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Katastrophe

Italien: Helfer hoffen auf weitere Überlebende

21. Januar 2017

Im italienischen Erdbebengebiet wird das scheinbar Unmögliche wahr: Auch 48 Stunden nach dem Lawinenunglück in Farindola holen Rettungskräfte noch Überlebende aus dem verschütteten Hotel.

Nach Erdbeben in Italien - Lawine verschüttet Hotel
Bild: Pictture-Alliance/dpa/Italian Firefighters/ANSA/AP

Mindestens sechs Menschen gerettet zwei Tage nach Lawine

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Die Katastrophenhelfer zogen am späten Freitag drei Kinder aus dem durch Schneemassen verschütteten Hotel in Farindola in den Abruzzen, wie die Feuerwehr auf Twitter mitteilte. Zuvor hatten sie bereits einen Jungen ins Freie gebracht. Damit sind nun alle vier Kinder gerettet, die sich nach Behördenangaben zum Unglückszeitpunkt in dem Hotel aufhielten. 

Mindestens zehn Menschen hätten das schwere Unglück überlebt, sagte Zivilschutz-Chef Fabrizio Curcio. Die Geretteten waren mehr als 40 Stunden eingeschlossen. Seit Freitagvormittag hatten die Einsatzkräfte nach und nach mehrere Menschen durch einen Schacht heraus ziehen können, im Laufe des Tages hatte es allerdings immer wieder widersprüchliche Angaben zur Zahl der Überlebenden und der bereits Geretteten gegeben.

Sicher ist: Der Zustand der Überlebenden, die in einem Krankenhaus in Pescara behandelt werden, ist nach Aussagen der Ärzte gut. Einige hätten Unterkühlungen, niemand sei aber in einem kritischen Zustand. Das Glück der Überlebenden sei gewesen, dass sie nicht in direkten Kontakt mit dem kalten Schnee gekommen seien.

Es gibt immer noch immer Vermisste

Noch immer werden mehrere Menschen vermisst. Der Zivilschutz hofft, weitere Überlebende retten zu können. "Wir haben diese Hoffnung immer gehabt", sagte Zivilschutz-Chefin Titti Postiglione. Nachdem am Vormittag die ersten Überlebenden gefunden worden waren, sei die Hoffnung gestiegen.

Mehr als 130 Rettungskräfte sind rund um das Hotel Rigopiano im Einsatz. Die Helfer, unter ihnen Lawinenexperten, arbeiten unter sehr riskanten Bedingungen. Das verschüttete Hotelgebäude kann unter der Last der Schnee-Massen einstürzen. Bislang haben die Behörden zwei Todesopfer in dem Gebäude bestätigt.

Die gewaltige Lawine hatte am Mittwoch das Vier-Sterne-Hotel nach einer Erdbebenserie komplett verschüttet und Teile mitgerissen. Nach Aussage des Hoteldirektors waren zum Zeitpunkt des Unglücks bis zu 35 Menschen in der Anlage.

Das Berghotel Rigopiano liegt auf 1200 Metern Höhe am Fuß des bis über 2900 Meter hohen Bergmassivs Gran Sasso. Es ist etwa 45 Kilometer von der Adriaküste entfernt. Auf seiner Facebook-Seite hatte es sich als Wohlfühloase im Schnee präsentiert.

In den Abruzzen hatte es seit Tagen geschneit, der Schnee lag zum Teil meterhoch. Augenzeugen sprachen von apokalyptischen und chaotischen Szenen am Unglücksort. Der Präsident der Bergretter der Region Piemont, Luca Giaj Arcota, sagte, dass Trümmer und Möbel noch in bis zu 400 Metern Entfernung vom Hotel gefunden worden seien. Das zeige, wie stark die Wucht der Lawine gewesen sei.

Schnee stoppte die Abreise 

Die Gäste hatten offenbar nach den vier schweren Erdbeben am Mittwoch abreisen wollen und bereits ausgecheckt. Es kam aber kein Fahrzeug durch, um sie mitzunehmen. Die letzten Kilometer des Zufahrtsweges zum Hotel waren dicht. Das bekamen auch die ersten Retter zu spüren. Sie mussten sich in der Nacht zum Donnerstag auf Skiern zum Unglücksort vorkämpfen. Helikopter kamen erst im Anschluss zum Einsatz.

Bundeskanzlerin Angela Merkel versicherte den Italienern, dass Deutschland nach den jüngsten Naturkatastrophen an ihrer Seite stehe. In einem Kondolenzschreiben an Ministerpräsident Paolo Gentiloni schrieb sie: "Ihnen und den italienischen Bürgerinnen und Bürgern möchte ich in diesen schweren Stunden die Anteilnahme meiner Landsleute und mein ganz persönliches Mitgefühl übermitteln."

Unter meterhohen Schneemassen begraben - das Berghotel "Rigopiano" in den AbruzzenBild: picture-alliance/dpa/Italian Firefighters/ANSA/AP

Der italienische Ministerrat gab 30 Millionen Euro Erdbebenhilfe frei. Die Staatsanwaltschaft in Pescara untersucht, ob menschliches Versagen oder fahrlässige Tötung vorliegen. In der Abruzzenregion kommen die Menschen nicht zur Ruhe. Seit einem schweren Erdbeben im August mit rund 300 Toten gibt es immer wieder Erdstöße, zuletzt am Mittwoch, als vier starke Beben die Region erschütterten. In Amatrice, wo es im August die meisten Toten gab, stürzte der bis dahin noch stehende Uhrenturm des Ortes ein.

Noch sind viele Häuser ohne Strom

Ministerpräsident Paolo Gentiloni dankte auf Twitter den unzähligen zivilen und militärischen Helfern. Außer den beiden bestätigten Toten im Berghotel waren bis Freitag vier weitere Todesopfer in der Region zu beklagen. Nach den neuen Erdstößen diese Woche wurden viele Bewohner von der Außenwelt abgeschnitten.

Der italienische Energiekonzern Enel teilte mit, dass in den Abruzzen nach den Erdstößen Mitte der Woche noch knapp 60.000 Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten seien. Mehr als 160.000 weitere Wohungen seien aber wieder an das Leitungsnetz angeschlossen.

haz/ hk (dpa, afp)

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