Die Corona-Pandemie kostet die Deutschen im ersten Quartal 2021 wahrscheinlich gut 50 Milliarden Euro. Das geht aus Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Der Gesamtschaden ist wesentlich höher.
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Der Wohlfahrtsverlust durch die Corona-Pandemie belaufe sich bislang auf 250 Milliarden Euro, wie das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) genau ein Jahr nach Beginn des ersten Lockdowns am 14. März berechnet hat. Danach mussten mehr als 16.000 Unternehmen Insolvenz anmelden, hinzu kämen 5000 sogenannte Zombieunternehmen ohne Perspektive. Grundlage für die Rechnung sei die Modellierung des Konjunkturverlaufs in einer Welt ohne Corona und der Vergleich mit der tatsächlichen Entwicklung.
"Die Corona-Krise war und ist ein Schock für die deutsche Wirtschaft, der seinesgleichen sucht", sagt IW-Direktor Michael Hüther. "Die Hilfspakete der Bundesregierung und das Kurzarbeitergeld konnten zwar schlimmere Folgen abwenden. Allerdings haben die Auszahlungen der Hilfen lange, teilweise zu lange, auf sich warten lassen." Diese harte Phase hätten nicht alle Unternehmen meistern können. "Es bleibt zu hoffen, dass sich die Impfgeschwindigkeit erhöht, sodass die Unternehmen endlich begründete Zuversicht und Planungssicherheit haben", so Hüther.
Geschlossene Geschäfte, gestörte Lieferketten, Millionen Menschen in Kurzarbeit: Die Pandemie habe fast alle Bereiche der Wirtschaft ins Mark getroffen, besonders die langwierigen Lockdowns setzten den Betrieben zu.
Schock im ersten Quartal 2020
Im ersten Quartal 2020 sei das Bruttoinlandsprodukt nach den Berechnungen des IW noch vergleichsweise leicht zurückgegangen. Im zweiten Quartal dann ein Schock: Das prognostizierte BIP ohne Corona hätte in diesem Zeitraum bei rund 850 Milliarden Euro gelegen, tatsächlich waren es rund 100 Milliarden Euro weniger, so das IW. Im folgenden dritten Quartal, vor allem in den Sommermonaten, schloss sich die Lücke zwar wieder deutlich, aber nie ganz. Mit dem erneuten Lockdown seit Jahresende 2020 wurden die Wohlfahrtsverluste wieder größer. Die Pandemie koste laut IW allein im ersten Quartal 2021 wahrscheinlich gut 50 Milliarden Euro.
Viele Unternehmen hätten der Krise trotz der Insolvenzaussetzung und der Staatshilfen nicht standhalten können: 2020 seien rund 16.300 Unternehmen pleite gegangen. Weitere 5000 Zombieunternehmen kämen hinzu, weil es für sie trotz der Hilfen kaum eine Perspektive mehr gebe.
Auch in der Pandemie kann man Geld verdienen
Die seit mehr als einem Jahr andauernde Pandemie schädigt die Wirtschaft ganz enorm. Doch in einigen Nischen sorgt das zwangsweise geänderte Sozialverhalten der Deutschen geradezu für einen Boom.
Bild: DW/A. Rebossio
In der Ruhe liegt die Kraft
Die starke Nachfrage nach Puzzles in der Pandemie hat der Branche im Jahr 2020 einen Wachstumsschub beschert. Im Vergleich zu 2019 stieg der Umsatz beim Branchenriesen Ravensburger um 20 Prozent auf 632 Millionen Euro. Man sei gut durch das Krisenjahr gekommen, sagte der Vorstandschef. Die Oberschwaben verkauften mehr als 28 Millionen Puzzles - das sind rund 32 Prozent mehr als im Vorjahr.
Bild: picture alliance/dpa
Wenn die Lok im Keller dampft
Aufwind auch beim Modellbau, der hierzulande sehr beliebt ist und auch prominente Anhänger hat - wie etwa Innenminister Horst Seehofer, der sich hier mächtig über einen ICE freut. Der Modelleisenbahn-Marktführer Märklin verzeichnete im November 50 Prozent mehr Bestellungen als im Vorjahresmonat. Bereits während des ersten Lockdowns im März und April hatte Märklin ein deutliches Plus verzeichnet.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Hoppe
Auch schwitzen kostet
Generell gilt: Wer die Leute fit hält, verdient. Weil in der Pandemie auch die Fitnessstudios geschlossen sind, gingen die Preise für Fitnessgeräte kräftig in die Höhe. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, mussten Sportfans im Dezember 13,1 Prozent mehr Geld für Fitnessgeräte ausgeben als noch ein Jahr zuvor - trotz des seit Juli geltenden geringeren Mehrwertsteuersatzes.
Bild: Reuters/P. Nicholls
Radfahren: Echt im Trend
Schon im Sommer guckten viele Leute, die sich ein neues Fahrrad kaufen wollten, in die Röhre: Es gab keine Drahtesel mehr, der Fachhandel war leer gekauft. Laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach stieg der Anteil der Bürger, der täglich Fahrrad fährt, im Vergleich zum Vorjahr von 17 auf 22 Prozent. Viele möchten laut dieser Studie auch nach der Krise öfter radeln.
Bild: picture-alliance/dpa Themendienst
Nicht mehr nur des Müllers Lust
In der Pandemie hat sich das Laufen durch die heimische Natur als Krisengewinner entpuppt. "Wandern als individuelle Natursportaktivität wird durch die Pandemie beflügelt", hieß es vom Deutschen Wanderverband (DWV). Schade nur, dass man mit Wanderschuhen und -stöcken nicht so viel Geld verdienen kann wie mit E-Bikes. Für eIn Umsatzplus reichts trotzdem.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Schutt
Und zu Hause wird angepackt
Kommen Wanderer oder Pedalritter heim, sehen sie dort vielleicht wieder Optimierungsbedarf. Das beschert den Heimwerkermärkten einen Boom. So hat beispielsweise der Do-It-Yourself-Ausrüster Hornbach im dritten Quartal des Bilanzjahres 2020/21 ein Umsatzplus von 20,3 Prozent verbucht. Für das Gesamtjahr wird ein Plus von 13 bis 17 Prozent angepeilt.
Bild: picture-alliance/Keystone/J. Zick
Couching, streaming, watching
Und dann gibt es jene, die weder sich selbst oder eine Modelleisenbahn bewegen und auch keinen Nagel einschlagen. Doch auch ein "Sofatester" trägt zur Konjunktur bei, indem er etwa einem Streaminganbieter Geld überweist, am häufigsten für Serien. Netflix zum Beispiel verkündete, den Schachwunderkind-Siebenteiler "Damengambit" (Fimszene) hätten bereits mehr als 60 Millionen Menschen gesehen.
Bild: Phil Bray/Netflix/Everett Collection/picture alliance
Das muss unter den Weihnachtsbaum!
Dieser Aufforderung des netten Herrn im Bild sind eine Menge Leute gefolgt, weltweit und auch in Deutschland. Weil man die ganze Kohle ja nicht anders ausgeben kann, musste es zu Weihnachten ein iPhone sein. Ergebnis: Apple verkaufte im vierten Quartal satte 90 Millionen Stück davon - das trieb den Quartalsumsatz erstmals über die Marke von 100 Milliarden Dollar.
Bild: Apple Inc./Brooks Kraft/AFP
Spielen auf der Couch?
Zu meiner Zeit (das ist schon lange her!) war das etwas, was man nur machte, wenn die Eltern im Kino waren. Heute steigert man mit dem Gaming (so der Terminus Technicus, das Spiel im Bild ist Ryse - Son of Rome) sogar das Bruttosozialprodukt. Denn eine PlayStation 5 oder eine Xbox Series X gibt es ja nicht umsonst.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Nelson
Erst kommt der Hunger, dann die Reue
Auch spielende oder nur guckende Couch-Potatoes haben mal Hunger - und dafür gibt es die Lieferdienste, die gerade mächtig Umsatz machen. Sie bringen Pizza, Burger, Sushi und andere Leckereien nach Haus. Das ist ne tolle Sache: Denn diese Klientel wird nach der Pandemie die wieder geöffneten Fitnessstudios heimsuchen und so noch einmal die Konjunktur ankurbeln.