"Faschistenwald" in Italien abgebrannt
25. August 2017
Der Bürgermeister der Stadt Antrodoco, auf deren Gemarkung die Kiefernpflanzung liegt, äußerte sich erschüttert. "Ein wichtiger Teil unserer Identität ist in Rauch aufgegangen", schrieb Alberto Guerrieri auf Facebook. Die Flammen zerstörten das V und das X, wie italienische Nachrichtenagenturen berichteten.
Denen, die sich über das Ende des Wäldchens freuten, warf er Verlogenheit vor. Auch sie profitierten von Errungenschaften der Faschisten wie zum Beispiel Elektrizitätswerke, erklärte Guerrieri.
Motiv der Neubepflanzung unklar
Der Führerwald am Monte Giano, den Guerrieri als eine "bedeutende Leistung der Umwelttechnik" bezeichnete, habe die Stadt vor Erdrutschen bewahrt. Es müsse unverzüglich wiederaufgeforstet werden, so Guerrieri weiter. In welcher Form das etwa 700 mal 700 Meter große Hangstück bepflanzt werden soll, präzisierte er nicht.
Das Feuer am Monte Giano war Medienberichten zufolge am Dienstag ausgebrochen und hatte sich unaufhaltsam zu dem historischen Wäldchen hochgearbeitet. Ein Löschflugzeug und mehrere Feuerwehrmannschaften versuchten vergeblich, den Flammen Einhalt zu gebieten. Zeitweise musste die Verbindungsstraße zwischen Antrodoco und L'Aquila gesperrt werden.
Von Rom aus zu sehen
Die landschaftsgestalterische Ehrbezeigung gegenüber dem "Duce" Benito Mussolini geht auf das Jahr 1939 zurück, in dem Italien ein Bündnis mit dem Deutschen Reich unter Adolf Hitler schloss. Auszubildende der staatlichen Forstschule von Cittaducale und Bürger von Antrodoco hatten damals rund 20.000 Setzlinge gepflanzt. Der Schriftzug "DVX", der bei klarem Wetter selbst von der knapp 100 Kilometer entfernten Hauptstadt Rom aus sichtbar war, sorgte nach dem Krieg immer wieder für Polemik. 2004 wurde der Wald zum Kulturdenkmal erklärt und mit Mitteln der Regionalregierung Latium gepflegt.
Grund für das Feuer war wohl ein Topf Tomaten, der zum Kochen gebracht werden sollte, berichtete die Agentur Adnkronos. Wegen Trockenheit und Hitze kämpft die Provinz Rieti in diesem Sommer mit vielen Waldbränden.
cgn/uh (dpa, kna)