Italien verlängert Ausgangssperre bis Mai
11. April 2020Die italienische Regierung verlängert die wegen der Coronavirus-Pandemie verhängte Ausgangssperre um drei Wochen bis zum 3. Mai. Die Maßnahmen gelten seit dem 10. März und waren bislang bis zum Ostermontag angeordnet. Ministerpräsident Giuseppe Conte sprach in einer TV-Rede von einer schwierigen, aber notwendigen Entscheidung, "für die ich die volle politische Verantwortung übernehme". Ansonsten riskiere Italien, seine ersten Erfolge im Kampf gegen die neuartige Lungenkrankheit COVID-19 wieder einzubüßen. Wirtschaftsverbände hatten zuvor einen Kurswechsel gefordert und vor den ökonomischen Folgen des Stillstands im Land gewarnt.
Die Ausgangsbeschränkungen in Italien sind wesentlich strenger als in Deutschland. Die Menschen dürfen nur dann Wohnung oder Haus verlassen, wenn sie zur Arbeit, zum Arzt oder zum Einkaufen müssen. Und sie benötigen eine schriftliche Bestätigung mit Angaben zur Person und den Gründen, warum sie unterwegs sind.
Ein Großteil der Unternehmen ist seit Wochen geschlossen. Die Wirtschaft des hoch verschuldeten Landes befürchtet deswegen eine heftige Rezession. Viele Bürger beschweren sich zunehmend, dass sie es zu Hause kaum noch aushielten.
Buch- und Papierläden dürfen nächste Woche öffnen
"Wir können es alle nicht erwarten, wieder loszulegen", ging Conte auf die Stimmung unter den 60 Millionen Bürgern ein. Es sei aber weiterhin Vorsicht geboten. Der Regierungschef kündigte an, dass in der kommenden Woche, also vom 14. April an, einige wenige Läden zusätzlich wieder öffnen dürfen. Es geht um Buchläden, Schreibwarengeschäfte und Läden für Babykleidung. Eine Liste der Ausnahmen soll an diesem Samstag veröffentlicht werden. Seit dem 12. März sind in Italien nur Lebensmittelgeschäfte und Apotheken geöffnet.
Zudem ist eine leichte Lockerung des Produktionsstopps geplant. So soll zum Beispiel in der Holzwirtschaft wieder gearbeitet werden dürfen.
Italien gehört weltweit zu den am heftigsten von der Corona-Pandemie getroffenen Staaten. Zwar hat sich die Ansteckungswelle zuletzt verlangsamt. Trotzdem meldete der Zivilschutz am Karfreitag 570 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden. Insgesamt starben dort nach Angaben der Johns-Hopkins- Universität 18.849 Infizierte seit dem Beginn der Coronavirus-Welle im Februar - so viele wie in keinem anderen Land der Welt. Die Zahl der Menschen, die im Laufe der Pandemie positiv auf das Virus getestet wurden, stieg am Freitag etwas weniger als am Vortag: Es sind inzwischen fast 148.000 Personen. Die Zahl der Patienten auf den Intensivstationen der Krankenhäuser nimmt seit Tagen leicht ab.
se/AR (afp, dpa, ap)