passpflicht betrifft rund 23 Millionen Arbeitnehmer in Italien.

Im öffentlichen Leben gilt vielerorts bereits die 3G-Regel. Die Maßnahme sorgt gleichzeitig dafür, dass nun Lockerungen möglich sind: Kinos, Theater und Konzerthallen etwa dürfen wieder zu 100 Prozent ausgelastet werden. Auch Diskotheken können wieder öffnen.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind bislang knapp 80 Prozent der italienischen Bevölkerung über zwölf Jahren vollständig geimpft. Italien hat bereits mehr als 130.000 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert.

AR/kle (afp, ap, rtr)

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